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Zu dem Takt von "Drag me down" von One Direction wippte ich mit meinen Füßen, während ich versuchte das nötigste in meine Reisetasche zu quetschen. Ich hatte die Faltmethode schon aufgegeben und rollte gerade alles in kleine Pakete zusammen. Ich hoffte, dass es nicht zu sehr zerknitterte, da ich wirklich kein Platz mehr für ein Bügeleisen dabei hatte. Und ich wollte es vermeiden, mir mehr als Essen kaufen zu müssen, da das ganze Projekt nur von mir finanziert wird. Ich hatte zwar ein ganzes Jahr gespart aber viel länger als ein Monat würde ich es nicht schaffen. Danach würde ich mein Projekt abbrechen müssen. Ich hatte mir in den USA schon alle Motels gebucht, die ich benötigen würde. Ich hatte sogar berechnet, wann ich keins brauche, wenn ich dann nämlich in der Bahn schlafe. Und so musste ich mit knapp 1500 Euro mein Essen finanzieren und je nach dem musste ich dann noch extra Kosten bezahlen, wenn ich mit dem Bus hinter den Jungs her fahren müsste. Ich meine, wenn sie mal in die Stadt fahren. Denn mein Flug und die Busfahrten hatte ich schon alle berechnet.

Meine Mitbewohnerin kam ein mein Zimmer und betrachtete mich von der Seite.

,,Sicher, dass du das durchziehen willst?", fragte sie mich und fing netterweise an meine Pullover zusammen zu rollen, da ich noch damit kämpfte alle Handtücher in die Tasche zu bekommen.

,,Natürlich. Das wollte ich schon immer. Okay, mit immer meine ich seit ich 14 bin. Das ist mein größter Wunsch", sagte ich und grinste bei dem Gedanken, wie sie alle schauen werden, wenn ich, Mila, mit Niall Horan um die Ecke komme. Oder wenn sie mich in den Nachrichten sehen, wie ich mit meiner neuen Handtasche und den Designer Schuhen neben Niall entlang laufen werde, weil er mich auf ein Date ausführt. Keiner glaubt an mich. Außer ich selbst, wenn das zählt.  Aber man sollte nie aufgeben für seinen Traum zu kämpfen.

,,Es ist dein Leben. Hör zu, ich habe einfach nur Angst, dass ich meine verrückte Mitbewohnerin verliere", murmelte sie und ihre Hände zitterten, als sie den letzten Pullover zusammen rollte.

,,Susie, wenn du mich verlieren solltest, dann an Niall. Das weißt du doch", sagte ich und zog das ganze absichtlich in das lächerliche. Ich wusste, wie gefährlich das ganze war, was ich tat. Amerika war ein Land mit den meisten Verbrechen. Frauen wurden auf der Straße weggezogen und keiner tat was. Wenn jemandem die Handtasche geklaut wurde, dann sahen die Menschen nur hinterher und ein paar wenige lachen dann sogar los, weil es ihnen nicht passiert ist. Aber ich hatte nicht vor, alleine, in solchen Vierteln herum zu spazieren. Außerdem versuchte ich mich nur in Großstädten aufzuhalten, oder in meinem Motel Zimmer.

,,Versprich mir einfach nur, dass du auf dich aufpasst", verlangte sie und ich nickte leicht, bevor ich anfing zu heulen. Mir fiel das auch alles andere als leicht. Aber ich wollte es so unbedingt tun, da konnte mich nichts mehr aufhalten. Seit ich anfing diese Band zu analysieren und für sie zu leben hatte ich mir immer wieder die Momente vorgestellt, wie ich Niall kennen lerne. Wie wir uns das erste mal treffen, was seine ersten Wörter an mich waren. Wie er sich über meinen Akzent lustig machen würde. Meine Eltern nannten es krank. Aber das war mir ziemlich egal. Ich war volljährig und durfte das tun, was ich wollte.

,,Wir fahren gleich los. Schau lieber noch mal nach, ob du auch wirklich alles hast", sagte sie und verließ mein Zimmer. Seufzend sah ich ihr hinterher und band dann meine Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammen. Einige braune Strähnen flogen trotzdem noch in mein Gesicht, die ich aber einfach wegpustete. Ich zog den Reisserverschluss der Reisetasche zu und hoffte, die Tasche würde nicht aufplatzen. Denn dann hätte ich ein echtes Problem.

Ich schlüpfte in meine Chucks und zog meine dünne Jacke über. Ich hatte zwei Taschen dabei. Einmal einen Rucksack, wo alles drin war, was ich bloß nicht verlieren durfte und dann hatte ich noch meine Reisetasche, die fast platzte, wo meine Klamotten drin waren.

Ich schulterte meinen Rucksack und nahm dann meine Reisetasche. Mein Handy nahm ich von der Ladestation. Ich hatte mir extra ein ganz neues Ladekabel besorgt, damit es bloß nicht kaputt gehen konnte. Ich verabschiedete mich nicht lange von meinem Raum, so wie andere es vielleicht getan hätten, weil ich ganz genau wusste, dass ich wiederkommen würde. Ich wusste nur noch nicht wie, wann oder unter welchen Umständen.  

,,Also ich bin bereit", sagte ich Susie bescheid und zusammen fuhren wir zum Flughafen.

,,Pass bitte wirklich auf dich auf", sagte sie und strich mir einmal über den Arm.

Meine Eltern waren nicht hier. Sie hatten sich gestern verabschiedet und mir gewünscht, dass ich mit diesem Projekt auf die Fresse fallen soll. Sie konnten meine Fangirlphase mit 14 verstehen. Aber mit mittlerweile 21 fragten sie sich nur noch, was sie mit mir falsch gemacht hatten. Ich sag dazu nur selber Schuld, wenn Eltern immer alles auf die Pubertät schieben.

,,Ich werde auf mich aufpassen. Du wirst immer bestens über meinen Blog informiert sein", sagte ich und nahm sie einmal feste in den Arm, da ich allmählich mal mein Ticket abgeben musste.

,,Ja, ein Blog von einem Mädchen, was über tausenden von Kilometern entfernt sein wird", sagte sie und verdrehte die Augen.

,,Es ist für einen Monat. 30 Tage. Nicht länger. Und wer weiß, vielleicht bin ich auch nur eine Woche weg", sagte ich zu ihr.

,,Mal sehen. Hab viel Spaß!", rief sie mir zu, als ich mich umdrehte und Richtung Ticketschalter lief.

Lächelnd gab ich der Frau mein Ticket ab und zeigte meinen Reisepass. Jetzt konnte mich keiner mer aufhalten. Ich konnte endlich das tun, was ich schon lange tun wollte.

,,Ich wünsche Ihnen einen guten Flug und einen schönen Aufenthalt", wünschte sie mir und lächelnd nahm ich alles wieder entgegen.

Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie hatte ich es ihm Gefühl, dass die Reise gut enden wird. Ich bin mir sicher, ich werde Niall kennen lernen. Wieso auch nicht. Ich finde nichts, was dagegen sprechen würde. Und ein wenig Glück hatte ich sicherlich in meinem Leben mal verdient.

Ich wartete ungefähr eine halbe Stunde auf diesen weißen Plastikstühlen, die man am Flughafen oft vorfand, wenn man nicht in die VIP Lounge herein kam. Aber vielleicht würde ich ja schon bald mit Nialls Privatjet zurück fliegen. Ich wippte die meiste Zeit mit meinem Bein und schrieb in mein lilanes Notizbuch Themen hinein, die ich in meinem Blog bearbeiten konnte. Ich musste ja 12 Stunden fliegen, damit ich dann in dem Land landen konnte, wo angeblich alle Träume wahr werden konnten.

Das war auch noch ein Grund, weshalb ich ihnen in Amerika hinterher tourte und nicht durch Europa. Amerika gab einem eine gewisse Hoffnung, seinen Traum zu verwirklichen. Auch wenn ich es wahrscheinlich schöner gefunden hätte mit Niall ein Date auf dem Eifelturm zu haben, anstatt in dem nie schlafenden New York.

Aber man ist ja mit dem zufrieden, was man bekommen kann. Und wenn Niall mich überhaupt ansiehst bin ich schon glücklich.

Als die Durchsage kam, dass ich nun einsteigen durfte, schnappte ich mir meinen Rucksack und lief der Menge hinterher zu dem Flugzeug. Nachdem ich mein Ticket noch einmal vorzeigen musste, durfte ich mich auf meinen Platz setzen. Ich  hatte den günstigsten Platz genommen, der natürlich am ungünstigsten lag. Ich saß neben der Toilette und neben mir am Fenster konnte ich die Flügel des Flugzeuges sehen. Es war nur eine kleine Maschine weswegen die Menge, die auf Klo musste wahrscheinlich auch geringer war. Aber hier passten immer noch locker 150 Menschen rein. Und ich war mir sicher, dass 150 Menschen an mir vorbei liefen, um die Toilette zu benutzen.

Ich nahm mein Schicksal einfach hin und setzte mich auf meinen Platz. Ich schnallte mich sofort an und machte mein Handy aus. Wenn wir in der Luft waren durften wir es wieder anmachen.

Damit mein Flug natürlich noch angenehmer wurde, setzte sich vor mich eine Familie mit einem Baby hin, was jetzt schon am schreien war. Ich schloss meine Augen und wartete darauf, dass wir abheben würden.

Weg vom deutschen Boden, direkt in mein Glück.

The Groupie Where stories live. Discover now