14.Kapitel

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Abby P.O.V

Der Wind wehte kühl und es nieselte leicht, doch das nahm ich kaum noch wahr. Mir war kalt und mein Körper war mit Gänsehaut überzogen. Heiße Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen. Ich war am Boden. Ich wollte das Alles nicht mehr. Einfach nur weg. Mein kleiner Balkon kam mir vor wie ein Schutzbunker, der mich vor meinen Gefühlen, die mich innerlich zerfraßen, beschützte.

Der Mond stand hoch am Himmel, es waren jedoch keine Sterne zusehen. Dunkle Wolken hatten ihren Platz am Horizont eingenommmen. Und ich meinen Platz hier draußen. Mein Körper fühlte sich taub an, ich hatte mich seit Stunden nicht vom Fleck bewegt und mein Kopf pochte heftig. Ich hatte das Gefühl, dass nur noch die Luft die in meine Lungen drang, mich am Leben hielt.

Auf dem kleinen Tisch neben mir, vibrierte mein Handy. Ich überlegte wirklich lange, ob ich nach sah wer mich anrief. Entschied mich dann aber doch dafür. Pauline. Es war kurz nach 2 Uhr, mitten in der Nacht. Ich nahm den Anruf an.

"Hallo." meine Stimme klang schrecklich. Ich räusperte mich, um wenigstens etwas vernünftiger zu klingen. "Ist alles in Ordnung bei dir?" Pauline klang besorgt, jedoch wunderte es mich das sie mich anrief obwohl es mich auch freute. Doch diese Frage trat so einiges wieder in mir los und mir entwichte ein Schluchzen. "Bei dir ist nicht alles in Ordnung. Ich hatte es doch im Gefühl." stellte sie ernst fest.

Ich hatte noch nicht einmal die Chance etwas zu erwiedern, bevor Pauline auflegte. Ich wusste das sie in wenigen Minuten vor meiner Haustür stehen würde. Sie war also doch noch immer die beste Freundin, die ich mir in dieser Zeit wünschte. Ich legte mein Handy wieder zurück und sah weiter in den Himmel.


Es war bestimmt schon nach 4 Uhr und wir saßen immer noch da, ohne groß ein Wort gesprochen zu haben. Ich lag in den Armen meiner besten Freundin und weinte. Zu Anfang fragte sie mich ob ich darüber reden wollte, doch ich brachte kein Wort raus. Sie war einfach für mich da, ohne etwas zu sagen. Es fühlte sich gut an nicht allein zu sein. Ich war so froh Pauline bei mir gehabt zu haben.

"Er hat es gesehen." ich sah Pauline an. Sie sah mich fragend an. "Wie ich einen anderen Jungen geküsst habe." ich wollte weinen doch meine Augen war schon ausgetrocknet. "Vielleicht war es auch besser so." Paulines Stimme klang trocken und so kalt. Ich setzte mich auf und sah sie nur an. "Es war vielleicht besser so?" ich war so verletzt von ihren Worten, dass ich meine Stimme kaum noch zügeln konnte.

"Du weißt doch, dass ich nur das Beste für dich möchte!" sie wollte mein Hand nehmen, doch ich zog sie zurück und stande auf. "Abby, hör mir doch mal zu." sie stand ebenfalls auf. "Weißt du ich -" es reichte. "Hör auf! Ich will nicht wissen was du darüber denkst und was die beste Lösung sein könnte." bei den letzten Worten brach meine Stimme.

"Verdammt nochmal, er ist dein Bruder! DEIN BRUDER!" Pauline stand vor mir und schrie mich an. Ich schluckte, da ich nicht dachte das die Wahrheit mich so stark traf. Ich starrte auf den Boden. "Aber ich liebe ihn." ich flüsterte die Worte in die Nacht und hoffte das sie nicht in der Dunkelheit verrschwanden, sondern das er sie iregndwie hörte.

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