21:02 Uhr - Joanne

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Matt zog sie durch die Menge zur Bar, wo er ihr dasselbe bestellte, das sie sich zu Beginn des Abends geholt hatte. Joe beobachtete ihn dabei, wie er dem Barkeeper die Bestellung nannte und Geld über die Theke schob. Gleich darauf reichte der hochgewachsene Mann ihr ihren Drink und sie verließen das Lokal erneut, um sich davor unterhalten zu können.

»Also, Joe, was tust du beruflich?« Die Frau musterte den Mann lange. Ein Mann aus dem Westen, ein Mann, der definitiv zu den Anzugträgern gehörte.

»Ich stehe tagsüber an der Kasse und abends Kellner ich in einem muffigen Schuppen, der es echt nicht Wert ist, hier genannt zu werden. Ich versuche ihm keine Beachtung zu schenken.« Mal davon abgesehen, dass es ein Stripschuppen war und sie demnach in einem knappen Rock und Spitzen-BH Drinks und Bier an besoffene Männer verteilte, die sich mit ihren Arbeitskolleginnen vergnügten. »Und ich bin mir grade ziemlich unsicher, ob ich deinen Beruf überhaupt wissen will.«, sie sagte es mit einem Lächeln. In seinem Gesicht zu lesen war ihr ein leichtes, er war verwundert. Ob wegen ihrer beinahe vollkommenen Ehrlichkeit oder weil sie zwei Jobs hatte um sich überhaupt eine Wohnung im Osten leisten zu können.

Das sie theoretisch genommen, gar keine Wohnung mehr hatte, weil ihr Exfreund sie rausgeworfen hatte, sagte sie ihm nicht. Es war nicht das erste Mal, dass sie quasi als Obdachlos zählte. Auch das verriet sie ihm nicht, sie wollte ihn nicht abschrecken, seine Nähe bedeutete Normalität und Ruhe.

»Ich übernehme Simmons And Sons. Eigentlich nur, weil ich der älteste bin, nicht, weil ich ihm der Liebste war.«

»Meine Mutter hat mich mit der Weisheit in die Welt geschickt, ein Mann stehe über mir und darf mich behandeln wie er wollte.«

»Mein Vater hat mich im Zimmer einsperren lassen, damit ich für bestehende Prüfung lernen konnte. Alles was ich hatte waren meine Unterlagen und zwei Liter Wasser, weil trinken das Denken fördert.«

»Mein Vater hat meine Mutter verlassen und sich von mir mit folgenden Worten verabschiedet: Tut mir leid, Baby, aber du kannst nicht mit, die Hure hat dich verdorben.«, wetteiferte ich weiter und blickte ihm herausfordernd entgegen.

»Meine Mutter hat mich noch nie berührt, nicht mal ausgetragen hat sie mich.«

»Meine hat Alkohol gesoffen und geraucht, es ist ein Wunder, dass ich nicht vollkommen missgebildet bin.«

Dann schwiegen sie. Der Wettkampf war ausgetragen. Stumm hatten sich die beiden für den Gleichstand entschieden, ob mit Geld oder ohne, das Leben der Kinder war auf keiner der beiden Seiten ein Zuckerschlecken.

»Ich habe noch nie so viel Zeit mit jemanden aus dem Osten verbracht.«, gestand Matt.

Joe sagte nicht, dass sie schon mit vielen geschlafen hatte, die seiner Preisklasse entsprachen. »Ich habe noch nie so lange mit einem gesprochen.« Halbwahrheiten sind besser als Lügen.



Ich bin behindert, das Kapitel lag hier so ein Monat lang herum und ich habe vergessen das es existiert. Nah, jetzt bin ich ja wieder dabei.

Zehn Stunden unseres LebensWhere stories live. Discover now