Kapitel 1

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Fröhlich und gut gelaunt betrete ich das Klassenzimmer. Das ich mal wieder die letzte bin, ignoriere ich, an diesem ersten Tag nach den Sommerferien, gekonnt. Alle Blicken liegen auf mir.

"Was glotzt ihr so?", zische ich durch den Raum. Einige blicken sofort beschämt weg, andere mustern mich weiterhin verstohlen aus den Augenwinkeln.

"Charmant wie immer",sagt Matt, mein bester Freund seit dem Kindergarten. Er schmunzelt leicht.

"Du weißt genau,dass ich es hasse wenn man mich anglotzt",antworte ich absichtlich laut.

"Komm erstmal her",ruft er und breitet seine Arme aus. In diese falle ich keine Sekunde später und wir umarmen uns herzlich.

Nun erblicke ich auch Ruby, womit unser Dreiergespann vollständig wäre. Breit grinsend sehe ich sie an, löse mich aus Matts Armen und falle auch ihr um den Hals.

"Ich hab dich vermisst", meckere ich vorwurfsvoll. Sie war die letzten zwei Wochen im Urlaub und so lange hatte ich sie nicht gesehen. Klar, haben wir die ganze Zeit geschrieben, aber keine Nachricht der Welt, kann die Gegenwart der besten Freundin ersetzen.

"Ich dich auch", antwortet sie. Wir setzen uns hin. Matt, Ruby und ich saßen schon immer gemeinsam in einer Reihe.

"Und jetzt musst du mir alles aus deinem Urlaub erzählen", rufe ich laut und sehe sie mit großen Augen an.

"Das habe ich echt vermisst", lacht sie und ich stimme mit ein.

Kurze Zeit später betritt unsere Lehrerin, gefolgt von Jace Miller, das Klassenzimmer.

"Was will der denn hier?", zische ich aufgebracht zu Ruby.

Sie sah mich nur schulterzuckend an. Jace war der Bad Boy an unserer Schule, zumindest betiteln ihn alle so. Er hielt sich selbst für den größten und hatte auch kein Problem das allen zu zeigen. Mit anderen Worten er war einfach nur ein arrogantes, selbstverliebtes Arschloch. Warum ihn trotzdem alle Mädchen anhimmelten, war etwas das ich nie verstanden hatte. Gerüchten zu Folge, hatte er auch schon mit vielen von ihnen geschlafen. Er war außerdem auf jeder Party zu finden. Sein Blick glitt über die Klasse.

Man hörte einige Mädchen nervös kichern, andere richteten sich die Haare. Gott, war das peinlich. Kaum stand ein Testoron beladener Idiot in unserer Klasse und sofort drehen alle Mädchen durch.

"Guten Morgen und herzlich Willkommen in diesem neuen Schuljahr", begrüßte uns Frau Wilson euphorisch. Einige grummelten ein Morgen als Antwort. "Wie sie sehen haben wir einen neuen Schüler", sagt sie freudig und klopft Jace ermutigend auf die Schulter.

"Ich bin Jace Miller, aber das wisst ihr wahrscheinlich eh schon", sagt er und zwinkert einigen Mädchen zu.

Widerlich dieser Typ.

Ein Mädchen meldete sich. Frau Wilson nahm sie dran. "Und warum bist du jetzt in unserer Klasse?", fragt sie mit zitternder Stimme.

"Bin sitzen geblieben", antwort er schulterzuckend, als wäre es ihm egal.

Unweigerlich breche ich in lautes Lachen aus. Sofort sind alle Blicke auf mich gerichtet. Jace mustert mich mit unergründlicher Miene. Langsam beruhige ich mich wieder. Dann beginnt der Unterricht. Wir besprechen organisatorische Dinge. Nach der Stunde verließen wir alle den Raum. Mein Lächeln verschwindet als ich Jace vor der Tür stehen sehe.

"Ey Carter",seine Stimme hallt laut durch den Flur. Ich steuere gerade auf ihn zu. Jace baut sich vor mir auf und funkelt mich wütend an.

"Gibt's ein Problem?", frage ich unschuldig und lege meinen Kopf leicht schief. Auch ich straffe meine Schultern etwas.

