Blackout

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Es wurde Nachmittag. Es wurde Abend. Es wurde Nacht. Langsam began ich mir ernsthaft Sorgen um meine Mitbewohner zu machen. Vor allem um Liam und Harry. Um Liam, weil ich wusste, dass er in einer schlechten Verfassung war und um Harry, weil ich zum einen wissen wollte, was er mit der Katze angestellt hatte und zum anderen, weil ich Angst hatte, er würde wieder irgendeine Dummheit anstellen. Meine Nerven lagen blank. Ich hatte nicht nur diese ungeheuren Schuldgefühle wegen Niall und Eleanor, sondern machte mir auch noch tierische Sorgen um die Beiden. Ich nahm den Saum meines Tshirts und fing an daran herumzuzupfen, um mich abzulenken und zu beruhigen, doch es half nichts. Umso erleichterter war ich, als ich endlich einen Schlüssel in der Tür hörte. Es waren Harry und Liam. Allerdings stanken die Beiden so sehr nach Alkohol, dass mir beinahe schlecht wurde. Liam schien besonders getroffen. Es war ein Wunder, dass er überhaupt die Tür aufgeschlossen hatte. Denn kaum war er zur Tür rein, übergab er sich mitten auf den Flurboden. "Lass es raus." lallte Harry und tätschelte Liams Rücken, wobei er mich mit glasigen Augen ansah. "Alles okay, Marychen? Siehst aus, als könntest du einen Schluck vertragen." sagte er und hielt mir einen Flasche Cola hin, in der aber definitiv keine Cola drin war, zumindest nicht nur. Ich riss sie ihm aus der Hand "Gib her. Woher hast du die überhaupt?" wollte ich wissen und schraubte die Flasche zu. "Das wüsstest du wohl gerne." grinste Harry und lehnte sich an die Wand, um seine Schuhe auszuziehen, was ihm aber kläglich misslang. "Lass mal. Ich mach das." bot ich an und zog ihm die Schuhe von den Füßen, wobei ich zuließ, dass er sich an mir stützte. "Die wischt du aber selber weg." ermahnte ich Liam, der sich gerade davonstehlen wollte und deutete auf sein Erbrochenes. Liam grinste "Du hast wunderschöne Augen, Mary. Wie zwei Sümpfe." Harry kicherte und auch Liam lachte sich über seinen eigenen Witz schlapp. "Haha, sehr lustig, Jungs." erwiderte ich genervt und warf einen von Harrys Monsterschuhen nach Liam, der darufhin heulend auf dem Boden zusammenbrach und den Schuh umklammerte "Nicht schlagen, Papa. Nicht schlagen. Ich hab doch gar nichts getan." "Jetzt geht das schon wieder los." stöhnte Harry genervt auf und hielt sich die Ohren zu. "Was ist denn los mit ihm?" wollte ich besorgt wissen und rannte zu Liam hinüber. "Der wurde als kleines Kind geschlagen." antwortete Harry desinteressiert und half mir Liam vom Boden aufzuheben und in sein Zimmer zu bringen "Braucht er Hilfe?" "Wenn kümmerts." erwiderte Harry und holte einen Flachmann aus seiner Jackentasche. "Es reicht." ermahnte ich ihn und entwendete ihm den Flachmann. "Sei keine Spaßbremse, Mary." schmollte er, doch ich ignorierte es und schüttete den Inhalt in den Abguss. 

Aufeinmal packte er mein Handgelenk und hielt es fest "Mary Armstrong, du gibst mir jetzt diesen Flachmann oder..." Er hielt inne "Oder was?" hakte ich genervt nach, "Was willst du den anderen verraten? Dass Chase hinter mir her ist? Dann erzähl ich ihnen, dass du ein ziemliches Alkoholproblem hast und dann werden wir beide keinen Schritt mehr vor die Tür machen können." konterte ich. Seine grünen Augen blickten in meine Grünen und ich konnte förmlich hören, wie es in seinem vernebelten Hirn ratterte. Er wog die Optionen ab. Nach einiger Zeit lockerte sich sein Griff um meine Hand und er ließ widerwillig los "Ich gebe es nur ungern zu, aber du hast recht." zischte er mir ins Ohr und torkelte ins Wohnzimmer. Ich war beeindruckt, dass er trotz seiner 5 Liter Alkohol im Blut immer noch halbwegs klar denken konnte, doch das hielt mich natürlich nicht davon ab, die Flasche im Waschbecken auszuleeren. Bevor ich das allerdings tat, wollte ich wissen, was da drin war. Ich holte mir ein Glas aus dem Schrank über mir und schüttete den Inhalt darauf, möglichst leise, damit Harry, es nicht mitbekam, irgendwie war mir das nämlich peinlich. Was sollte er von mir denken, wenn er sah, wie ich an einem Glas mit Alkohol herumschnüffelte?! Die Flüssigkeit, die ich hineinfüllte, hatte eine merkwürdige, helle, braune Farbe, wahrscheinlich war das irgendein Whiskey oder so...ich kannte mich echt nicht damit aus und es roch echt stark nach Alokohol, was mich, nebenbei bemerkt, echt nicht überraschte. Ich ließ die Flüssigkeit hin und her schwappen und überlegte, ob ich vielleicht einen Schluck probieren sollte. " Siehst aus, als könntest du einen Schluck vertragen"  hallten Harrys Worte in meinem Kopf wieder und ich hob langsam das Glas an meine Lippen. Das würde mir helfen, meine Schuldgefühle zu vergessen. Das braune Zeugs brannte in Mund und Kehle und schmeckte furchtbar bitter, doch ich ignorierte es. Hauptsache, diese verdammten Schuldgefühle waren endlich weg. Als das Glas leer war, spürte ich keine Veränderung. Ich konnte immer noch klar denken und ich hatte immer noch schreckliche Schuldgefühle. "Das kann doch nicht wahr sein." flüsterte ich sauer und rieb mir meinen Bauch, der sich merkwürdig warm anfühlte. Mein Blick fiel auf die Cola die keine Cola war und bevor ich richtig begriff was ich da tat, hatte ich ein Drittel des Inhalts ausgetrunken. Warum tue ich das überhaupt? fragte mich eine Stimme in meinem Kopf, weil es hilft! antwortete eine andere und ich merkte, dass diese zweite Stimme recht hatte. Auf einmal, fühlte ich mich irgendwie lockerer, beruhigter und nicht mehr so durch den Wind.

