Ich hob eine Augenbraue und warf ihm einen fragenden Blick zu. Peer erwiderte diesen nur mit Stirnrunzeln.

Achselzuckend machte ich mich an die Mind- map. Bis jetzt hatte ich die Vergangenheit von One Direction, Konzerterfahrung und diverse Fakten über die einzelnen Mitglieder. Bis zur Pressekonferenz galt es, einen guten Anfang zu finden. Ein Satz, der auch die älteren Leser fesseln würde. Peer war bei dieser Frage nicht wirklich eine große Hilfe, er schaffte es zwar, den gesamten Obstteller in Rekordgeschwindigkeit zu leeren, aber das nützte mir wenig.

" Wie wäre es mit einer Anspielung auf ihre X- Factor- Vergangenheit?", dachte ich laut.

Sofort schüttelte Peer den Kopf. " Zu abgeklatscht, das macht jeder!!"

Nachdenklich knabberte ich an meinem Bleistift. " Und, schmeckts?", fragte mich Peer belustigt. Ich schaute ihn beleidigt an und erwiderte möglichst würdevoll: " Ich denke wenigstens nach, ganz im Gegensatz zu dir!" " Na, hör mal, das ist nicht mein Artikel!", grinste Peer.

"Ein kleiner Ausschweif über andere Boybands, um dann auf One Direction zu kommen?" Ich fuhr fort, meinen Bleistift zu bearbeiten.

Wieder Kopfschütteln seitens Peer. " Auch schon oft verwendet, Vero."

Frustriert schlug ich mir den Block gegen den Kopf. " Ich fürchte, ich steck grad mitten in einer Schreibblockade!"

Peer grübelte kurz, dann zog er mich von meinem Sessel und hin zu seinem Auto. Erst, als die ersten Gebäude an mir vorbeiflogen, fragte ich: " Was war das eben?" Geschockt war ich schon, um ehrlich zu sein. Das kam ja fast einem Überfall gleich.

Peer blickte weiterhin konzentriert auf die Straße, erwiderte aber gelassen: " Ich habe ein bestimmtes Heilmittel gegen Schreibblockaden. Musste nur überlegen, ob es nicht zu spät dafür ist..."

"Okayyy, ich frage lieber nicht nach.", meinte ich. Natürlich vertraute ich Peer. Und neugierig hatte er mich jetzt auch gemacht.

Nachdem wir knapp eine halbe Stunde schweigend gefahren waren, nickte ich langsam ein. London hatten wir schon hinter uns gelassen und meine Neugier war beinahe unerträglich. Vielleicht träumte ich deshalb irgendein wirres Zeug von Schreibfedern und Stonehenge...

Ein leises " Vero, wir sind da" ließ mich aufwachen. Als ich die Augen aufschlug, blickte ich auf das Meer. Wow. Die Sonne ging schon langsam unter und tauchte die Landschaft in ein warmes Herbstgold. Meine Schläfrigkeit war mit einem Schlag verschwunden und ich sprang begeistert auf.

Ich knallte die Autotür hinter mir zu und rannte auf den Kiesstrand zu. Peers Schritte hinter mir verrieten ihn. Das Wasser war nur noch ein paar Meter entfernt und ich hielt inne. Die Wellen, die am Ufer brachen, erzeugten eine beruhigende Stille tief in mir. Meeresrauschen. Das war es also. Ich schloss die Augen und genoss diese Ruhe. Nur das Meeresrauschen, das Kreischen einiger Möwen und Peers und mein Atem.

Ich hatte noch nie das Meer gesehen. Im Fernsehen schon, das war klar. Aber nicht SO. Einfach unglaublich. Ich öffnete meine Augen wieder und versuchte, diese Unendlichkeit zu begreifen. Ich weiß nicht, wie oft ich Titanic gesehen hatte, aber der Moment, in dem Jack und Rose an der Reling stehen und die Arme ausbreiten, um zu fliegen, war eine meiner Lieblingsstellen.

Langsam breitete ich die Arme aus und die leichte Meeresbrise fuhr durch meine Haare. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Wahnsinn. Einfach Wahnsinn!

Das Einzige, was jetzt fehlte, war Jack. Mein persönlicher Jack. Aber das zerstörte diesen Moment nicht im Geringsten. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ ich die Arme wieder sinken und drehte mich zu Peer um, der sich auf den Kiesstrand gelegt hatte und scheinbar seinen Gedanken nachhing.

Als er meinen Blick bemerkte, setzte er sich auf. " Und? Wie findest dus? Hier kann ich mich zumindest immer entspannen und über alles in Ruhe nachdenken." Statt ihm zu antworten, umarmte ich ihn fest. " Danke. Du bist wirklich toll!", flüsterte ich. " Wie ein großer Bruder!"

Peer schmunzelte, dann liefen wir beide zum Auto und kehrten in die Metropole nebenan zurück.

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In den letzten Tagen vor der Pressekonferenz war meine Nervosität ins Unermessliche angestiegen.

Ich war noch einmal allein shoppen gegangen, hatte aber bis auf einen neuen Eyeliner und dem fantastischsten Film, den ich je gesehen hatte - The Green Mile- nichts gekauft. Peer hatte einen seiner seltsam seltenen Arbeitstage gehabt, aber als er mir das gesagt hatte und mich angesehen hatte, als würde er sich vor meiner Reaktion fürchten, hatte ich ihm versichert, dass das absolut kein Problem für mich war. Schließlich war ich praktisch ein selbst eingeladener Gast und verdiente seine Fürsorge gar nicht. Am Tag vor der Pressekonferenz saß ich am Artikel. Ich hatte schon ein Grundgerüst, aber mehr auch nicht.

Pünktlich um acht Uhr holte mich Peer ab und wir saßen in seiner Wohnung, jeder mit einer Pizza frisch vom Lieferservice und schauten fern.

Nachdem ich mich müde von ihm verabschiedet hatte, sank ich erschöpft auf mein Bett.

Morgen.

Morgen war es soweit.

Obwohl ich wirklich hundemüde war und am nächsten Tag auch noch früh aufstehen musste, schaffte ich es nicht, einzuschlafen. Das Adrenalin, dass durch meinen Körper schoss, hielt mich bei Bewusstsein.

Morgen würde ich ihnen Fragen, die mir am Herzen lagen, fragen können. Morgen musste alles passen. Dann würde ich meinen Artikel schreiben.

Ach du Scheiße!!! Und das Geheimnis! Ach du meine Güte, was sollte ich da nur schreiben? In den letzten Tagen hatte ich alle Informationen über One Direction aufgesaugt wie ein Schwamm. Aber es blieb nur bei dem selben Ergebnis: Sie werden nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen, kein Paparazzifoto, gar nichts. Tja, blieb nur noch eine seeeeehr direkte Frage dazu, fürchtete ich.

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Irgendwann musste ich dann wohl doch eingeschlafen sein, denn das nächste, was ich vernahm, war das schrille Klingeln meines Weckers.

Okay, gehen wirs an!

I AM ( One Direction FF)Onde histórias criam vida. Descubra agora