Kapitel 23.

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Mein Gesicht spiegelte sich in der gläsernen Eingangatür

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Mein Gesicht spiegelte sich in der gläsernen Eingangatür. Die rosa Lippen und die hellen grünen Augen ließen es genauso frisch und erholt aussehen, wie alle anderen Montage zuvor. Nach drei Tagen ging ich wieder in die Schule. Ich hatte nichts mehr mit mir anzufangen gewusst und Raven hat sich mir seitdem nicht mehr offenbart.

Aber so war es immer schon gewesen. Er ging und kam wie es ihm passte. Manchmal blieb er lange, mal nur für wenige kostbare Minuten, in denen wir unseren Gegenüber im Stillen musterten. So oft war es still zwischen uns. Aber ich mochte das. Und es machte den Anschein, als wäre es bei ihm auch so.

Die Flure waren leer. Entweder ich war zu früh, oder zu spät. In diesem Moment war ich mir nicht ganz sicher. Denn um ganz ehrlich zu sein: ich hatte nicht auf die Uhr geschaut.
Aber was machte es schon aus?

Mein Leben, so wie ich es kannte, schien verloren, beendet... ausgelöscht. Die gesamte Situation gab mir das schreckliche Gefühl, nichts mehr zu haben, was es zu verlieren gab. Wenn mir nicht einmal mehr das Leben blieb, was sollte ich dann noch machen? Außer Raven, der mir nicht gehörte, hatte ich nichts mehr.

Und Haben war nicht dasselbe. Genauso gut hätte ich einen albernen Schnupfen nicht besitzen können. Tatsächlich wäre es eher umgekehrt gewesen. Das war vielleicht nicht nur beim Schnupfen so.

Es war beinahe schon angenehm gewesen diese Stille um mich herum zu spüren. Es rührte mich zutiefst.

Ich fühlte mich wie ein Geist. In Wirklichkeit war ich doch nur mehr stummer Beobachter eines nie enden wollenden Tages gewesen. Er brauchte ein Ende. Das war mir schon vor einiger Zeit bewusst geworden.

Verloren in Gedanken, wanderte ich durch die Flure. Auf jeden Fall war es nach sieben. Früher würde ich nie mehr aufwachen können. Niemand, der mir auffiel, schien schon hier zu sein.

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T.K.R. war da. Er sah mich ebenfalls. Ich wünschte mir so sehr, er könnte sich erinnern. All das wollte jedoch allein meine Angelegenheit sein.

Unser Blickkontakt brach ab. Schweigend setzte ich mich an meinen Platz. Erinnerte mich mit schwachen Gedanken daran, wie man uns auseinander gesetzt hatte. David saß neben mir. Ben direkt vor mir. Seine Muttermale interessierten mich nicht mehr. Davids klugscheißende Worte genauso wenig, als er mich fragte, warum ich zu spät kam, obwohl er wusste, dass ich es immer tat.

Noch im Türrahmen fing mich T.K.R. ab. Da kam mir eine Idee. Wenn der Tag sich nicht von allein ändern wollte, konnte ich doch wohl einen kleinen Versuch starten. "Wie geht's T?", fragte ich ihn. Es beruhigte mich unheimlich, wieder mit ihm zu reden. Er war schon immer die solide Basis in meinem Leben gewesen. "Gut gut, dir Wen?" Ich nickte. "Alles in Ordnung."
Für einen kurzen Moment schwiegen wir beide, ehe ich Luft holte. "Wir haben nie darüber geredet T, ich glaube es passt einfach nicht zu uns, so tief zu gehen, aber ich habe nachgedacht und vielleicht... vielleicht sollten wir das ändern. Du und ich. Ich meine, es kann schön sein, mehr voneinander zu wissen. Ja, ich denke das wäre es." Seine braunen Augen musterten mich. So braun wie die eines Teddybären. "Gut." Er nickte. "Dann... frag mich Etwas."

In diesem Moment wurde mir klar, dass ich vielleicht noch nicht alles verloren hatte, was man verlieren konnte. Immerhin hatte ich immer noch einen Freund. Ich lächelte T.K.R. dankbar an.

"Warum T.K.R., T?" Das habe ich mich gefragt, seit wir das erste Mal miteinander geredet haben. Aber ich hatte Angst die Frage auszusprechen. Ich war mir nie sicher gewesen, wie tief unsere Freundschaft wirklich ging und ob ein leichtes Kratzen an ihrer Oberfläche nicht schon genügen würde, um sie zu zerstören. Wie eine Seifenblase zum Platzen gebracht.

In gewisser Hinsicht war es, wie auf Eis zu laufen. Man konnte nie so genau sagen, wie tief es war, wenn man nicht mutig genug war und ein Loch bohrte. Und sowas in der Art tat ich anscheinend gerade. Ich bohrte ein Loch in unsere Freundschaft, nur um zu sehen, wie tiefgehend und standhaft sie war. Aber es war okay. Die Erinnerung würde ihm nur für heute bleiben.

"Terrify Kansas Rebecca." verkündete er schließlich mit einer so festen Stimme, wie ich es von ihm gar nicht erwartet hatte. "Terrify, weil die Leute sich erschrocken haben, als aus dem süßen kleinen Mädchen ein Junge wurde. Der Schreck sitzt bis heute noch tief. In Kansas kam ich zur Welt, keine Frage." Er schien in Gedanken zu versinken, fixierte irgendeinen Punkt, der weit hinter mir war. Keiner von uns beiden nahm den Trubel der hetzenden Menschen um uns herum, wahr. "Und Rebecca, weil das mein Name war."

Am Ende hatte ich das Gefühl, allein dieses Gespräch mit T hätte mich schon ein kleines Stück weiter gebracht.

Raven #Wattys2016Where stories live. Discover now