Kapitel 1 Ein neuer Anfang

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A/N: Kurze Info, bevor ihr mit dem Lesen beginnt :) Es werden jede Woche ein oder zwei Kapitel hochgeladen, je nachdem, wie viel Zeit ich zum Schreiben habe. Sollten euch irgendwelche Fehler auffallen, schreibt es in die Kommis, dann kann ich sie ausbessern. Und wenn euch die Geschichte gefällt, fände ich es super, wenn ich mir einen Kommentar dalasst. Für Kritik bin ich auch immer offen, also wenn ihr Tipps habt, immer her damit.
So, jetzt ich wünsche euch viel Spaß mit dem ersten Kapitel. :)

„Nein, nein, nein!" Fluchend stoße ich die Glastür des Schulhauses auf. Schon am ersten Tag nach den Sommerferien zu spät zu kommen, hinterlässt bei den Lehrern keinen guten Eindruck. Es ist nicht so, dass mir die Meinung anderer besonders am Herzen liegt, aber diese Lehrer entscheiden dieses Jahr über meine Zukunft und um meinem Berufswunsch nachzugehen, brauche ich einen guten Abiturdurchschnitt.
Hektisch laufe ich die Treppe hinauf, in den ersten, dann in den zweiten Stock. Zum Glück wurde meiner Klasse wieder das selbe Klassenzimmer zugeteilt, wie letztes Jahr und ich muss nicht ewig suchen. Vor der braunen Holztür bleibe ich stehen, atme noch einmal tief durch und mache mich auf ein Donnerwetter gefasst. Dann klopfe ich, wahrscheinlich etwas zu laut, an.
„Na sieh mal einer an", meint Dr Reebes, als er mich im Türrahmen stehen sieht. Reebes gibt den Deutschabiturkurs und wurde meiner Klasse als Klassenleiter zugeteilt. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin", entschuldige ich mich. „Ich habe meinen Bus verpasst und musste her laufen."
„Und das schon am ersten Tag", murmelt Reebes abwertend, tritt aber dann beiseite, um mich in die Klasse zu lassen. Einge meiner Freunde grinsen und winken mir zu und Phillip ruft: „Krasse Aktion, mann!" Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, setze ich mich auf den letzten freien Platz.
Letzte Reihe, ganz links am Fenster, genau hinter Timi, dem Riesen. Scheiße.
Ich lasse mich genervt auf meinen Stuhl fallen, was meinen Banknachbarn dazu bringt, leicht zusammenzuzucken. Reebes fängt währenddessen an, über das kommende Schuljahr zu reden und verteilt die Materialslisten und die Kurspläne. Deutsch, Englisch und Mathe hat die ganze Klasse gemeinsam, für die restlichen Fächer werden wir getrennt. Neben den drei Pflichtfächern habe ich mich für Physik, Informatik, Geschichte und Kunst entschieden. In Physik und Geschichte mache ich Abitur, das war mir schon ab der siebten Klasse klar. Der Junge neben mir mustert ebenfalls seinen Stundenplan, was mir die Gelegenheit gibt, ihn näher zu betrachten. Er ist neu, jedenfalls habe ich ihn hier noch nie gesehen. Im Sitzen ist er ein gutes Stück kleiner als ich, seine Statur ist auch eher schmächtig. Für einen Jungen sind mir seine hellbraunen Haare dann doch etwas zu lang. Sie fallen ihm glatt über den Rücken und erinnern mich irgendwie an Sophies blonde Lockenpracht. Den Zusammenhang verstehe ich selbst nicht.
„Hey, mann", sage ich leise, sodass nur er es hören kann, und stubse ihn leicht von der Seite an. „Wie heißt du?" Überrascht sieht er mich an. „Lucien", murmelt er dann leise seinen Namen. Ja, das passt zu ihm. „Ich bin Tam", stelle ich mich vor. Wenn wir in Reebes Kurs nebeneinander sitzen, sollten wir uns wenigstens einigermaßen verstehen. „Welche Kurse hast du?"
„Deutsch, Mathe, Englisch und dann noch Bio, Chemie, Kunst und Geschichte", zählt Lucien auf und wendet sich dann wieder seinen Notizen zu. Wow, besonders gesprächig scheint er ja nicht zu sein. Ich lenken meine Aufmerksamkeit zurück auf Reebes. „Ihr werdet in meiner Kurs über das Jahr verteilt immer zu zweit verschiedene Projekte bearbeiten, auf die ich Noten verteile. Eure Partner dürft ihr jetzt selbst wählen, aber entscheidet euch richtig, die Partner werden nicht mehr getauscht! Wenn wir fertig sind, bekommt ihr gleich die ersten Themen."
Die Lautstärke im Zimmer nimmt zu. Alle wuseln wild durcheinander, auf der Suche nach dem besten Partner. Phillip winkt mich zu sich rüber, eigentlich ist es klar, dass ich die Arbeiten mit meinem besten Freund erledige. Ich will gerade aufstehen, da fällt mein Blick auf Lucien. Er sieht ziemlich verloren aus, wie er da so sitzt mit hängenden Schultern und sich offensichtlich nicht traut, jemanden anzusprechen. „Kommst du jetzt, oder was?", ruft Phillip, aber ich schüttle nur den Kopf.
„Ne, lass mal", rufe ich zurück. „Ich mach mit ihm hier." Dabei deute ich auf Lucien.
„Dein Ernst, Alter?", motzt Phillip genervt, tut sich dann aber schnell mit Sophie zusammen.
„Wieso machst du das?", fragt Lucien neben mir skeptisch. Eigentlich weiß ich das auch nicht. Normalerweise erledige ich solche Arbeiten immer mit Phillip. Aber er scheint einigermaßen nett zu sein und ich will nicht wieder die ganze Arbeit alleine machen. So wie die letzten sieben Jahre.
„Bin halt ein netter Mensch", antworte ich grinsend, Lucien runzelt nur die Stirn, ist dann aber still. Spaßbremse.
Es dauert noch einige Minuten, bis alle einen Partner haben, danach verteilt Reebes die Aufgaben.
„Analyse von Shakespeare's Romeo und Julia. Och ne, oder?" Frustriert fahre ich mir durch die Haare. Wieso ausgerechnet ein Drama? Und dann auch noch so ein Liebesscheiß!
Ich kann Phillip zwei Tische weiter laut lachen hören. „Alter, du hast voll verschissen!"
„Pass auf, jetzt sind wir dran", meint Sophie und entfalltet den Zettel, den Reebes ihr gegeben hat. „Aufsatz über die drei Literaturgattungen und ihre Merkmale."
Das ist doch jetzt ein Scherz, oder? Die beiden bekommen das einfachste Thema von allen und ich muss so ein blödes Drama analysieren.
„Unser Thema ist doch auch nicht so schlecht", meint Lucien leise. Ungläubig sehe ich ihn an. „Meinst du echt?"
„Hör auf dich zu beschweren, Tam!", brüllt Nick aus der ersten Reihe. „Wir müssen das scheiß Nibelungenlied in die moderne Sprache übersetzen!"
„Also erstens ist es nicht ‚scheiße', wie du es so schön ausgedrückt hast, und zweitens müsst ihr nur den ersten Teil umschreiben", meint Reebes genervt. „Also, hat jetzt jede Gruppe ein Thema?"
Die meisten nicken, die anderen sind einfach nur still.
„Gut. Ihr habt drei Wochen Zeit, dann ist Abgabetermin. Ich rate euch, die Arbeiten ernst zu nehmen!" Während Reebes noch irgendetwas zu den verschiedenen Aufgaben erzählt, wende ich mich an Lucien. „Hast du später noch Zeit? Wir könnten uns treffen und ein bisschen planen und so", frage ich ihn.
Lucien scheint kurz zu überlegen, dann antwortet er: „Ja, heute ist okay. Es ist nach der dritten Stunde Schluss, oder?" Ich nicke.
„Dann um 16 Uhr vielleicht? Ich würde vorher gerne noch die Schulsachen einkaufen", schlägt er vor.
„Hört sich gut an. Können wir zu dir? Meine kleine Schwester wollte ihre Freundinnen mitbringen, das heißt bei mir wird es ziemlich laut."
Wieder ist er kurze Zeit still, nickt aber schließlich. „Ja, das geht. Ich schicke dir später meine Adresse, okay?"
„Gut. Dann sehen wir uns um vier!"

Die restlichen zwei Stunden haben wir getrennt Unterricht, Phillip und ich haben eine Doppelstunde Physik, Lucien hat Biologie und dann Chemie. Als das erlösende Klingeln endlich ertönt, beeilen wir uns, möglichst schnell die Schule zu verlassen. „Kommst du heute Abend mit? Sophie schmeist um sechs ne Party bei sich zu Hause", fragt Phillip, während wir auf dem Nachhauseweg sind. Er wohnt nur eine Straße entfernt, deshalb sind wir schon ewig befreundet.
„Ne, sorry. Wir fangen heute mit dem Projekt an und ich weiß nicht, wie lang das dauert." Außerdem hab ich null Bock, füge ich in Gedanken noch dazu.
„Whoa, wusste nicht, dass du über die Ferien zum Workaholic mutiert bist!", meint Phillip gespielt geschockt und ich muss lachen.
Bei mir zu Hause angekommen, verabschiede ich mich und sperre dann die Tür auf. In der Küche kann ich Lotti und ihre Freundinnen schon munter plappern hören. „Ich bin wieder da!", rufe ich kurz, um ihr zu signalisieren, dass sie jetzt nicht mehr allein sind und bloß nicht auf blöde Ideen kommen sollen.
„Hi!", kommt es im Chor aus der Küche, länger schenken sie mir aber keine Beachtung. Da ich ziemlich müde bin, lege ich mich einfach auf das Sofa und schalte den Fernseher ein. Etwas besseres fällt mir gerade echt nicht ein.

Walking on a curvy road [boyxboy]Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα