Badestunde

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Annas POV

„Ah, Guten Morgen, Michael. Bist du auch endlich einmal wach." Kaum waren wir im Erdgeschoss, stürzte sich Mrs Shinoda auf uns und scheuchte Mike ins Bad. Anschließend kochten wir gemeinsam und schließlich gesellte sich auch Mike zu uns, dessen nasse Haare noch in alle Richtungen abstanden. Er half uns zwar halbherzig beim Kochen, die meiste Zeit klaute er aber irgendwas zum Essen oder fragte mich weiter über den Schultag aus. Außerdem nutzte er die Zeit, um das nachzuschreiben, was er heute verpasst hatte. Als es plötzlich an der Tür klingelte, trottete er wiederwillig aus der Küche, nur um wenig später mit meiner Mutter wiederzukehren.

„Mum, was machst du da?"

„Die Frage sollte ich wohl eher dir stellen, junge Lady!" Sie war sichtlich sauer, was wohl daran lag, dass ich nicht nach Hause gekommen war. Aber woher sollte ich wissen, dass sie ausnahmsweise vorhatte, sich um ihre Tochter zu kümmern? Den Shinodas war die Situation sichtlich unangenehm und so schritt schließlich Mrs Shinoda ein, um die Sache zu klären.

„Ich habe Anna angeboten, jeden Tag nach der Schule zu uns zu kommen um ihr zu zeigen, wie man kocht. Außerdem kann sie so die Aufgabe mit Mike machen, was für beide ein Vorteil ist, da sie so jemanden haben, der ihnen helfen kann. Sie haben doch hoffentlich nichts dagegen?"

Darauf konnte Mum erst mal nichts sagen. Und während wir auf eine Antwort warteten, wechselten Mike und ich einige besorgte Blicke. Wenn sie mir verbieten würde, weiterhin hierher zu kommen, würde ich wieder in mein altes, trostloses Leben zurückkehren müssen. Und darauf hatte ich einfach keine Lust.

„Bitte Mum. Es macht mir Spaß hier zu sein. Und Mrs Shinoda bringt mir viel bei!", versuchte ich schließlich, meine Mutter zu überzeugen.

„Und ohne Anna werde ich dieses Schuljahr kaum schaffen. Ich hab' zu viel verpasst und brauche jemanden, der mir alles erklärt", unterstützte mich auch Mike, trotz der Tatsache, dass er die Tatsachen etwas verdrehte. Er würde das Schuljahr ohne Probleme schaffen, immerhin war mittlerweile klar, dass er mindestens genauso gut in der Schule war wie ich, lediglich in Mathe gab es ein paar Dinge die er nicht durchschaute. Aber trotzdem sprang meine Mutter voll drauf an.


„Na Gut. Wenn es Ihnen keine weiteren Umstände bereitet, darfst du weiterhin hierher kommen. Aber spätestens um acht will ich dich zuhause sehen und die Aufgabe ist gemacht."

Mit diesen Bedingungen waren wir einverstanden und schließlich lud Mrs Shinoda meine Mutter auch noch zum Essen ein, was sie gerne annahm. Da ich heute in der Kunst des Spaghetti Bolognese Kochens unterwiesen wurde, war es kein Problem, dass eine Person mehr da war. Wir kochten einfach mehr Nudeln und Mike und ich nützten die grausam lange Zeit, bis diese fertig waren, um wieder ein kleines Konzert zu veranstalten. Meine Mutter beäugte uns zwar ziemlich skeptisch, nach einem kurzen Blick auf Mrs Shinoda, die uns lächelnd betrachtete, ersparte sie uns aber jeglichen Kommentar.

Am Küchentisch war die Stimmung, wie immer wenn meine Mutter anwesend war, weit unter dem Gefrierpunkt, auch wenn Mike und seine Mum ihr bestes gaben um ein Gespräch anzufangen. Doch immer wenn ich antworten wollte, sah mich meine Mutter nur böse an und so ließ ich es. Nach dem Essen plauderte sie noch mit Mrs Shinoda, Mike und ich aber verschwanden in Richtung Garten.

Wie immer wenn ich den Garten der Shinodas betrat, fiel mir als erstes der Pool ins Auge. Wie gerne wäre ich doch hineingesprungen! So lange meine Mutter anwesend war, war das jedoch undenkbar. Also widmete ich mich der Hausübung, erklärte Mike noch einmal, was wir in der Schule gemacht hatten und bemühte mich, alles so schnell wie möglich zu erledigen. Denn kaum waren wir fertig, stürmten wir auch schon in Mikes Zimmer um zu musizieren. Außerdem zeigte er mir die Lieder, die er mit Brad und Joe am Wochenende aufgenommen hatte, nachdem gestern keine Zeit dazu gewesen war. Der Rest des Nachmittages verging wie im Flug und um Punkt acht Uhr stand ich wieder vor meinem Haus. Mit Mum, die ebenfalls den Tag bei den Shinodas verbracht hatte und sich nun äußerst positiv über die Familie äußerte. Was hatte diese Familie an sich, dem wir Hillingers nicht wiederstehen konnten?

Jedenfalls freute ich mich schon auf den nächsten Schultag, wenn ich auch das ungute Gefühl hatte, dass Jessica sich noch irgendwie revanchieren würde.


Mikes POV

Als wir so nebeneinander im Bus saßen, nachdem wir uns wieder mit einer Umarmung begrüßt hatten (Fuck, das gab mir ganz schön zu denken!), war ziemlich offensichtlich, wie nervös Anna war. Klar, sie fürchtete sich vor der Rache der Bitches, dafür brachte man nicht einmal Gedanken lesen zu können. Uns allen, auch den anderen Jungs, war klar, dass Jessica die Sache nicht auf sich sitzen ließ. Und als wir die Klasse betraten, wurde unsere böse Vorahnung in Form eines Schwall Wassers bestätigt.

Jessica hatte mit einem Kübel Wasser hinter der Tür auf uns, oder besser gesagt Anna, gewartet und ihr eine schöne Dusche verpasst, als sie in die Klasse kam. Jedes andere Mädchen hätte geschrien wie am Spieß, nicht aber Anna. Sie nahm die Sache so cool wie möglich.

„Bist du nicht schon zu alt für so was Kindisches?", fragte sie lediglich Jessica, die ihr teuflisches Lachen zum Besten gab, während sie Anna wieder einmal am Kragen packte.

„Niemand beschimpft mich, schon vergessen? Und außerdem kann jetzt auch jeder deine Unterwäsche sehen."

Da hatte Jessica Recht, und für uns Jungs war das eine ETWAS seltsame Situation. Einerseits konnten wir Anna nicht anstarren, immerhin war ihre weiße Bluse durch das Wasser durchsichtig geworden und sie war eine gute Freundin von uns. Andererseits waren wir Männer.

„Der Unterschied ist, dass du freiwillig so viel Unterwäsche herzeigst. Also ich zumindest hab' noch nie gesehen, wie dir jemand Wasser über dem Kopf geleert hat. Ihr?" Anna wandte sich an uns, die wir immer noch perplex dastanden und irgendwie ihrem Blick auswichen. Als wir schließlich keine Antwort gaben, kam Anna zu mir und verpasste mir eine leichte Ohrfeige.

„Also echt!" Da sie grinste, wusste ich, dass sie uns nicht böse war, auch wenn die Mädchen jetzt natürlich noch mehr kicherten als zuvor. Aber Anna nahm die Sache gelassen und ich konnte nicht anders als sie zu bewundern. Was nicht daran lag, dass ihre Bluse durchsichtig war...Okay, hauptsächlich nicht!

Anna war pudelnass, jeder konnte ihren BH sehen und die Mädchen lachten sie aus. Und trotzdem stand sie erhobenen Hauptes in der Klasse und versuchte, das Wasser aus ihrer Kleidung zu drücken. Diese Anna unterschied sich von der, die ich vor einer Woche kennengelernt hatte. Wobei, nein, sie war noch immer der gleiche Mensch. Nur dass sie heute den Mut dazu hatte, einfach sie selbst zu sein und sich von niemanden davon abbringen ließ. Und Anna war nun einmal tapfer.

To be Continued


Authors Note

Hallöchen und Herzlich Willkommen!

Es geht bergauf mit Anna! Was eigentlich hauptsächlich daran liegt, dass sie nun nicht mehr jede Aussage überdenken muss...

Aber um hier schon einmal vielsagende Andeutungen zu machen, die ganze Sache wird nicht so fröhlich und unbeschwert bleiben...

Bis zum nächsten Mal,

Eure Kariliah

With You |Linkin Park|Where stories live. Discover now