Geständnis

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"W-was meinst du damit, das hast du bereits?" In Lucy machte sich ein ungemütliches Gefühl breit. Es schien, als ahne sie bereits, was die Antwort war. "Ich meine, dass es längst zu spät ist." Grays Andeutung war nicht gerade hilfreich.
"Du hast nicht ernsthaft Gefühle für Natasha." Der Sarkasmus in ihrer Stimme war ebenso deutlich wie ihr Unglauben. Gray grinste erneut, doch schwieg eine Weile. Das Bedürfnis laut zu lachen erstarb genauso schnell in Lucy, wie es gekommen war. "Das kann nicht dein Ernst sein. Du wusstest doch wer sie ist, du-" Gray unterbrach sie. "Nicht Natasha. Natsu."
Lucy brauchte erst einmal einen Moment, um zu verstehen, was Gray damit sagen wollte. "Was?", fragte sie schließlich, als sie frustriert feststellen musste, dass sie absolut kein Wort verstand.
"Ich habe keine Gefühle für Natasha. Für mich hat sie schließlich nie existiert. Ich habe Gefühle für- Natsu."

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,Natasha' stand immer noch wie gelähmt an dem Brunnen. Drauf und dran das Gefühl in ihren Beinen zu verlieren. Gray war jetzt schon seit einer Weile verschwunden, aber Natsus Gehirn verarbeitete die Informationen, die es erhalten hatte, immer noch als beständen sie aus Kaugummi.
Genauso fühlte sich auch seine Magengegend an, die sich nicht entscheiden zu können schien, ob er erleichtert oder verängstigt sein sollte. Dass Natsu Grays Hand hatte halten wollen schien ihm plötzlich so kindisch, aber gleichzeitig auch unschuldig, wie etwas, dass man nicht zu bereuen hatte, einem aber innerlich dennoch peinlich war.
Was ihn schockierte war sein plötzlicher innerer Drang Gray noch einmal zu umarmen. Er wollte sich vergewissern, ob diese kalten elektrischen Wellen, die er überall hatte spüren können, nicht einfach nur Einbildung gewesen waren.
Was war nur heute los mit ihm? Wieso machten sich plötzlich Gefühle in ihm breit, die er vorher nicht einmal bemerkt hatte? Wie konnten sie seine Gedanken so sehr in Anspruch nehmen, dass er es nicht einmal geschafft hatte, weitere Verabredungen mit Gray zu verhindern? Was wenn Lucy Recht hatte und Gray demnächst mehr von ihm wollte als einfach nur Händchen zu halten? Wie sollte er ihn von sich fern halten?
Ein einzelner weiterer spontaner Gedanke machte Natsu allerdings noch mehr Angst. ,Was, wenn Natsu nichts dagegen hatte?!'
In ihm krampfte sich alles zusammen. Kopfschüttelnd versuchte er diesen Gedanken zu verdrängen. Als ob so etwas möglich war. Er hasste Gray. ,Sicher?', fragte die innere Stimme weiter, sodass Natsu es endlich schaffte sich in Bewegung zu setzen.
Weg, nur weg von dieser Stimme, die ihn Sachen denken ließ, die er nicht denken wollte.
Als er kurz darauf endlich das Hotel erreichte, war er zunächst erleichtert, da er jetzt endlich allein sein und in Ruhe über alles nachdenken könnte. Oder besser noch, sich von all dem Ablenken und sich an die Gründe erinnern, wegen denen er Gray eigentlich hasste.
Doch Melanie saß bereits auf seinem Bett und war ganz vertieft in eine Lektüre, die so aussah, als handle sie von menschlichen Organen oder so etwas. "Was machst du hier Melanie?", fragte er ein wenig überrascht von ihrem plötzlichen Auftauchen.

"Hab ich dir nicht gesagt, ich würde um drei Uhr am Bahnhof sein und du sollst mich gefälligst abholen?!", sagte sie anklagend, sah aber nicht von ihrem Buch auf.
"War das Heute? Tschuldige, ich war etwas abgelenkt.", log er. Er hatte nur einfach keine Lust gehabt, sie vom Bahnhof abzuholen. Wozu auch, sie hatte die Adresse ja auch ohne seine Hilfe gefunden.
"Na das hab' ich mitbekommen." Sarkasmus war wirklich ihre Stärke, dachte sich Natsu. Die verwendete sie allerdings nur dann, wenn er sich ihr widersetzte, ansonsten war sie ein freundliches, wenn auch etwas tollpatschiges Wesen.
"Also dann, ich schätze du weißt, was jetzt kommt. Setz dich." Endlich klappte sie ihr Buch zu und sah ,Natasha' abwartend an, während diese seufzte, sich das T-Shirt über den Kopf zog und sich dann auf das Bett setzte.
Natsu wehrte sich nicht, während Melanie ,Natashas' Körper untersuchte, um Veränderungen oder Nebenwirkungen des Mittels festzustellen.
Der Vorgang dauerte nicht allzu lang, aber Natsu war derweil mit den Gedanken ganz weit weg. So weit, er konnte nicht einmal sagen wo.
"Scheint alles so weit in Ordnung zu sein.", schloss Melanie, jetzt ein wenig beruhigter.  Bei diesen Worten horchte Natsu auf. "Wirklich?", fragte er/sie überrascht.
"Warum?", Misstrauen spiegelte sich in Melanies Gesicht wider. "Ach, nichts.", Natsu lehnte sich zurück. Er hatte bereits fest damit gerechnet, dass Melanie wenigstens ETWAS finden würde, schließlich hatte sich sein Körper heute wirklich eigentartig benommen.
Melanie schüttelte nur verständnislos den Kopf, sodass ihr ihre Brille von der Nase flog und sie sie unter lautem Fluchen zurückholen musste.

