Prolog

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25. November 2018 – Kommandozentrale BA17, Westbezirk Sperrzone

Ihm hing das spröde nasse Haar direkt im Gesicht, als er die Beine in die Hand nahm und so schnell rannte, wie er konnte. Seine Lungen brannten, das Adrenalin pochte in jedem Winkel seines Körpers und sein Kopf schien aufgrund der lauten Schreie hinter ihm beinahe zu explodieren.

Während er rannte nahm er das Funkgerät von seinem Gürtel und betätigte es mit panischem Zittern. »Hier BA17! Kann mich jemand hören? Ich wiederhole, hier BA17 wir haben einen Code Black!« Er hörte nur Rauschen als Antwort und ballte verzweifelt die Hände zu Fäusten. Er müsste noch mindestens 25 Kilometer laufen, erst dann würde er die nächste Zentrale am Rande des Südbezirks erreichen. Wer wusste schon, ob es bis dahin nicht schon zu spät war? Der Virus verbreitete sich schneller, als alles bisher dagewesene. Und nun war genau das eingetreten, was sie unbedingt vermeiden wollten: Es gab ein Leck!

Seine Lungen brannten, als er durch das Waldgebiet hechtete, da drang eine Stimme zu ihm und nach nur wenigen Sekunden, realisierte er, dass es sein Funkgerät war. »Hier BA16, können Sie mich hören? Was ist bei ihnen los?«

Der junge Mann hielt hinter einem dicken Baum an und packte das Funkgerät mit beiden Händen fest an. »Hier BA17! Wir haben einen Code Black! Ich wiederhole, wir haben ein Leck!«

Es rauschte leise, dann meldete sich wieder die andere Stimme. »Verstanden, Maßnahmen werden eingeleitet. Wo befinden Sie sich, BA17?« Der vollkommen durchnässte Mann sah sich um und versuchte die nächste Markierung, die das Gebiet um die Sperrzone kennzeichnete, zu finden. »BA17? Sind Sie noch da?«, drang die Stimme wieder zu ihm, als er den Zaun ausmachte und bei der nächsten Markierung stehen blieb. »Ja, hier BA17. Ich befinde mich bei WB67 B. Bitte schicken Sie schnell Hilfe, ich bin verletzt!«

Er keuchte und sah an sich hinab. Eine dicke Fleischwunde war an seinem Bein zu sehen und kaum hatte er sie angesehen, übermahnte ihn das Schmerzempfinden. Dank dem Adrenalin von vorhin konnte er rennen, aber jetzt war davon nichts mehr übrig. Erschöpft sank er nieder und registrierte die Antwort aus dem Funkgerät. »Verstanden, Verstärkung ist unterwegs! Bleiben Sie wo Sie sind!«

Vor seinem inneren Auge durchlebte der junge Mann ein zweites Mal, was passiert war. Er wollte seine Schicht antreten, war auf dem Weg zum Posten 4 der Kommandozentrale, als er plötzlich Schreie hörte und dann sah er sie. Seine Kollegen, allesamt mit gräulicher Haut, die auf ihn zu rannten. Einer packte ihn und zerrte ihn zu Boden.

Sie sahen aus wie Zombies, verhielten sich auch beinahe so. Sie hatten ihn zu Boden gerissen und ihn gebissen, dann von ihm abgelassen. Er wusste, dass er nun infiziert war. Er hatte das Virus in sich und war aufgrund seiner Panik aus der Zentrale nach draußen gerannt. Nicht mehr lange, vermutlich nur noch 5 Minuten und seine Haut würde sich anfangen grau zu färben. 

Nicht seine Kollegen, die infiziert worden waren, als er geschlummert hatte, waren das Problem oder gar das Leck. Nein, er war das Leck. Er hatte den Virus nach außen getragen und er wusste, dass die anderen, die sogenannte Verstärkung, ihn eliminieren würden, sobald sie ihn fanden.

Aber besser das, als an dem Virus zu sterben.

Besser ein kurzer Schuss in den Kopf, als wochenlange Qualen und Schmerzen. 

Freeze || H.S. (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt