"Du hast jedes Recht sauer zu sein. Du hasst mich und ich mache dir keine Vorwürfe.", spricht er mit einem traurigen Lächeln. "Es tut mir wirklich leid Jules. Für alles."

"Das war's? Deshalb bin ich hergekommen? Damit du dich entschuldigen kannst?" Rebellische Tränen sind in meinen Augen und verwischen mir meine Sicht. "Du bist aus meinem Leben verschwunden und das ist alles was du zu sagen hast?"

Er schürzt seine Lippen. "Ich wollte nicht aus deinem Leben verschwinden Jules.  Ich musste es."

"Was ist deine Entschuldigung, dass du uns verlassen hast? Ich will es hören."

Er seufzt. "Ich habe einen Fehler gemacht. Ich war glücklich mit deiner Mutter verheiratet, als ich Tatiana, die Mutter der Zwillinge, in einer Bar getroffen habe. Es war nur eine Nacht und ich war betrunken." Seine Worte ekeln mich an. "Einige Wochen später ist Tatiana zu mir gekommen und hat mir erzählt, dass sie schwanger ist. Ich habe versprochen ihr zu helfen, habe es als ein Geheimnis behalten. Aber dann hat sie herausgefunden, dass Drillinge unterwegs waren und es eine sehr riskante Schwangerschaft ist. Sie hat die ganze Zeit die volle Aufmerksamkeit gebraucht. Deine Mutter habe ich immer noch nicht verlassen. Ich habe gedacht, dass ich damit umgehen könnte."

"Du hast gedacht, dass du ein Doppelleben führen könntest?"

Er schüttelt den Kopf. "Nein so war es nie Jules. Ich habe deine Mutter von ganzem Herzen geliebt. Sie war die Liebe meines Lebens."

"Aber du hast sie trotzdem betrogen."

"Ich war schwach, das gebe ich zu." Er macht es sich in seinem Bett bequemer. "Eines nachts habe ich einen Anruf aus dem Krankenhaus bekommen. Tatiana wurde eingeliefert.  Sie hat ihr drittes Baby verloren und hatte eine wirklich schlimme Infektion, wegen des toten Babys in ihrem Inneren. Ihr Leben und das der zwei anderen Babys stand auf dem Spiel. Der Arzt hat gesagt, dass es nicht einfach sein würde sie zu retten. Sie würden ein Wunder brauchen, sie würden Liebe brauchen."

Mein Herz bricht. "Und so hast du den Anruf gemacht."

Tränen laufen ihm über die Wangen. "Ja ich habe mich entschieden bei ihr zu bleiben. Sie hat mich gebraucht."

"So wie ich.", flüstere ich.

"Ich weiß." Er wischt sich die Tränen ab. "Ich weiß das Baby. Ich weiß das, aber du hattest deine Mutter und ich wusste, dass sie eine wunderbare Frau war, die dir alles geben würde was du brauchen würdest. Tatiana und die Zwillinge hatten nichts. Sie hatten einen sehr schwierigen Start, es gab viele Operationen, Stunden und Tage in einem Wartezimmer."

"Warum hast du uns das nicht gesagt?"

"Weil ich gewusst habe, dass sie mich nicht nur kurzweilig brauchten würden, sondern für eine lange Zeit. Ich konnte deine Mutter damit nicht belasten. Auch nach ihrer Geburt mussten sie viel durchmachen. Nadia wurde ohne einen Teil ihres Darmes und mit nicht funktionierenden Nieren geboren. Ich erinnere mich daran wie ich jede Nacht bei ihr gewesen bin und sie beobachtet habe. Es schmerzt so sehr zu sehen wie ein kleines Baby so viel leidet. Ich habe ihr eine meiner Nieren gespendet, als sie älter war."

"Oh."

"Nash hat bis er etwa sechs Jahre alt war nicht gesprochen. Du hast wahrscheinlich bemerkt, dass er nicht ganz normal ist. Er hat das Asperger-Syndrom."

Wow das ist viel zu verdauen. Das ist nicht das Bild, welches ich in meinem Kopf hatte wie und warum er diese Dinge getan hat.

"Ich weiß, dass du immer noch glaubst, dass ich alles falsch gemacht habe, aber ich bereue es nicht. Tatiana fiel in eine tiefe Depression, wegen des verlorenen Babys und dem ganzen Schmerz, den die Zwillinge durchmachen mussten. Ich konnte sie nicht verlassen. Es wurde unser Kampf, unser Krieg um sie zu retten."

"Das ist viel auf einmal."

"Ich weiß.", flüstert er. "Ich versuche nicht dich dazu zu bekommen, dass du mir verzeihst. Ich denke nur, dass du die ganze Geschichte verdienst. Ich habe euch nicht verlassen, weil ich euch nicht geliebt habe, ich habe nur den gewählt der mich mehr gebraucht hat."

"Warum hast du mich in all den Jahren nicht aufgesucht?"

"Weil ich ein Feigling war." Er lacht traurig. "Je mehr Zeit vergangen ist, desto mehr habe ich realisiert, dass ich ein Feigling war, weil ich dir und deiner Mutter nicht die Wahrheit gesagt habe. Ich hätte mit dem Schmerz in euren Augen nicht umgehen können, mit der Enttäuschung. Ich konnte einfach nicht. Ich war ein schrecklicher Vater, das weiß ich."

"Du warst nicht ein schrecklicher Vater. Du warst überhaupt kein Vater für mich." Ich halte inne. "Aber das warst du für sie. Ich bin froh, dass sie dich hatten."

"Jules ..."

Eine dicke Träne rollt über meiner Wange. "Wir hätten es verstanden, Mom und ich. Wir hätten dich verstanden und dir sogar geholfen.  Du hast recht, du hast nicht richtig gehandelt. Ich hätte dich gebraucht." Ich wische wütend meine Tränen weg. "Gott weiß wie sehr ich dich gebraucht habe. Nur weil ich ein gesundes Kind war, hat das nicht bedeutet, dass ich dich nicht gebraucht habe." Ich stoße einen langen Atemzug aus. "Du hättest für die Zwillinge da sein können ohne aus meinem Leben zu verschwinden. Du hättest dich in all den Jahren zeigen können und das hast du nicht."

"Jules-"

"Du hast uns nicht geliebt. Du gehst nicht einfach von jemandem weg, den du liebst. Das tust du einfach nicht. Du bleibst. Und versuchst es." Meine Stimme bricht. "Und du findest eine Lösung! Darum geht es in der Liebe! Es ist nicht perfekt, es ist hart und es lohnt sich zu kämpfen."

Er schluchzt. "Es tut mir so leid Jules."

"Das braucht es nicht. Du hast deine Wahl getroffen." Ich kann mit den Tränen vergießen nicht aufhören. "Lebe damit."

Ich drehe mich um, schluchze, wische meine Tränen weg, aber es kommen immer wieder mehr. "Und wenn es um Vergebung geht, die du von mir willst, um in Frieden zu sein." Ich schaue ihn über meine Schulter an. "Ich vergebe dir." Ich gehe zur Tür.

"Ich liebe dich Jules." Ich höre seine Stimme und mein Herz fällt zu Boden. "Du warst immer und wirst immer mein erstes Kind sein."

"Das Kind, das du verlassen hast.", schieße ich zurück ohne ihn anzusehen. "Auf Wiedersehen Sir."

Und damit gehe ich hinaus.



Growing up (My Wattpad Love's sequel)  {Übersetzung}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt