Kapitel 2

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Kurze Zeit später müssen wir auch schon los. Als wir bei dem kleinen Café ankommen, stürmt Lilli wie immer sofort ins Innere des Gebäudes. Ich schließe noch in Ruhe das Auto ab und betrete dann auch das Café. Für einen Nachmittag mitten in der Woche ist heute recht wenig los. Ich lasse meine Augen weiter durch den Raum schweifen und entdecke Matt und Lilli. Matt hat Lilli gerade auf dem Arm und schenkt ihr einen Muffin.  Lilli's Augen strahlen und sie wirkte für einen Moment so unbeschwert, wie sie mit ihren 7 Jahren sein sollte. Kurzerhand gehe ich zu den beiden.

"Hey", rufe ich zur Begrüßung und lächle Matt an.

"Hi Malou", antwortet er. Kurz schließt er mich in seine Arme, dann gehe ich nach hinten und verstaue meine Tasche im Spind. Jacke tausche ich gegen Schürze und gehe wieder nach vorne.

Gerade scheint jeder Kunde bedient zu sein. Lilli sitzt hinter der Theke und spielt mit ihrem Nintendo. Matt stellt sich neben mich.

"Alles okay bei dir?", fragte er und mustert mich. Matt ist einer der einzigen, der über die Situation bei uns zuhause Bescheid weiß.

Ich schüttele den Kopf. "Sie war nicht da und Lilli war wieder mal alleine zuhause". Ich seufze lauter als beabsichtigt. Mitfühlend sieht er mich an.

Plötzlich betreten einige Jugendlich das Café. Als sie Platz genommen haben, gehe ich zu ihnen, um Ihre Bestellung aufzunehmen. Dies ist bei einem Haufen pubertierender Mädchen gar nicht so einfach. Erst sagt keiner was und alle sehen mich kichernd an. Schlussendlich schaffen sie es dann aber doch zu bestellen.

"Was macht die Pubertät nur mit den Hirnen von Leuten?",frage ich Matt, welcher mich lachend ansieht.

Dann erzähle ich ihm die Geschichte vom Parkplatz.

"Das hast du nicht gesagt oder?", fragt er ungläubig.

"Doch", lache ich und zucke mit den Schultern.

"Wenn man vom Teufel spricht", murmelt Matt und sieht zum Eingang des Cafes.

Gerade betreten Jace und seine Freunde das Café. Ich setze mein breitestes Lächeln auf und gehe zu ihnen.

"Na sieh mal einer an", sagt Jace höhnisch.

"Stalkst du mich oder warum besuchst du mich jetzt auch schon auf meiner Arbeit?", frage ich ihn und lächele frech.

"Träum weiter Schätzchen", erwidert er arrogant.

"Wie süß, du gibst mir schon Kosenamen. Um dich nochmal daran zu erinnern wir sind nicht zusammen und ich steh nicht auf dich", gebe ich zurück .

"Das wirst du schon noch", sagt er überzeugt und zwinkert mir zu.

"Okay genug Kindergarten Gerede. Was kann ich euch bringen?", frage ich und ignoriere seine Aussage. Der glaubt auch ihm würden alle Mädchen zu Füßen liegen. Aber nicht mit mir!

"Ich nehme einen Kaffee und deine Handynummer", zwinkert mir einer von Jace Freunden zu.

"Okay und der Rest von euch?", rede ich völlig unbeirrt weiter.

Als ich die komplette Bestellung aufgenommen habe, gehe ich zum Tresen und mache alles fertig. Wenige Minuten gehe ich wieder zum Tisch und verteile alles.

"Einmal einen Kaffee und meine Handynummer", sage ich und reiche ihm die Tasse und einen Zettel. Ungläubig sehen mich die anderen Jungs an.

"Wusste gar nicht, dass du so billig bist", sagt Jace abwertend. Ich zwinkere ihm nur zu, lächle übertrieben und gehe dann.

"Du hast ihm doch nicht wirklich deine Nummer gegeben?". Matt sieht mich mit aufgerissenen Augen an.

"Glaubst du ich bin bescheuert?", frage ich zurück.

"Gib mir auch mal die Nummer von der Kleinen", ruft ein weiterer Junge. Der Junge von vorher faltet den Zettel auseinander und beginnt ihn laut vorzulesen.

"0160...Träum weiter du Spast".

Plötzlich realisiert er, was er gerade vorgelesen hat. Die anderen Jungs brechen in Lachen aus. Schockiert sieht er mich an, worauf ich ihm nur lächelnd zuwinke und ein tonloses 'Tja' mit meinen Lippen forme. Neben mir beginnt auch Matt zu lachen.

Stunden nachdem die Jungs das Café verlassen haben, ist meine Schicht endlich zu Ende. Schnell ziehe ich mich um und suche Lilli. Die war mal wieder nirgends zu finden.

"Lilli", rufe ich müde.

Mit Matt im Schlepptau kommt sie auf mich zugelaufen.

"Fahren wir nachhause?", fragt sie und sieht mich großen Augen an.

"Ja. Du musst ins Bett", erwidere und nehme sie auf meinen Arm.

"Ich bin nicht müde", murrt sie gähnend. Leise lachen Matt und ich.

"Natürlich nicht", murmele ich leise.

"Soll ich noch mit zu dir kommen?", fragt Matt und mustert mich besorgt.

"Nein. Ich geh gleich schlafen", sage ich und kann mir ein Gähnen nicht verkneifen.

"Okay, schreib mir wenn du zuhause bist Kleine". Er zieht mich in eine kurze Umarmung.

"Mache ich", antworte ich, erwidere die Umarmung und gehe dann mit Lilli zu meinem Auto.

Behutsam setze ich Lilli in ihren Sitz und schnalle sie an. Eilig fahre ich nach Hause und muss feststellen, dass meine Mum immer noch nicht da ist. Sie arbeitet und arbeitet. Und was kommt dabei raus? Ich lege Lilli ins Bett und mache mir noch was zu essen. Anschließend schminke ich mich ab, gehe Zähne putzen und duschen. Zum Glück habe ich keine Hausaufgaben auf, weshalb ich sofort schlafen gehen kann . Schnell schreibe ich Matt noch eine Nachricht und schlafe sofort ein.

Morgens weckt mich das Geräusch des Weckers. Seufzend erhebe ich mich aus meinen warmen Bett und gehe runter in die Küche. Dort sitzt meine Mutter schon am Frühstückstisch.

"Guten Morgen", murmle ich verschlafen und streiche mir eine Strähne hinter mein Ohr.

"Guten Morgen Malou", haucht sie ebenso müde. Man merkt ihr die Erschöpfung deutlich an. Tiefe Augenringe zieren ihr Gesicht.

"Ist alles okay?", erkundige ich mich besorgt.

Sie schüttelt den Kopf. "Mach dir keine Sorgen. Du solltest jung sein und dein Leben genießen", sagt sie bekümmert.

Statt zu antworten gebe ich ihr einen Kuss auf die Stirn und mache mir einen Kaffee. So früh morgens bekomme ich noch nichts runter.

"Ich muss heute zur Spätschicht, also passe ich heute Mittag auf Lilli auf", informiert sie mich.

Ich nicke zur Bestätigung und gehe dann nach oben, um mich fertig zu machen. Erst schminke ich mich und gehe dann zu meinem Kleiderschrank. Ich entscheide mich für eine schwarze Jeans, ein weißes Shirt und eine braune Lederjacke. Dann schnappe ich mir noch meine Tasche und laufe nach unten. Hastig ziehe ich meine hellbraunen Stiefeletten an und verlasse das Haus. Ich steige in mein Auto und fahre zur Schule. Das es langsam Herbst wird, kann man wirklich nicht mehr verleugnen. Die Tage wurde kälter und erste Blätter beginnen sich zu verfärben. Wenige Minuten später biege ich auf den Parkplatz der Schule ab. Als ich mein Auto abstelle sehe ich Jace rauchend an einem Baum gelehnt stehen.

Another Bad Boy StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt