Kindergarten {2}

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Dicke Wolken sagten einen Regenschauer hervor, als die Kinder gerade versammelt wurden, weil gleich eine Kinderbuchautorin vorlesen wollte. Die Veranstaltung war freiwillig, deswegen gingen einige Kinder zurück zu ihrem Spiel, was sie nicht unterbrechen wollten.

Louis und Harry jedoch freuten sich und gingen mit in den Schlafraum, wo eigentlich immer ein Mittagsschlaf abgehalten wurde. Von der Decke hingen gelbe Sterne und überall lagen Kissen herum. Die zwei kleinen Jungs setzten sich auf den Teppichboden auf jeweils einem Kissen. Als die Autorin meinte, jeder sollte sich bequem hinsetzt, machte es sich der kleine Lockenkopf auf dem kleinen Bauch des Älteren gemütlich.

Es wurde leise aus einem CD-Player Musik gespielt und von dieser begleitet, begann die Autorin zu lesen. Harry liebte es Geschichten zu hören, aber er musste zugeben, dass Louis Geschichten doch um einiges besser waren. Vielleicht empfand dieser es auch nur so, da es sein bester Freund war. Nach einiger Zeit musst der Jüngere gähnen und als er sich es noch etwas gemütlicher auf Louis Bauch machte, in dem er das Kissen unter seinen Kopf legte, schlief er schließlich ein.

„Harreh, aufwachen. Die Geschichte ist vorbei", flüsterte ihm sein bester Freund leise zu und rüttelte ihn, damit er aufwachte. Verwirrt blickte dieser um sich und wirkte noch sehr schläfrig, als Louis schon aus dem Raum lief. „Schau mal, Haz!", rief der kleine Louis, begeistert von etwas weiter weg. So schnell Harrys kleinen Beinchen ihn tragen konnten, lief er zu dem Menschen, dem er immer folgte.

Sein bester Freund stand mit der Nase gepresst an der Scheibe und blickte gebannt nach draußen. Der Vierjährige ging auch aufs Fenster zu und schaute hinaus. „Wow", gab auch schließlich er von sich. Der Regen war mittlerweile schon weitergezogen und da die Sonne noch mit ihm Spiel war, hatte sich ein wunderschöner Regenbogen gebildet. Daraufhin setzte sich der Ältere an den Mal Tisch und fing an einen Regebogen aufzumalen. Auch wenn der Bogen nicht so gut war, fand er die vielen Farben zusammen einfach nur schön. Harry hatte sich zu ihm gesetzt und beobachtete nun, wie Louis dasselbe Bild noch einmal malte. „Wieso zwei Mal das Gleiche, Louis?" „Na du brauchst doch auch eins!", antwortete der gefragte mit konzentrierten Blick auf das noch nicht fertig gestellte Bild.

Immer wenn Harry versuchte zu malen, wurde er traurig, denn alles von ihm sah immer irgendwie doof aus. Wenn er seine und Louis Bilder verglich, rollte manchmal eine kleine Träne aus seinen Augen. Der Ältere meinte jedoch, dass Harry dafür viel besser Musik machen kann. Denn Louis liebte es, wenn sein bester Freund mit seiner kindlichen Stimme ein Lied nach dem anderen sang und ein breites Lächeln dabei auf seinen Lippen lag.

Heute waren die zwei Jungs noch glücklicher, da Harry nach dem Kindergarten mit zu Louis durfte. Sie mochten es nicht, wenn sie sich mittags nicht treffen konnten, aber in letzter Zeit war das Treffen ausgefallen und deswegen freuten sich beide so sehr auf heute. „Komm Hazza, wir gehen jetzt zu mir", strahlte der Ältere glücklich. „Ich habe heute die perfekte Idee!", meinte der Lockenkopf, als die beiden im Auto saßen.

Etwas später waren sie in Louis Haus und der Kleinere fing an Zeitung aus dem Papiermüll zu holen. „Verrätst du mir jetzt was wir machen?", fragte der Wuschelkopf ungeduldig. „Wir bauen heute ein Zeitungshaus", meinte der Gefragte begeistert von seiner Idee. „Ja und dann legen wir da ganz viele Kissen rein und dann haben wir ein eigenes Haus!", sagte Louis ebenso begeistert. Sofort fingen die zwei an zu arbeiten und es dauerte eine ganze Weile bis das Häuschen stand. Sie hatten angefangen Zeitung an das Fensterbrett zu kleben und haben es dann immer mit Zeitungen erweitert bis sie irgendwann runter zum Boden kamen. Gerade war Louis dabei vorne ein Loch rein zuschneiden, als seine Mutter mit Keksen und etwas zu trinken herein kam. Der Junge mit der Schere erschreckte sich so sehr, dass er sich ausversehen in den Finger schnitt.

Es blutete ein wenig und Louis fing gleich darauf an zu weinen. Sein bester Freund schaute ihn mit einem mitleidigen und ängstlichem Blick an. Seine Mutter Johanna ging gleich ein Pflaster holen, während Harry versuchte den Verletzten zu beruhigen. „Soll ich dir eine Geschichte erzählen? Oder warte ich puste einfach, dann tut es nicht mehr weh, meine Mami macht das auch immer bei mir", erzählte der Lockenkopf ihm überfordert. Er konnte es nicht sehen, wenn Louis weinte, deswegen nahm er vorsichtig den Daumen von Louis in die Hand und pustete vorsichtig gegen die Wunde. „Es müsste gleich besser sein, Lou", sagte der kleine Arzt überzeugt. Tapfer nickte dieser und kurz darauf bekam er ein rotes Pflaster mit gelben Sternen auf seinen Daumen geklebt.

Johanna schnitt noch die Tür in das Zeitungshaus, wuschelte ihrem Sohn noch einmal durch die Haare und verschwand dann, nachdem sie ihm noch einen kleinen Kuss gegeben hatte. „Geht es wieder, Louiii?", fragte Harry immer noch besorgt. „Ja. Ich denke dein Pusten hat geholfen", antwortete dieser. Daraufhin grinste er glücklich und beide holten alle Kissen die sie im Haus finden konnten. Kurz darauf lagen sie im Zeitungshaus auf mehreren Decken und umgeben von vielen Kissen. Zufrieden kuschelten sich beide in die Decken und dann fragte der Kleiner von beiden: Du Louis? Erzählst du mir wieder eine Geschichte." Da der Ältere ihm keinen Wunsch abschlagen konnte, fing er an eine seiner tollen Geschichte zu erzählen.

Am Abend sollte Harry wieder abgeholt werden, doch dieser wollte bei Louis bleiben, also versteckte er sich im Zeitungshaus mit Louis. „Na wo ist denn mein kleiner Harry?", hörten die Beiden schließlich die liebevolle Stimme von Anne. Der Angesprochene hielt sich beiden Hände vor den Mund, doch trotzdem entwich ihm ein leises Kichern. Jetzt stand Anne vor dem Zeitungshaus und bückte sich. Als sie Harry und Louis da sitzen sah meinte sie: „Na habe ich euch doch gefunden. Wir müssen nur langsam nach Hause, aber ihr seht euch morgen schon wieder. Hattet ihr Spaß?"

Fröhlich nickten der Wuschelkopf und der Lockenkopf gleichzeitig. Schweren Herzens musste sich also Harry von Louis verabschieden, obwohl er gar nicht gehen wollte. Aber er wollte seine Mutter nicht sauer machen und das hatte sie auch nicht verdient. Also verabschiedeten sich die Beiden und Anne und Harry machten sich auf den Heimweg. „Mama, es war so schön!", rief der kleine Junge während er im Hopsa Schritt mit ihr nach Hause lief.

Evolution of Love {Larry}Where stories live. Discover now