15. Kapitel

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Die Musik dröhnte laut aus allen Ecken und ich unterdrückte den Reflex, mir die Ohren zu zuhalten. Die Luft war kaum noch zum atmen gut genug. Es war stickig, es roch nach Alkohol und Schweiß. Die Hitze staute sich in dem kompletten Raum und raubte mir fast den Verstand. Ich drückte dem breiten Mann, hinter der Theke einen 50 Euro-Schein in die Hand und schwang mich von dem Hocker. Es dauerte etwas bis ich wieder genug Halt hatte, um die Bar verlassen zu können.

Die Luft draußen tat verdammt gut. Ich stand auf der Straße, mit einem gebrochenen Herzen und wusste nicht, wo ich hin sollte. Eine Gruppe Jugendlicher stürmten aus den Eingang der Bar. Sie lachten. Ob es nun am Alkohol lag oder nicht, sie wirkten glücklich.

Langsam begann ich einen Schritt vor den anderen zu setzten. Es fiel mir schwer geradaus zu gehen. Meine Gedanken schweiften immer wieder ab und drehten sich im Kreis. Sie war überall. Ich sah ihr schönes Gesicht immer wieder vor mir, obwohl ich es nicht wollte. Mein Magen zog sich zusammen. Ich schüttelte den Kopf und lief einfach weiter. Ich hatte doch beschlossen nach Hause zugehen, ich war einfach zu schwach um mir zu überlegen, wo ich die Nacht verbringen sollte. Auch wenn ich damit rechnen musste, sie dort an zu treffen.

Die Nacht war dunkel. Der Himmel war klar und man konnte die Sterne gut sehen. Die Laternen gaben nur ein schwaches Licht von sich, aber es reicht um genug zu sehen. Überall war es schon still geworden und das Einzige was man hörte, waren meine Schritte in der Dunkelheit. Umso näher ich unserem Haus kam, umso schwerer fiel es mir weiter zu gehen. Ich hatte das Gefühl mein Herz würde mir jeden Moment aus der Brust springen. Es schmerzte. Ich schenkte ihr es, doch sie ließ es einfach zu Boden fallen. Tausende Scherben lagen dort und ich wusste nicht, ob ich die Kraft hatte sie wieder zusammen zusetzten. Mir hatte noch nie jemand so weh getan. Doch, wie ging es ihr eigentlich dabei? Fühlte sie das selbe wie ich?

"Nico!" ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Ich stand ein paar Meter vor meinem Haus und versuchte die Person, die davor stand zu erkennen. Ich musste meine Augen zusammen kneifen, um Pauline zu sehen. "Was machst du hier?" meine Stimme klang abweisend aber das war auch gut so. "Nicht gleich so unfreundlich!" sie lachte auf. Ich hasste ihr Lachen. Es hörte sich falsch und verlogen an. "Was willst du von mir?" sie ging mir gewaltig auf die Nerven. "Du und Abby, das wird nie was." Pauline verschränkte ihre Arme vor der Brust und grinste mich an.

Sie wusste es. Abby hatte es ihr anvertraut. Ein großer Fehler, meiner Meinung nach. Ich konnte Pauline nie leiden. Und das würde sich auch nie ändern. "Aber hast du schon mal über uns Beide nachgedacht?" sie machte ein Schritt auf mich zu und legte ihre Hände auf meine Brust. Ich sah sie verwirrt an. Was sollte das denn jetzt? Ich wisch zurück. Sie sollte mich nicht berühren. "Wieso sollte ich das?" mein Blick war abwertend doch das schien sie nicht zu stören. "Ich glaube wir würden uns gut ergänzen, meinst du nicht?" Pauline zwinkerte mir zu. Das wurde mir zu viel. Ich schüttelte nur den Kopf und lief schweigend an ihr vorbei.

Sie hatte definitiv eine Grenze überschritten. Ich hasste sie aus gutem Grund. An der Haustür drehte ich mich noch einmal um. Pauline lief glücklicherweise davon, nachdem sie mir noch ein paar Beleidigungen an den Kopf geworfen hatte. Mittlerweile hoffte ich nur noch, dass Abby schon schlief. Ich wollte ihr nicht in die Augen schauen. Das konnte ich nicht. Nicht zu diesem Zeitpunkt. Viel zu groß war meine Angst, in ihreren Augen zu sehen, das sie keine Gefühle mehr für mich hatte.


GeschwisterliebeWhere stories live. Discover now