Ich nahm noch einen letzten Zug und schüttete den Rest weg, bevor ich leichtfüßig ins Wohnzimmer hüpfte und mich kopfüber auf das Sofa neben Harry fallen ließ. "Hi Hazza." sagte ich und grinste ihn an. Im ersten Moment, blickte er etwas verwirrt drein, doch im Nächsten, lächelte er "Du bist schlauer als du aussiehst." Ich kicherte, warum auch immer "Was meinst du damit?" Harry schüttelte den Kopf "Hast du die Flasche brav weggeschüttet?" fragte er. Ich nickte und musste breit grinsen, weil das ja nicht so ganz stimmte. "Hast du nicht." stellte er fest. "Hab ich doch." konterte ich und schlug ihm gegen die Brust, ohne die Hand nachher wegzuziehen, stattdessen ließ ich sie einfach auf seinem Schoß liegen, ich hatte einfach keine Lust dazu. Harry blickte zuerst zu meiner Hand, dann zu mir. Seine grünen Augen wirkten RIESIG, sie erinnerten mich irgendwie an den gestiefelte Kater von Shrek. "Bist du süüüüüüssss." entfuhr es mir und ich versuchte mich aufzusetzten,  was mir jedoch kläglich misslang. Dann bleib ich halt liegen, dachte ich. Harry kam mir entgegen und drehte mich so, dass ich richtig auf dem Sofa lag und nicht nur halb. So kam es, dass ich auf einmal auf seinem Schoß saß und anfing zu weinen. Ganz plötzlich. Ich wusste noch nicht einmal genau wieso ich weinte. "Ich fühl mich sooo mies, Harry." schluchzte ich und vergrub meinen Kopf in seiner Schulter. Harry antwortete nichts, sondern drückte mich fester an sich, "Ich weiß." sagte er schließlich "Ich habe auch mal für Chase gearbeitet." Ich schluchzte weiter. "Darum geht es doch gar nicht. Ich meine...ich habe ja noch nicht einmal zugesagt, aber...ich will euch doch beschützen und das geht nur wenn ich euch anlüge und wenn ich euch anlüge, dann verlier ich euch, aber ich werde euch auch verlieren, wenn ich euch nicht beschütze." plapperte ich los. "Mary..." flüsterte Harry mir ins Ohr, "Ich verspreche dir, ich werde dir da raus helfen, aber nur unter einer Bedingung." Abrupt hörte ich auf zu weinen "Welche?" flüsterte ich erstaunt zurück, Harry wollte mir helfen??? "Du vergisst ALLES was ich je getan habe." Ich nickte, das hörte sich nicht schwer an, aber ich glaube in diesem Moment, hätte ich jeder Forderung zugestimmt. 

Er lächelte mich an und ich lächelte zurück, dann sahen wir uns einen Moment einfach nur an, bis er sich plötzlich über mich beugte und seine Lippen auf meine drückte. Vielleicht, wenn ich nicht betrunken gewesen wäre, hätte ich mich gewehrt und hätte anders empfunden, doch da das nun einmal nicht der Fall war, krallte ich mich meinen Fingern in seine Haare und zog ihn dichter zu mir herunter. Auch er vertiefte den Kuss und rollte sich auf mich, strich mir durch das Haar und hob mich an der Taille näher zu sich.

Schweratmend löste er sich von mir, "Du willst das doch nur, weil es verboten ist oder Mary?" stieß er wütend hervor und kam mit seinem Mund wieder näher. Ich atmete schneller. Ich wollte ihn küssen, ja, das wollte ich gerade wirklich aus tiefstem Herzen, doch er hatte recht. Ich wollte es nur, weil es verboten war. 

Bradford-Badboy *-*Where stories live. Discover now