Kapitel 36

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Die Sonne schien und lies das kleine Gestüt zum Leben erwecken. Pfleger führten Pferde von der einen zur anderen Weide,vereinzelt wurden die Pferde geritten oder longiert. Jeder schien beschäftigt zu sein. Jeder schien fröhlich. Doch dann stand da ich. Am Fenster meines Zimmer auf dem Hof herabblickend. Würde man hinauf schauen,würde man nur eine Gestalt im Schatten des Fensters sehen. Genauso fühlte ich mich. Wie eine Gestalt in der Finsternis. Mein Blick ruhte auf den Weiden. Vor einigen Tagen noch stand sie dort. Fröhlich,unbeschwert. Doch nun ist sie tot. Meine Fee. Seufzend schloss ich die Augen. Dachte zurück,an die Zeit wo sie noch lebte. Auf dem kleinen Hof meiner Eltern. Das Pony und ein kleines Mädchen. Lachend galoppierte sie auf einen niedrigen Sprung zu. Mit Leichtigkeit sprang das Pony hinüber und brachte die kleine Reiterin sicher auf die andere Seite. Noch viele solcher Sprünge kamen in unseren Leben. Doch nun würden wir nie wieder gemeinsam über einen Sprung springen. Das viele Laub verwandelte die Wege in bunte Ausreitwege. Munter trabe die Falbstute über die Blätter. Ihre Hufen wirbelten sie auf. Das Mädchen grinste und klopfte ihren Hals. Wie viele gemeinsame Ausritte hatten wir? Warum musstest du sterben,Fee? Meine kleine Stute. Das Pferd,das mich durch all die Jahre begleitete. Von meinen ersten Reitversuchen,über mein erstes Turnier bis zu deinem Ende. Dank dir konnte ich in die Welt der Pferde finden. Was würde ich heute ohne dir machen? Du hattest es von allen am wenigsten verdient.

Ein Schluchzen lies meinen Körper erbeben. Ich kämpfte gegen den Tränen an. Doch sie waren stärker und bannten sich ihren Weg aus meinem Auge. Still weinte ich. Gelegentlich war ein schluchzen zu vernehmen. Doch ansonsten war es still. Draußen sangen die Vögel,Hufgeklapper war zu hören,Stimmen von den ganzen Leuten,doch das Fenster war fest verschlossen. Lies keinen Ton herein. So war es still. Bis auf das schluchzen war es in dem vom Schatten verdunkelten Zimmer still. Die Sonne stand noch nicht mitten am Himmel und warf so nur spärlich ihre Strahlen in das Zimmer. Ich lies mich an der Zimmerwand hinab gleiten und lies den Tränen freien Lauf. Mein Gesicht war in meinem Händen verborgen. Meine Beine waren angewinkelt und gaben mir den Halt nicht umzufallen. Doch,wer gab mir im Leben halt? Wer stand dann,wenn ich ihn brauchte,neben mir und hielt mich? Gibt mir Halt und hilft mir ins Leben? Niemand. Es gab niemanden der neben mir stand und mich hielt. Mir half und Halt gab. Es gaben niemanden. Sie waren alle tot. Black Night,der Dreh und Wendepunkt in meinem Leben,Fee,die mich durch all die Tiefen treu begleitete,sie waren tot. Sie gingen und werden nicht wieder kommen. Nie wieder kommen.

„Egal was passiert,ich bin bei dir. Ich werde dir Halt geben und dir helfen. Den Freunde lassen sich nicht im Stich,stimmts?"

Ich dachte über diese Worte nach. Auch darüber wen sie gehörten. Das Schluchzen verstummte und nur die Tränen bannten sich Stumm meine Wangen herab. Den Freunde lassen sich nicht im Stich. Doch was mache ich dann hier? Mehre hundert Kilometer von ihr entfernt? Ich lies sie im Stich. Sind wir überhaupt noch Freunde? Den Freunde tuen so etwas nicht. Aber ich tat es. Mehr als nur ein mal. Ich tat es ständig. Jedes Mal lies ich sie im Stich.

Und zum ersten Mal seit Monaten spürte ich wie dringen ich sie brauchte. Ihre Freundschaft die sie mir entgegen brachte,ihre Fürsorglichkeit und das Talent mich immer zu trösten. Ich spürte es mit einem ziehen im Herzen wie sehr ich mich nach ihr sehnte. Ich sehnte mich danach Svenja wieder zu sehen. Doch sie war beinahe 600km von mir entfernt. Ich hatte es mir verkorkst. Würde ich den Mut aufbringen ihr zu sagen wo ich bin? Währe ich stark genug ihr endlich zu erzählen was passiert ist? Doch es gibt eine Frage die viel wichtiger ist. Das wurde mir in meinem dunkeln Zimmer mehr als bewusst. Ich wusste das es an der Zeit war. Das ich es brauchte. Doch nicht die Kraft aufbrachte es zu gestehen. Es einzusehen und es zuzulassen.

Würde ich die Hilfe annehmen?

Ich wusste es nicht. Alles in mir schrie mein Handy zu nehmen und ihr endlich zu schreiben. Doch ich bewegte mich keinen Zentimeter. Meine Gedanken kreisten um unsere vergangene,gemeinsame Zeit. Sie stand immer an meiner Seite. Bei den vielen Turnieren mit Black Night,bei meinen ersten Reitversuchen auf Fee,den vielen Ausritten und Trainings mit Dreamstar und Snow White,als Summer Night zu mir kam und schließlich war sie auch an dem Tag bei mir,der mein ganzes Leben veränderte. Der Tag an dem wir zeigen wollten was wir konnten. Doch es wurde uns zum Verhängnis. Black Night starb und mein Leben veränderte sich vom Grund auf. Er war der Dreh- und Angelpunkt in meinem Leben. Mit seinem Tod änderte sich alles. Mein Leben und meine Freunde änderten sich. Svenja war meine einzigste Freundin. Es blieb nie Zeit Freundschaften zu schließen. Wenn man beinahe jede Woche auf irgendeinen Turnier ist,bleibt einfach keine Zeit für Freundschaften außerhalb des Reitsportes. Doch ich hatte es mir mit meiner einzigsten Freundin verdorben. Sie verstand alles. Egal was passierte sie verstanden es immer. 

Ich hatte alles verloren. Black Night,Fee und Svenja.

Knappe 887 Wörter :/ das Kapitel ist nicht sehr lang und meiner Meinung auch dieses Mal irgendwie blöd... Naja aber immerhin kommt es noch!

Black Night-Der Hengst der mein Leben schriebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt