Collusion [n.h.]

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„Bitte! Du musst mitkommen! Nur, um einen Blick drauf zu riskieren, danach können wir sofort wieder gehen. Bitte! Außerdem magst du sie doch auch…“ Flehend sah Michelle mich mit ihren großen braunen Rehaugen an, die ausnahmsweise mal nicht von ihren dicken schwarzen Haaren bedeckt wurden. Nein, denn heute trug sie einen straffen Dutt, immerhin musste sie arbeiten. Genau wie ich und trotzdem stand sie mir im Weg und bettelte, während mein Tisch auf seine Getränke wartete. „Chelly, tu mir einen Gefallen.“, sagte ich genervt und registrierte, wie sie ihre komplette Aufmerksamkeit auf mich richtete und auf das Ja wartete, welches nicht folgen würde. „Geh mir aus dem Weg! Frag mich nochmal, wenn wir Feierabend haben.“ Sie konnte die Enttäuschung nicht verbergen, wich mir aber endlich aus, sodass ich dem Tisch 7 seine Bestellung bringen konnte.

Seitdem in den Nachrichten angekündigt wurde, dass One Direction heute nach London zurückkehrten, war meine Kollegin und beste Freundin Michelle schon am rumzappeln. Mit ihren 19 Jahren benahm sie sich wie ein 14jähriges Fangirl und verlangte von mir, ihrer ein Jahr älteren Freundin, dass ich mit ihr zum Londoner Flughafen fuhr, um dort am Eingang mit tausenden anderen Fans zu warten und eventuell einen Blick auf die vier Jungs zu erhaschen.

Natürlich besaß Chelly, wie ich sie liebevoll nannte, wunderbare Fähigkeiten im Bereich Stalking, weshalb sie nicht nur herausgefunden hatte, um welche Uhrzeit die Jungs landeten, sondern auch welchen Ausgang sie benutzen würden. Aber ob man den Informationen auch vertrauen konnte und ob ich mich mit meinem Asthma wirklich in eine verdammte Menschenmenge für bestimmt einige Stunden begeben wollen würde, wenn ich den Nachmittag doch viel angenehmer verbringen könnte? Nein. Ganz sicher nicht.

Natürlich hielt Chelly mich auf, als ich mich nach meiner Schicht gerade von unserem Chef hier im italienischen Restaurant verabschiedet hatte, um mich erneut anzubetteln. Und natürlich war ich viel zu einfach zu beeinflussen und zu überreden und willigte tatsächlich ein, sodass wir uns um 2 Uhr verabredeten, um zusammen den Flughafen aufzusuchen.

Ich kam mir so bescheuert vor, als wir über den Parkplatz liefen und auf den Eingang zusteuerten, den die Jungs vielleicht benutzen würden. Ja sicher, ich war schon in irgendeiner Art und Weise ein Directioner. Immerhin war ich auf zwei Konzerten gewesen und besaß zwei Alben Zuhause, die mir auch echt gut gefielen, aber meine Gesundheit aufs Spiel setzen, indem ich mich in eine Menschenmasse begab? Nein, das wollte ich definitiv nicht. Und genau aus dem Grund blieb ich knapp einen Meter vor der Masse stehen und rührte mich auch nicht mehr.

„Was machst du Amber? Wir müssen bis nach-“, ich unterbrach sie, indem ich mit fester Stimme sagte: „Nein. Geh du dorthin und, wenn das alles vorbei ist kannst du hier wieder herkommen und dich mit mir treffen, damit wir dann noch was Schönes essen gehen können, wie du mir versprochen hast.“ Chelly zog ein unzufriedenes Gesicht und wollte wieder ihre Überredungskünste spielen lassen, aber ich hob erneut die Hand. „Nein! Ich hab Asthma und Platzangst! Ich geh ganz sicher nicht mit dir dahin. Wenn du mich danach nicht hier finden solltest, dann treffen wir uns beim Auto!“ Und damit wandte ich mich ab und setzte mich auf eine Parkbank, die in der Nähe stand.

Ich hörte Chelly nur schnauben, aber sie wandte nichts mehr ein, sondern akzeptierte meine Meinung und ließ mich alleine. Ich nahm mein Buch hervor und war froh, dass wir hervorragendes Wetter hatten und hier direkt am Südeingang kein offizieller Parkplatz war, sodass kein übertriebener Verkehrslärm mich störte. Lediglich das Gekreische der Fans war in der Nähe zu hören, aber ich ignorierte den Lärm. Ich war viel zu vertieft in die Geschichte, sodass ich auch nicht mitbekam, wie der Van, der die Popstars abholte, ins Schleudern kam, weil ein Fan sich vor die Haube geschmissen hatte und nur im letzten Moment noch in Sicherheit geschubst werden konnte. Dennoch verließ der Van die Fahrbahn und ich merkte erst, dass er direkt auf meine Parkbank zuraste, als er einen Meter vor mir war.

One Direction OneShotsWhere stories live. Discover now