Und wegen der ganzen Geschichte waren sie auch nicht sonderlich gut auf Fabio zu sprechen. Eltern halt.

"Es gefällt mir richtig gut! Die Arbeit macht Spaß, auch wenn sie ziemlich anstrengend sein kann. Und die Kollegen sind auch alle total nett." Kurz zögerte ich und überlegte, ob ich von diesem einen speziellen Kollegen erzählen sollte. Ob ich ihnen sagen sollte, für wen ich arbeitete.

Aber anscheinend hatte ich zu lange überlegt.

"Über was denkst du nach?", fragte mich mein Papa ernst. "Dieses Gesicht hast du immer, wenn du dir bei einer Sache nicht sicher bist."

"Ich habe ein spezielles Gesicht dafür?", fragte ich so verwundert, dass ich ganz vergaß das Ganze abzustreiten.

"Ja, hast du", schmunzelte meine Mama, "und zwar schon seitdem du klein bist."

"Ah ja. Gut zu wissen." Okay, jetzt hatten sie mich einfach mal komplett auf dem falschen Fuß erwischt.

Als Mama und Papa mich immer noch abwartend ansahen, merkte ich, dass ich mit der Sprache rausrücken musste. Früher oder später würden sie es sowieso erfahren. Und wäre es nicht bescheuerter, wenn sie mich im Restaurant besuchen und Fabio dabei zufällig in die Arme laufen würden? Da erzählte ich es ihnen schon lieber selber.

"Fabio ist wieder da." Papa richtete sich bei dieser Neuigkeit kerzengerade in seinem Stuhl auf und Mama schnappte nach Luft. Hui, die beiden freuten sich ja richtig über die Neuigkeit.

"Und er hat sich einfach so nach all den Jahren wieder bei dir gemeldet?", fragte Mama fassungslos.

"Nein, ihm gehört das Bella Casa", sagte ich und als ich in die ungläubigen Gesichter der beiden sah, erzählte ich ihnen die ganze Geschichte.

"Aber warum bist du dann dort geblieben? Nach allem was er dir angetan hat", schimpfte Papa vor sich hin. Sie hatten Fabio wirklich gemocht damals. Aber nun ja, wenn jemand das Herz der eigenen Tochter brach, war er so ziemlich unten durch. Für immer.

„Naja, weil halt", sagte ich vage, wusste aber bei dem Blick, den meine Eltern mir schickten, dass ich schon etwas deutlicher in meiner Erklärung sein sollte.

„Ich brauche den Job", sagte ich also ehrlich. „Endlich habe ich wieder eine Arbeit! Als ich sie angenommen habe, wusste ich noch nicht, dass Fabio da ist. Dass er der Chef ist. Und ganz ehrlich? So einen großen Einfluss auf mein Leben soll er auch nicht haben, dass ich mich davon einschüchtern lasse."

Irgendwie gefiel es mir nicht, mich vor meinem Eltern rechtfertigen zu müssen. Ich war erwachsen und konnte alleine Entscheidungen treffen.

Mama und Papa schwiegen erst eine Weile. Dann meldete Mama sich zu Wort.

„Packst du es?", fragte sie besorgt.

„Muss ich." Ich zuckte mit den Schultern.

„Nein, das war keine Antwort auf meine Frage, Schätzchen. Packst du es?"

Ich überlegte kurz.

„Bis jetzt schon", sagte ich wahrheitsgemäß. Was aber ungesagt in diesem Satz mitschwang, war auch für meine Eltern offensichtlich.

Ich wusste nicht, ob es so bleiben würde.

„Wir wollen nur das Beste für dich, Mäuschen", meinte Papa beschwichtigend und tätschelte mir die Hand. Er mochte es nicht, wenn wir diskutierten.

„Ich weiß, ich weiß..." Ich seufzte und nahm einen Schluck von meinem Wasser.

„Du kannst dich ja nach einer neuen Arbeit umsehen und erst wenn du was gefunden hast, kündigen", schlug Mama jetzt vor. Im Grunde war ihre Idee nicht schlecht, trotzdem zog sich in mir alles zusammen.

„Jetzt will ich erst einmal die Bachelor-Arbeit fertig bekommen. Dann kann ich ja immer noch schauen, was ich mache."

Gerade jetzt wollte ich nicht kündigen. Obwohl Fabios Anblick schmerzte und mich verwirrte, wollte ich ihn nicht wieder total aus meinem Leben verbannen.

Innerlich schlug ich mir gegen den Kopf. Denn im Grunde wusste ich ja nicht einmal selber, was ich wollte.

Jetzt wollte ich beim Bella Casa bleiben. Aber wetten, dass ich morgen schon wieder vor allem flüchten wollte?

Ich wollte mit Fabio abschließen. Gleichzeitig wollte ich wieder mit ihm befreundet sein.

Ich wollte ihn sehen. Ich wollte ihn nicht sehen. Ich wollte mit ihm reden. Ich wollte nicht mit ihm reden. Ich wollte ihn vergessen. Ich wollte ihn nicht vergessen.

So verwirrt, wie ich selber war, war es wahrscheinlich das Beste erst einmal keine voreiligen Entscheidungen zu treffen.

„Du hast Recht. Mach erst deinen Bachelor, dann sehen wir weiter." Mama lächelte mich warm an und ich erwiderte ihr Lächeln.

Obwohl ich mich gerade darüber geärgert hatte, dass sie sich einmischten, war ich froh darüber, dass sie sich so um mich sorgten. Dass mein Problem einfach wie automatisch zu ihrem wurde.

Das war schon immer so gewesen, aber da ich Einzelkind war, war das nicht weiter verwunderlich. Eine Selbstverständlichkeit war es aber auch nicht und ich liebte meine Eltern dafür.

„So, wir lassen dich jetzt dann mal arbeiten und in einer halben Stunde gibt es Kaffee und Kuchen." Mama stand auf und gab Papa ein Zeichen, dass er mich jetzt auch in Ruhe lassen sollten. Widerwillig erhob auch er sich, zuckte entschuldigend mit den Schultern und ließ mich mit meinen Gedanken allein.

Meine Eltern waren verhältnismäßig alt und dementsprechend altmodisch in ihren Ansichten. Sie hatten fast fünfzehn Jahre versucht, Kinder zu kriegen. Gerade als sie ihren Traum schon aufgeben wollten, wurde Mama mit mir schwanger.

Obwohl ich ihr ein und alles war, bin ich nie verwöhnt worden. Mama und Papa waren schon immer sehr bodenständig. Ich hatte genug Liebe und Aufmerksamkeit bekommen, jedoch nie so viel, dass ich mir was darauf einbildete.

Ich ließ noch einmal den Blick über den Garten schweifen, dann stand ich auf, um meine Laptoptasche zu holen.

Dann mal an die Arbeit...

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Jetzt habt ihr auch mal Ceils Eltern kennen gelernt ;)

Genießt den Sonntag! :)

Tyskerfie & HeyGuys77

Cook, Live, Love - Liebe geht nicht durch den MagenWhere stories live. Discover now