Er beugt sich zu mir runter, was seine Größe noch mehr verdeutlicht. Jace ist mindestens zwei Köpfe größer als ich.

"Lach noch einmal über mich und du lernst mich richtig kennen", zischt er wütend.

"Ay Ay Captain geht klar", antworte ich grinsend und salutiere.

Ungläubig sieht er mich an. "Und mach lieber den Mund zu, dass sieht nicht cool aus", rufe ich ihm im gehen zu und winke ihm provokativ zu.

Ruby und Matt neben mir fangen an zu lachen.

"Oh man Malou", war das einzige was Ruby raus brachte.

"Was glaubt er wer er ist?", frage ich genervt und rolle mit den Augen.Ich konnte es noch nie besonders leiden, wenn Leute so offentlich von sich überzeugt waren und sich permanent über alle anderen stellen müssen.

Wir gingen in die Mensa. "Essen",rufe ich fröhlich und laufe zur Theke.

Ich kaufe mir ein Brötchen und einen Schokoriegel und setze mich an einen der freienTische. Genüsslich beginne ich mein Brötchen zu essen. Matt und Ruby setzen sich schmunzelnd neben mich.

"Du isst wie ein Kerl", lacht Matt und wir stimmen alle mit ein.

Nach zwei weiteren, unnötigen Schulstunden durften wir endlich nach Hause gehen. Ich verabschiede mich von Matt und Ruby. Anschließend mache ich mich auf den Weg zu meinem Auto. Genau neben mir stand der Wagen von Jace. Was hatte das Schicksal bloß für Probleme mit mir? Im Gehen ziehe ich mein Handy aus der Tasche und stecke mir Kopfhörer in die Ohren und drehe die Musik auf. Als ich bei meinem Auto ankomme, öffnete sich die Tür von Jace Wagen. Ohne ihn zu beachten setze ich meinen Weg fort. Ich öffne den Kofferraum und stelle meine Tasche rein. Als ich die Klappe wieder zu mache, steht Jace neben mir.

"Was willst du?", frage ich gut gelaunt und grinse ihn an.

"Du brauchst garnicht so scheinheilig tun", zischt er und pustet den Rauch seiner Zigarette in meine Richtung.

"Ach Manno, ich dachte das funktioniert", erwiedere ich gespielt beleidigt und verschränke meine Arme vor der Brust.

"Pass mal auf. Du bist nur das kleine dumme Mädchen, dass denkt es könnte mich doof dastehen lassen", beginnt er zu reden und sieht mich eindringlich an.

Ich unterbreche ihn. "Falsch. Ich denke es nicht nur, ich tue es auch", verbessere ich seine Aussage.

Ich schiebe ihn zur Seite, steige in meinen Wagen und fahre los. Zurück bleibt ein verdutzter Jace Miller.

Zuhause angekommen stelle ich meinen Wagen ab und betrete das Haus.

"Hallo ist jemand zuhause?", rufe ich laut und in der Hoffnung, dass mich jemand hört.

Ich höre es knacken und meine kleine Schwester Lilli kommt auf mich zugerannt und springt mir in die Arme.

"Hey Kleine", begrüße ich diese fröhlich. "Wo ist Mama?", frage ich sie, obwohl ich die Antwort innerlich schon kenne.

"Arbeiten", murmelt Lilli bedrückt.

Seit mein Vater uns verlassen hatte,musste mein Mutter mehr arbeiten, damit wir über die Runde kommen. Und auch ich verdiene Geld dazu. Ich arbeite Nachmittags und Samstags in einem kleinen Café als Kellnerin.

"Wie war dein erster Schultag?", frage ich sie neugierig. Begeistert erzählt Lilli von ihrem ersten Tag und was sie alles erlebt hatte. Nebenbei koche ich uns Mittagessen.

"Musst du heute auch arbeiten?", fragt Lilli sichtlich bedrückt.

Ich nicke. Traurig sieht sie mich an.

"Was hältst du davon, wenn ich dich mitnehme?", frage ich sie.

"Ja", ruft sie etwas fröhlicher.

"Matt ist auch da", ergänze ich noch. Nun hüpfte die Kleine fröhlich durch die kleine Wohnung. Sie war schon immer ganz vernarrt in Matt gewesen.

Another Bad Boy StoryWhere stories live. Discover now