13. Kapitel

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Als ich meine Augen öffnete war es dunkel um mich herum. Meine Augen brauchten eine Weile um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Dann erkannte ich die Umrisse eines weißen Bettes auf dem ich lag. In dem kleinen Raum befand sich noch ein Schrank und weiter nichts. Die Luft roch steril.
Ich befand mich in einem Krankenhaus.
Ein Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen ab. Mein Plan war aufgegangen.

Um zu Stefan zu gelangen musste ich über die Grenze der Sektoren der Unterschicht gelangen.
Mir war bewusst dass sie mich wenn ich so schwer verletzt war nicht in eines der Krankenhäuser der Unterschicht bringen würden.

Die ärztliche Versorgung in der Unterschicht war noch schlechter als die Wohnbedingungen. Das Königspaar brauchte mich lebendig um mir vor ihrem gesamten Volk den Prozess zu machen.
Sie hätten es nie zugelassen dass ich mich durch den Tod der Verhandlung entziehen würde.
Sie waren gezwungen mich in ein Krankenhaus der Oberschicht zu bringen.

Ich tastete nach einem Lichtschalter und schaltete ihn an. Dann schob ich die Decke nach unten. Ich trug ein blaues Krankenhauskleid. Langsam schob ich es nach oben bis mein Bauch zu sehen war.

Ich konnte meinen Augen nicht glauben und fuhr mit meiner Hand über meine Haut. Keine Spur war mehr von der tiefen Messerwunde zu sehen. Die Ärzte hier mussten schon viel weiter sein als in der Menschenwelt. Sie hatten mich sofort geheilt.

Das bedeutete allerdings dass ich sofort hier raus musste. In meinem Zustand war es nicht mehr notwendig mich im Krankenhaus zu behalten und sie würden mich zurück in die Unterschicht bringen.
Da öffnete sich die Zimmertür und ich zog schnell wieder die Decke über mich.
Eine junge Frau trat in den Raum.
Ihre dunkelbraunen Haare fielen ihr lockig über die Schultern, sie hatte bernsteinfarbene Augen und war sehr schlank. Als sie mich ansah zeichnete sich ein Lächeln auf ihren Lippen ab und sie trat neben mein Bett.
"Hallo ich bin Lena deine behandelnde Ärztin", sagte sie freundlich und sah auf ihren Zettel. Sie las sich meine Krankenakte durch und hob ihren Blick dann wieder auf mich.
"Der Zwischenfall an der Grenze tut mir wirklich leid für sie. Wegen der Unfähigkeit der Sucher mussten sie solche Schmerzen erleiden", sagte sie entschuldigend.

Meine Gedanken überschlugen sich. Sie hatten angenommen dass dieser Zwischenfall nicht meine Schuld gewesen sei.
Sie dachten die Sucher wären Schuld an meinen Wunden. Anscheinend musste jemand falsch ausgesagt haben.

Bei unbefugter Grenzüberschreitung waren schwere Strafen die Folge.
"Sie werden später natürlich noch selbst zu dem Vorfall befragt, doch zuerst muss ich die Heilung an ihren Wunden überprüfen."
Sie zog vorsichtig mein Kleid nach oben und betrachte meinen Bauch. Dann nahm sie ein Spray aus ihrer Tasche und sprühte es auf meinen Bauch auf.
Dort wo vorher die Messerwunde war bildete sich jetzt eine dünne blaue Linie.
Als Lena meinen fragenden Blick sah erklärte sie: "Das Spray macht verletztes Gewebe unter der Haut sichtbar. Unsere Heilmittel heilen von außen nach innen, deshalb ist deine Haut bereits makellos, jedoch das darunter liegende Gewebe ist noch verletzt. Aber der Heilungsprozess ist so gut wie abgeschlossen"
Sie wischte das Spray von meiner Haut und zog mein Kleid wieder runter.

Dann notierte sie etwas auf der Krankenakte und sah mich wieder an.
"Ich werde dich am besten persönlich zur Befragung bringen um sicherzustellen dass du auch wirklich dort ankommst", sagte sie und half mir aus dem Bett.

Ich überlegte fieberhaft wie ich in den Königspalast kommen konnte. Nach der Befragung würde es zu spät sein. Doch ich hatte keine weitere Zeit nachzudenken.
Zwei Sucher traten in den Raum und nickten Lena zu.
Wir traten auf den Gang. Lena ging neben mir und die beiden Sucher liefen in ein paar Meter Abstand hinter uns.
Wir gingen aus dem Krankenhaus und liefen einen Weg entlang.
Die Häuser in dieser Gegend waren kunstvoll verziert und perfekt aufeinander abgestimmt.
Wir blieben vor einem großen weißen Gebäude stehen. Lena nickte den Suchern zu und diese entfernten sich von uns.

"Okay hier sind wir sicher. Im Krankenhaus ist es nicht sicher zu reden, es ist videoüberwacht und die Sucher arbeiten für das Königspaar.
Ich glaube nicht dass du unschuldig an deinen Wunden bist. Ich denke du hast dich absichtlich verletzt um zu Stefan zu gelangen.", erklärte sie ihre Gedanken und machte mich damit sprachlos. Als sie meinen erschrockenen Blick sah musste sie lächeln. "Das dachte ich mir. Ich kann dir helfen zu ihm zu gelangen, aber dafür musst du mir vertrauen", sagte sie und sah mir in die Augen.
Ich wusste nicht was es war, aber ich fühlte eine Vertrautheit zwischen Lena und mir. Ich hatte das Gefühl dass ich ihr mein Vertrauen schenken konnte. Ohne weiter darüber nachzudenken nickte ich.

Lena führte mich immer weiter weg von dem weißen Gebäude bis wir an einem Wald ankamen. Sie verschwand zwischen den Bäumen und ich folgte ihr auf dem kleinen Waldweg immer tiefer in den Wald hinein.
Bis sie stehen blieb, sich bückte und eine Blätterdecke beiseite schob. Darunter befand sich eine Treppe die in tiefe unterirdische Gänge führte.

Wir gingen sehr viele Treppen und Gänge entlang bevor wir in eine große Halle kamen.
Es gab nicht viele Möbel in der Halle. Da waren einige Regale mit Akten, eine Sitzecke und ein Tisch.

Als ich mich weiter umsah betrat ein Mann den Saal. Er war sehr groß und breit gebaut, seine Muskeln zeichneten sich unter seinem Shirt ab. Er hatte braune Haare und braune Augen. Als er zu uns kam legte er eine Hand auf Lenas Schulter und lächelte sie an. Dann legte er sein Handgelenk auf meins und sah mir in die Augen. "Es freut mich dich kennenzulernen Alissa, ich bin Kyle", sagte er freundlich.

Kyle erklärte mir dass er der Anführer einer Organisation gegen die Gesellschaft war. Sie existierte seit einigen Jahren. Einige Mitglieder lebten in den unterirdischen Zimmern, andere waren Mitglieder der Gesellschaft um sie auszuspionieren und zu sabotieren. Ihr Ziel war eine neue friedliche Welt ohne Unterdrückung. Doch die Organisation war noch nicht mächtig genug um das Königspaar zu stürzen. Alle Mitglieder mussten sehr vorsichtig sein um die Gesellschaft nicht auf die Organisation aufmerksam zu machen.

Ich brauchte eine Weile um dieses Wissen zu verarbeiten.
Wie hatten sie geschafft das alles zu errichten und sich von dieser 'perfekten' Gesellschaft zu distanzieren? Die Gesellschaft die alles überwacht und scheinbar alles unter Kontrolle hat, besitzt einen Gegner.

GezeichnetWhere stories live. Discover now