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Die Nacht war längst hereingebrochen und es war weit nach Mitternacht, als Lucy sich endlich auf den Weg nach Hause machte.
Dieser Tag hatte so friedlich begonnen und wie war er geendet? Immer noch unfähig alles zu begreifen schüttelte sie ihren Kopf. Wer hätte schon damit gerechnet, dass Gray sich in Natsu verlieben würde?!
Sie erinnerte sich noch gut an den Tag, als sie Gray zum ersten Mal getroffen hatte. Er hatte nicht gezögert, sich mit Natsu anzulegen und bis zum heutigen Tage war es nie anders gewesen. Seit wann war das schon so?
Es war fast wie damals, als Erza und Mirajane in der Gilde verkündet hatten, dass sie jetzt zusammen waren. Wenn sie so darüber nachdachte, waren die beiden nicht auch einmal genauso verfeindet gewesen wie Natsu und Gray? Wenn sie genauer darüber nachdachte, hätte sie es eigentlich wissen müssen. Aber sie war ja viel zu sehr mit Levys Gefühlen für den Eisendrachen beschäftigt gewesen. Da fiel ihr ein, Gajeel wusste immer noch nichts von seinem Glück.
Eine Stimme riss sie plötzlich aus den Gedanken. Es dauerte nur wenige Momente für Lucy, um herauszufinden von wem sie stammte. "Juvia?", fragte sie überrascht. die Gestalt zuckte zusammen.
 "L-Lucy-san?", fragte sie. Aus irgendeinem Grund schien sie, als habe man sie bei etwas erwischt, bei dem sie nicht gesehen werden wollte.
Lucy stutzte ein wenig bei der Art und Weise, wie Juvia sie angesprochen hatte. Normalerweile fauchte Juvia sie ja immer an.
Die Wassermagierin hingegen schien gerade einem inneren Konflikt zu unterliegen, sodass ihr ihr eigenes Verhalten gar nicht auffiel.
Nicht wissend, wie sie mit der Situation umgehen sollte, näherte Lucy sich ihr und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter, was Juvia dazu bewegte ihr direkt in die Augen zu sehen.
Juvia hatte unglaublich blaue Augen, es war als ob man direkt ins Meer blicken würde, aber ebenso wirkten sie bei der Dunkelheit pechschwarz.
,Was ist los?'
, schien Lucys Blick zu fragen. Juvia wandte ihr Gesicht ab. "J-juvia hat etwas schreckliches getan.", murmelte sie, während Lucy das aufmunternde Lächeln vom Gesicht fiel.
"J-juvia hat Gray-sama belogen. Gray-sama hat ihr so ein großes Geheimnis anvertraut und Juvia hat Gray-sama gesagt, sie habe sich in jemand anderen verliebt." Tränen formten sich in ihren Augen.
"Und Juvia ist wütend geworden, als sie heute Nachmittag Gray-sama mit dieser Liebesrivalin gesehen hat und Juvia hat Gray-samas Worte angezweifelt. Und Juvia hat ihn wieder beobachtet, obwohl sie weiß, dass Gray-sama das nicht will und Juvia hat Gray-sama mit Lucy-san gesehen und-" Juvia begann jetzt richtig zu weinen. Aber Lucy hatte bereits verstanden.
Berührt von Juvias Ehrlichkeit nahm Lucy die Wassermagierin vorsichtig in den Arm. "Du hast gehört, dass Natsu sich in Natasha verwandelt hat, richtig?!", fragte sie mitleidig, erntete aber nur ein weiteres Schluchzen, als Juvia sich noch näher an ihre Brust drückte.
Eine Weile standen sie so ruhig da mit geschlossenen Augen. Die Stille wurde nur durch einzelne Schluchzer seitens Juvia und durch beruhigende Worte von Lucy unterbrochen. Das Licht der Straßenlaterne tauchte die dunkle Seitenstraße in ein unheimliches Licht, während sich Motten um die Lichtquelle herum tummelten.
"Wollen wir zu mir gehen? Ich hätte gerade richtig Lust auf einen warmen Kakao.", schlug Lucy schließlich ein wenig unbeholfen vor. Juvia blickte kurz auf und nickte dann ein wenig beruhigter als zuvor.
Arm in Arm machten sich die beiden Magierinnen auf zu Lucys Wohnung. Sie tranken heißen Kakao und Juvia hatte die Chance, sich endlich auszusprechen.
Vielleicht war es ja ein gutes Zeichen, dass Juvia und Lucy sich endlich näher kamen, ohne dem ganzen Liebesdrama um Gray zwischen ihnen. Obwohl, vielleicht brachte gerade dieses Drama die Beiden näher zusammen.
Machte Juvias Lüge zu einer Wahrheit.

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