Das versteckte Gesicht

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Es sind einige Tage vergangen. Das Schneiden wurde zu einem alltäglichen Ritual und die Schnitte wurden mehr und mehr, mittlerweile nervte es mich aber den Rassierer Kopf immer nehmen zu müssen, da ich viel lieber Klingen hätte, also beschloss ich zu versuchen die Klingen aus dem einweg Rasierer herauszuholen. Ich versuchte das Plastikgehäuse zu zerstören um dann die Klingen raus zu holen, das funktionierte nicht. Dann versuchte ich die Klingen irgendwie mit einer Pinzette raus zu holen, das funktionierte auch nicht. Am Ende waren meine Finger Kuppen eingeschnitten und ich hatte keine Fortschritte gemacht. Da ich aber keine Lust hatte weiterhin nur solch oberflächlichen schnitte, schneiden zu können. Überlegte ich mir Klingen zu kaufen...

Ich machte mich fertig für die Schule und ging hin. Niemand bemerkte etwas auch wenn ich T-Shirts anhatte. Da ich keine Lust hatte die ganze Zeit immer ein Pulli anzuhaben und bei manchen meiner Pullover die Ärmel meiner Meinung zu kurz waren um alles zu verdecken, habe ich meine Bandanas wieder rausgeholt und mir für die Schule immer um die Schnitte gebunden. Mittlerweile laufe ich nicht mehr ohne verdeckten Arm herum, selbst dann nicht wenn ich wüsste das ich alleine zu Hause war. Abends und zum schlafen hatte ich immer eine Stulpe an und für die Schule und wenn ich die Wohnung verließ immer ein Bandana darüber. Das funktionierte gut, ich musste bloß immer darauf achten wo ich ansetzte damit immer alles verdeckt. Da es auch Herbst war schöpfte auch niemand verdacht wenn ich mal einen dickeren Pullover anhatte oder meine Jacke im Unterricht nicht ausziehen wollte.

Ich sizte immer noch in der letzten Reihe neben dem Mädchen das sich immer mit ihrer besten Freundin und noch einem anderen Mädchen unterhält. An für sich stört es mich nicht, auch wenn ich mir manchmal auch wünsche mit jemandem reden zu können der mich vielleicht auch bloß Ansatzweise verstehen kann. In Sport mache bei Partner-Aufgaben immer noch was mit dem Mädchen ganz in schwarz, wir reden meist nicht viel, dennoch verstehen wir uns ganz gut.

In der Schule lief alles soweit normal bis auf das wir wegen irgendwelchem Abiture-Gedöns nicht in unseren Klassenraum konnten und daher in ein Mehrzweckraum geschickt wurden wenn wir eigentlich im Klassenraum Unterricht gehabt hätten wo ich mich gefragt habe wieso man das alles so vertauscht hat weil man ja eigentlich auch das Abitur-Gedöns in den Mehrzweckräumen machen könnte und so alles viel unkomplizierter und einfacher wäre aber egal. In der letzten Stunde hatten wir Geschichte Vertretung und ich hatte mich neben das Mädchen mit der dunklen Aura gesetzt, viel geredet hatten wir immer noch nicht und mir Namen zu merken viel mir generell schwer. Daher, konnte ich mir auch da noch nicht richtig merken wie sie hieß. Wir hatten keine richtigen Aufgaben bekommen und da ich auch keine richtige Lust hatte überhaupt zu arbeiten, fing ich einfach an in mein Block zu kritzeln. Striche, Kreisel und anderen Kram aber hauptsächlich ein Chinesisches Zeichen das ich letztens erst auf Instagram durch Zufall entdeckt hatte, es war das chinesische Zeichen für ritzen. Nachdem ich das Zeichen so oft gemalt hatte das ich auswendig aufmalen konnte habe ich es mir auf mein Handrücken gemalt. Es sah nicht perfekt aus aber akzeptabel genug für mich. Eine Klassenkameradin das vor mir und dem Mädchen saß, hatte sich zu uns umgedreht und mich gefragt was das Zeichen bedeutet. Ich spielte erst mit dem Gedanken eine Ausrede zu finden, aber ich wollte dann dich lieber einfach die Wahrheit sagen. "Das bedeutet Ritzen.", antworte ich. "Wieso kennst du das chinesische Zeichen für Ritzen?", fragt sie weiter nach. " Ich hab mich mal mit dem Thema ein bisschen näher beschäftigt und fand das Zeichen irgendwie schön", erwidere ich neben bei und sammele während dessen ein paar meiner Stifte zusammen und verstaue sie in meinem Mäppchen.

Da ich meine Hand schon voll gemalt hatte fing ich an mich mit dem Mädchen zu unterhalten nach einiger Zeit kamen wir irgendwie auf das Thema ritzen und ähnliches und da ich die ganze Zeit den Drang hatte mehr zu malen also frage ich sie: "Darf ich deine Hand auch anmalen?" "Klar, wenn du möchtest.", meinte sie auf eine gute Art von Gleichgültigkeit. Also kramte ich einen meiner schwarzen Stifte hervor und fing an auch ihre Hand zumalen. Wir unterhielten uns weiter über dies und jenes und wir verstanden uns immer besser und besser.