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Als ich mein Bewusstsein wiedererlange, sitze ich gefesselt auf einem Stuhl. Das Klebeband auf meinem Mund verhindert, dass ich um Hilfe rufen kann. Panisch zerre ich an den Fesseln, aber die schneiden heftig in meine Haut. Vor Schmerz stöhne ich auf. Ich sehe mich um. Ich bin in einem leeren Raum. Das einzige Fenster zeigt die Stadt. Draußen geht bereits die Sonne unter. Es ist niemand hier. Heiße Tränen laufen über mein Gesicht. Hat mich der Mörder von Kyra gefasst? Wird er mich auch umbringen? Plötzlich geht die Tür auf. Rasvan und Valorac betreten den Raum.
,,Na endlich ist sie wach! Du hast ganz schön zugeschlagen, kleiner Bruder!", sagt Rasvan und stellt sich vor mich.
,,Schade, dass der Mörder nicht dich, sondern deine attraktive Schwester erwischt hat", fährt er fort. Ich will etwas sagen, doch es kommen nur animalische Töne heraus.
,,Was? Du willst was sagen?", fragt er und als ich nicke, reißt er mir das Klebeband herunter. Meine Lippen brennen wie Feuer
,,Wisst Ihr, wer Kyras Mörder ist?", zische ich.
,,Nein. Ich bin ebenfalls daran interessiert, aber ich muss leider zugeben, dass ich es auch nicht weiß."
Ungläubig schnaube ich und fange mir eine Ohrfeige ein. Meine Backe brennt bestialisch. Ich glaube, mein Kiefer ist ausgerenkt.
Ich schreie vor Schmerzen.
,,Was wollt ihr von mir?", flüstere ich.
,,Das weißt du nicht?"
,,Nein!"
,,Weißt du, weshalb ich dein Blut nicht trinken kann?"
Wieder schüttle ich den Kopf.
,,Sigi hat gerade herausgefunden, dass du Halbvampirblut in deinen Venen hast, weshalb kein Vollvampir von deinem Blut trinken kann!"
,,Was?! Das kann nicht sein!", keuche ich erschrocken. Das heißt, dass ich keine Blutprinzessin werden kann und Solomon heiraten muss! Oder, dass sie mich töten werden.
,,Ja, erstaunlich, nicht wahr? Jetzt wüsste ich nur gerne, wie der Halbvampir heißt. Du musst nämlich wissen, dass ich etwas gegen diese Missgeburten habe, Ravyn. Ich werde sie alle töten, wenn ich erstmal König bin!"
,,Ich weiß den Namen nicht! Ich wusste nicht mal, dass ich das Blut in mir habe!"
,,Du lügst! Aber du scheinst es nicht sagen zu wollen, weshalb wir wohl nachhelfen müssen, Schlampe!" Rasvan grinst dreckig und mir abwechselnd heiß und kalt. Sie wollen mich doch nicht foltern?!
Rasvan streicht mir meine Haare, die verschwitzt an meinem Gesicht kleben, von der Stirn. Ich drehe den Kopf weg und überlege, ob ich ihn beißen soll, aber dann wird er mich wahrscheinlich töten.
,,Also? Wie heißt er...oder ist es eine sie?"
,,Ich weiß es nicht!"
Er schlägt mich wieder und ich schreie. Ich schmecke Blut. Rasvan wiederholt die Frage immer wieder und nach meinem Kopfschütteln folgt immer ein Schlag ins Gesicht. Irgndwann habe ich Mühe, bei Bewusstsein zu bleiben. Meine Schläfe rinnt etwas warmes Blut herunter.
,,Du scheinst nicht antworten zu wollen. Valorac, hast du eine Idee?"
Hinter meinem Rücken flüstern sie etwas, was ich nicht verstehen kann und lachen.
Rasvan kniet sich vor mich und wiederholt seine Frage. Bei jedem Nein wandert seine Hand weiter bis zu meiner Weiblichkeit. Ich ahne schlimmes. Nach meinem traumatischen Erlebnis mit Solomon...sie wollen doch nicht etwa...?
Ich presse meine Beine so fest zusammen, dass es fast weh tut.
Doch Rasvan ist ein Vampir und kann meine Beine mühelos auseinander drücken.
,,Nein! Hört sofort auf!", schreie ich und er höhnt: ,,Oh, ich habe wohl die perfekte Folter gefunden. Und es ist auch die, die am meisten Spaß macht!" Valorac lacht. Ich schreie, versuche um mich zu wehren, doch die Fesseln hindern mich daran.
,,Also, ich erkläre dir das Spiel. Ich gehe immer weiter, wenn du uns den Namen nicht verrätst, bis... zum Höhepunkt. Du verstehst, was ich meine, du kleine Hure." Sie grinsen dreckig. Durch die Panik kann ich nichts tun. Ich stehe in einer regelrechten Schockstarre.
Seine Hand wandert von meinen Beinen bis zu meinen Busen. Ich kann mich nicht bewegen. Rasvan küsst mich hart, obwohl ich mich wehre. Es tut weh. Valorac steht neben mir und beobachtet mich. Rasvans Hand wandert unter meinen BH und die andere öffnet meine Hose. Ich überlege fieberhaft, wie ich sie loswerden kann. Ich könnte sie anlügen und einfach irgendeinen Namen sagen, aber wenn sie die Lüge herausfinden, töten sie mich sicher.
Inzwischen ist meine Hose bis zu meinen Knien herunter gerutscht Valorac kommt dazu und reißt mir meinen Pullover vom Leib.
,,Sie scheint zu wollen, dass wir weitermachen sollen", grinst er und Rasvan presst sich gegen mich, während er immer wieder den Namen verlangt. Ihre Hände sind überall und Tränen strömen über mein Gesicht. Mein Herz klopft so schnell, dass es droht, gleich aus meiner Brust zu springen.
Ich bin komplett nackt und will so laut schreien wie ich kann, doch es kommt kein Ton aus meinem Mund.
Dann schänden sie mich, bis ich in Ohnmacht falle.

Als ich aufwache, sitze ich immer noch auf dem Stuhl. Nackt. Rasvan und Valorac sind verschwunden. Die Sonne ist schon lange untergegangen, doch das Mondlicht erhellt den Raum. Meine Tränen sind getrocknet und mein Unterleib tut so weh, dass ich aufstöhne. An meinen Beinen entdecke ich getocknetes Blut. Wie lange haben sie es wohl noch getan, nachdem ich bewusstlos war?
Ich fange an zu schluchzen. Warum musste das mir passieren?! Warum haben die Wachen vor meiner Tür das zugelassen? Warum hat mich niemand schreien gehört?
Plötzlich schießt ein Pfeil durch das Fenster und bleibt in der Tür stecken. Panisch zerre ich an meinem Fesseln. Sollte er mich treffen? Tatsächlich schaffe ich es meine eine Hand zu befreien und dann den Rest. Schnell hechte ich aus der Schusslinie und kauere auf dem Boden. Doch es kommt kein weiterer Pfeil. Hektisch atmend drücke ich mich gegen die kalte Wand. Ich zittere. Die Angst, der Schmerz und die Kälte. Auf einmal gibt die Steinmauer nach. Erschrocken krabbel ich rückwärts. Da spüre ich Stoff unter mir. Meine Klamotten. Hastig ziehe ich sie mir an, obwohl der Pullover zerrissen ist. Notdürftig knote ich die Fetzen zusammen. Zuerst gehe ich zur Tür, doch sie ist verschlossen. Den Pfeil schaffe ich nicht herauszureißen, so fest steckt er im Holz. Die Öffnung in der Wand ist scheinbar ein Gang. Wieder ein Geheimgang? Soll ich hierbleiben und riskieren, dass Rasvan und Valorac zurückkehren oder mich in den unbekannten Gang begeben? Ich entscheide mich für letzteres.

Es ist stockdunkel. Mit den Handen und Füßen taste ich mich langsam vor. Mein Herz klopft so laut, dass es im Gängen echoten müsste. Keine Ahnung wie lange ich durch die Dunkelheit irre. Die Schmerzen am gesamten Körper verlangsamen mein Tempo.
Dann sehe ich es ein: Ich habe mich verirrt. Schluchzend sinke ich auf den kalten, dreckigen Boden und ziehe die Beine an meinen Körper. Plötzlich höre ich ein Rauschen. Es klingt wie Wasser. Ich stehe wieder auf, wische mir die Tränen ab und taste mich vorwärts in die Richtung des Geräusches. Schließlich komme ich zu einem losen Gitter, sodass ich es herausdrücken kann.
Dann bin ich frei. Endlich! Die kühle Waldluft umhüllt mich. Ich bin an einem Bach herausgekommen. Außerhalb der Burg
Sofort knie ich mich nieder und im Licht des Mondes wasche ich mir mein Gesicht. Das Wasser ist eiskalt, aber ich fühle mich gleich besser. Die Burg thront über mir. Ich muss ganz schön lange gelaufen sein, dass ich ganz am Fuße des Berges herausgekommen bin. Bloß wie komme ich zurück? Eigentlich will ich gar nicht zurück...Ich könnte jetzt einfach... Plötzlich landet etwas neben mir. Einen Aufschrei kann ich nicht unterdrücken. Es ist ein Rabe, ein ziemlich großer sogar. Er sieht mich an und kommt näher. Ich strecke meine Hand aus. So nahe bin ich einem Raben noch nie gewesen. Vorsichtig nähert er sich meiner Hand und wage es, ihn zu streicheln. Er lässt es sogar zu.
,,Na du?", flüstere ich und lächle.
Er krächzt und fliegt los. Auf einem Ast landet er und ich habe das Gefühl, dass ich ihm folgen soll. Er flattert wieder ein Stück weiter und ich folge ihm. Der Hang ist steil und an manchen Stellen muss ich klettern. Doch nach einiger Zeit, vielen Kratzern und zerissener Kleidung, stehe ich vor dem eisernen Tor, dass auf den Vorhof der Burg führt. Seltsamerweise stehen hier keine Wachen. Plötzlich schlägt genau neben ein Pfeil in den Boden. Sofort drehe ich mich um. Doch in der Dunkelheit ist kein Schütze zu erkennen und der Rabe ist auch weg, bevor ich ihm danken konnte.
An dem Pfeil ist ein Zettel. Mit zitternden Händen mache ich ihn ab und öffne ihn.

Die Blutprinzessin (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt