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Mit einem Hals der sich anfühlt als ob ich Kreide gegessen habe, versuche ich mühselig meine schweren Augenlieder zu öffnen. Bin ich tot? Fühlt sich so Tod sein an?

Meine Sicht wird langsam immer klarer. Ich kann durch das grelle Licht kaum was erkennen. Erst nach gefühlten Stunden schaffe ich es meine Augen ganz zu öffnen.

Ok ich bin definitiv im Himmel, so wie ich es mir immer erhofft habe. Ich liege in einem Bett und vor mir steht nicht gerade irgendwer, nein, es ist ausgerechnet der heißeste und beliebteste Junge meiner Schule. Innerlich danke ich meiner Fantasie wie gut ich in mir eingeprägt habe.

Er steht mit dem Rücken zu mir, seine Haare und Kleidung sind durchnässt, sodass sie an seinem Körper kleben. Dieses Bild verursacht bei mir Gedanken die ich im Leben nicht laut aussprechen würde.
Er ist sowas wie der Anführer der Coolen unserer Schule. Ich muss definitiv träumen, aber der Traum gefällt mir.

Wahrscheinlich kennt er nicht mal meinen Namen, woher sollte er ihn auch kennen, aber das ist mir im Moment vollkommen egal.

Ich bin froh, dass er immer noch mit dem Rücken in meine Richtung steht, sonst hätte er meine Musterung noch bemerkt, aber diese muskulöse Schultern und diese braunen Haare würde ich über all wieder erkennen. Schließlich habe ich ihn oft und lange genug angestarrt, um mir jedes noch so kleine Detail einzuprägen. Der Tod hat wohl doch mehr gute Seiten als ich dachte, wenn er solche Halluzinationen, oder Fantasien, oder Träume oder was auch immer das hier ist hervorruft.

Jedes Mädchen steht auf ihn, er kann also jede haben und nimmt sich meistens einfach das was er möchte. Alle wissen wie es mit ihm läuft, einmal mit ihm schlafen ist drin, aber mehr nicht und dannach wird er sich nie wieder bei dir melden. Mein Bruder ist mit ihm befreundet, aber was macht er hier? Wenn ich im Himmel bin, ist er dann eine Art Nachbildung von seinem Lebendigen ich? Gott wie ich mich hasse dafür, dass ich auch nur daran gedacht habe, wie heiß er ist. Und wenn er schon als Nachbildung in meinem Traum nach dem Tod hier auftaucht, hab ich wohl doch mehr in meinem Leben an ihn gedacht als mir bewusst war.

"Oh sehen sie mal, sie ist wach", sagt eine andere Stimmen. Erst jetzt merke ich den etwas älteren, mit einem weißen Kittel bekleideten Mann, der sich jetzt mit einem Klemmbrett in der Hand vor meine Bett stellt.

"Wo bin ich?", versuche ich zu fragen. Was um alles in der Welt ist mit meiner Lunge los, die kratz genauso unangenehm wie mein Hals und ich spüre förmlich wie die Luft an den Ränder meiner Lunge kratzen. Davon abgesehen wächst meine Unwissenheit und Verwirrung ins unermesslich. Was zur Hölle ist hier los?

"Ich bin Dr. Lorens. Sie sind im London Bridge Hospital, der Junge Mann hier hat sie aus dem Wasser gezogen, nachdem er sie als er joggen war entdeckt hat. Wissen sie noch was passiert ist?"

Ich nickte vorsichtig. Jedes Detail weiß ich noch. Aber anscheinend bin ich wohl doch nicht im Himmel. Frustration macht sich in mir breit, ein weiterer gescheiterter Versuch mir das Leben zu nehmen, selbst dazu bin ich wohl zu unfähig.

"Dann wissen sie wahrscheinlich auch das wir ihre Eltern, sowie das Jugendamt benachrichtigen müssen. Sie haben viele blaue Flecken, die ich mir nicht von ihrem Sprung erklären kann."

"Nein, sie können nicht meine Eltern anrufen, mir geht es super. Ich gehen einfach alleine nach Hause, dass ist gar kein Problem", versuche ich verzweifelt das unvermeidlich zu verhindern, was sich mit meiner krächzenden Stimme echt verzweifelt anhören muss. Danach muss ich erst einmal kräftig husten, um dieses Gefühl im Hals irgendwie los zu werden. Das alles hier ist mir so unglaublich peinlich und erniedrigend.

"Warum bist du gesprungen?", höre ich Ryan sagen. Seine Stimme klingt rau und sexy und hinterlässt auf meinem ganzen Körper eine Gänzehaut. Als Antwort zucke ich nur mit den Schultern. Ich werde ganz sicher nicht darüber reden, erst recht nicht mit Ryan Anderson.

SAVE MEWhere stories live. Discover now