2. Szene. (Rastlos)

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V. N.

Die Luft ward dünn. Er atmete flach. N sitzt wieder in der Mitte auf einem Stuhl, vornübergebeugt, zum Publikum, jedoch mit dem Gesicht abgewendet. Unruhig knackste er seine Finger und Knöchel. Das geschah etwa so: Mit der einen Hand nahm er einen Finger der Linken (z.B. den Zeigefinger) in die Krümmung die sein rechter Zeigefinger und Daumen bildeten. Die restlichen Finger der linken Hand lagen dabei in der Handfläche der Rechten. Dann spannte er die Daumenmuskel der rechten an und übte somit Druck auf das Grundglied des linken Zeigefingers aus. Mit der restlichen Hand drückte er in die entgegengesetzte Richtung, wobei der Zeigefinger der rechten typischerweise Spannung auf das Mittelglied des entsprechenden Fingers (hier des linken) ausübte. Währenddessen nun die linke Hand in gleicher Stellung blieb, drehte er die rechte um die eigene Achse im Uhrzeigersinn, und zog meistens auch ein bisschen. Dadurch überlastete er das Fingermittelgelenk und man bekam ein lautes Knacksen zu hören. Dieses Knacksen konnte er mit jedem Finger erzeugen. An beiden Händen. An allen Fingergelenken. In beide Richtungen. Natürlich konnte er auch jegliche Gelenke krachen lassen. Ellenbogen als auch Hals, Schulter, Rücken, Fuß und Handgelenke. Desto unruhiger er wurde je mehr hörte man das Knacken der Gelenke. Meistens fing es langsam an. Ein Wippen des Knies, das progressiv schneller wurde. Dann schaute er sich verängstigt im Raum um. Auch wenn er meist irgendwelche Gegenstände im Raum fixierte, so huschten seine Augen dennoch in alle Richtungen. Wie ein aufgeschrecktes Tier, das man bedroht, stand er unter Spannung. Krampfhaft kontrahierte er einzelne Muskeln. Mal Beinmuskeln, dann Vorderarm usw..

V (erklärend).

Das geht meist eine Weile so, bis er sich entweder beruhigen kann, oder die Schmerzen wieder anfangen. Abends, bzw. meist schon spät Nachts, versuchte er zu schlafen. In embryonaler Stellung lag er da und starrte in die Dunkelheit. Er war nicht munter genug um etwas lesen zu können, doch seine Augen wollten auch nicht geschlossen bleiben. Für ihn fühlte es sich an, wie wenn jemand eine Nacht nicht geschlafen hätte, dann aber bei hellstem Tageslicht und Kaffee-intus zu schlafen versuchte. Unmöglich möchte man sagen. Und so war es. Manchmal konnte er die ganze Nacht nicht schlafen, und am anderen morgen stand er auf, ohne dass die schlaflose Nacht sich irgendwie bemerkbar gemacht hätte. Es fühlte sich eh immer gleich an. Ein Sog der einem den Atem ausquetscht und nie ruhen lässt. So seht ihn an. Denn so auch heute. 

Das Bühnenlicht wird langsam dunkler, bis zur völliger Dunkelheit. N immer noch in Bewegung

Tales of a Nobody (Theaterstück)Where stories live. Discover now