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Irgendjemand rüttelte an meiner Türklinke, doch ich hatte meine Zimmertür von innen abgeschlossen. Ich wollte ungestört sein.

Am liebsten würde ich mich ins Bett schmeißen, mir die Decke über den Kopf ziehen, weinen und die nächsten 10 Tage nicht mehr aufstehen. Doch ich musste zur Uni und außerdem hatten wir gerade Besuch vor der Tür stehen.

Das hinderte mich jedoch nicht daran weinend auf dem Boden zu sitzen.

Die Türklinke wurde schon wieder gerüttelt. „Wer ist da?", rief ich, wobei ich versuchte meine Stimme möglichst normal klingen lassen. Das leichte Zittern darin war trotzdem nicht zu überhören.

„Ich bin's, Niall. Ist wirklich alles okay?" „Ja, alles gut. Ich muss nur, ähm, lernen. Ich muss lernen.", antwortete ich. „Ihr kommt doch ohne mich zurecht, oder?" „Ja,klar.", rief Niall durch die Tür zurück. Ich hörte wie sich Nialls Schritte von der Tür entfernten. Mein Schluchzen wurde wieder lauter.

Warum musste ich die beiden auch bitten hier zu bleiben? Es lief so gut als sie noch vor der Tür standen. Es lief momentan generell ziemlich gut. Ich hatte aufgehört so viel an Louis zu denken.

Aber dann musste er ja wieder alles kaputt machen. Er machte alles kaputt. Mich, unsere Beziehung und meinen Heilungsprozess. Einfach alles.

Ich wollte ihn nicht mehr sehen. Ihn und sein perfektes Gesicht und vorallem wollte sich sein Lächeln nicht mehr sehen. Es quälte mich.

Am liebsten würde ich mich ins Bett legen, irgendeinen schnulzigen Film an machen und einfach so lange weinen bis keine Tränen mehr kamen.

Doch leider machte mein Hunger diesen Plan zunichte, da ich heute nichts anderes als eine Tiefkühlpizza und einen Bagel gegessen hatte.

Als erstes schaute ich mich in meinem Zimmer um, fand dort aber nichts Essbares, bis auf ein angebissenes Snickers, das ich sofort in den Mülleimer schmiss. Also müsste ich doch in die Küche gehen. Innerlich wog ich ab, ob es schlimmer war Louis noch einmal zu sehen oder in meinem eigenen Zimmer zu verhungern, obwohl die Küche am Ende des Flures lag.

Nach einiger Zeit kam ich zu dem Schluss, dass Zweiteres wohl doch schlimmer war. Außerdem war es gar nicht sicher, ob ich Louis begegnen würde. Aber es war sicher, dass ich irgendwann qualvoll verhungern würde, wenn ich nicht irgendwas essen würde.

Also doch in die Küche gehen, auf die Gefahr hin, mein Herz noch einmal zesplittern zu lassen.

Mein Blick fiel auf den Spiegel neben der Tür und ich erschrak. Mein Mascara war komplett verlaufen. Ich sah wirklich schlimm aus.

Zu Erst schminkte ich mich komplett ab und dann zog ich die Bluse, die ich extra für Rubys Party angezogen hatte, wieder aus.
Stattdessen zog ich meine pinke Pyjamahose mit den Elefanten und ein weißes Top an. Meine Haare fasste ich noch schnell in einen unordentlichen Dutt zusammen und zog danach große Wollsocken an meine Füße.

Ich wollte einfach ein die Küche gehen, mir eine Dosensuppe machen und mich dann ganz schnell wieder in mein Zimmer verziehen.

Als ich an Rubys Zimmertür vorbei ging, hörte ich Nialls Stimme, was mich ziemlich stutzig machte.

Niall in Rubys Zimmer? Was war denn da los?

Ich blieb vor der Tür stehen und lauschte.

„Ich will dich auf gar keinen Fall nerven.", sagte Niall unsicher. „Ist schon okay...", hörte ich Ruby murmeln. „Was ist den los?" „Wie geht's dir?", fragte Niall. „Gut, danke." Ruby flüsterte so leise, dass ich sie kaum verstand, aber immerhin redete sie und das auch noch mit einer männlichen Person. Diesen Fortschritt würde ich gleich morgen ihrer Therapeutin mitteilen.

You're a liar ⇢ elounorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt