Die Wahrheit

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Mittlerweile waren einige Stunden vergangen und ich hatte mich unter dem Baum platziert, während ich versuchte, die Ruhe zu genießen. Doch erkannte ich von weitem, wie Jenni sich auf mich zubewegt. Lächeln tat sie nicht, jedoch kann man ihr sowieso nie ansehen, was wirklich in ihr vorgeht. Sie stellte sich vor mich und schaffte es nun, die Sonne perfekt abzudecken. Befinde ich mich nun in einer Finsternis?

Sie sagte ein kurzes 'Huhu', während ich stumm blieb und ihr einfach zulächelte. Bloß lächelte sie nicht zurück. Jenni wirkte irgendwie bedrückt, als würde sie mir irgendwas drückendes erzählen müssen. Etwas, was sie seit Jahren bedrückt.

Irgendwie wirkte das alles suspekt auf mich und ein unwohliges Gefühl breitete sich aus, weshalb ich mich aufrappelte und vor sie stellte. Dann fragte ich sie, was denn los sei...

Sie atmete langsam aus, schloss die Augen und meinte dann: "Es gibt etwas, was ich dir schon lange sagen wollte... Bloß habe ich mich nie getraut und irgendwie ist auch irgendwann etwas dazwischen gekommen"

Sie stoppte abrupt, dachte vermutlich darüber nach, ob sie das wirklich sagen wollte. Ich versuchte sie mit einem "Ach Jenni.." zum Reden zu verleiten. Nicht, dass ich glauben würde, dass es etwas bringen könnte.

Jenni schien plötzlich so planlos, hatte keinen Plan, was sie sagen sollte: "Wo soll ich nur anfangen?"

Langsam machte es mir Angst, doch wusste ich, dass ich jetzt die Ruhe bewahren muss: "Am Anfang?"

Ihre Augen starrten gespielt interessiert auf meine Schuhe, während sie langsam anfing, nach den richtigen Worten zu suchen. Irgendwann fing sie auch an zu sprechen... "Damals... Du bist mit Luca zusammen gekommen..."

Ich hatte keine Ahnung, worauf sie hinaus wollte, weshalb das Einzige, was ich tat, ein Nicken war, welches sie nicht einmal mitbekam. Zu sehr konzentrierte sie sich auf ihr - auf unser Schicksal.

Ein leichtes - bedrücktes - Lächeln zierte ihr Gesicht und sie begann, die Augen zu schließen. Ihre Hände fingen zart an zu zittern, während sie meinte: "Und dann habe ich Max kennen gelernt."

Es schien, als würde ihr Gespräch wieder in eine positive Richtung gehen, doch soll man sich nicht davon täuschen lassen. Allein ihre Mimik verriet allen Menschen um sie herum, dass es negativ war. Die verkrampften Hände und die zugekniffenen Augen. Sie wollte das nicht sagen, weil sie eigentlich wusste, was daraus werden würde. Doch sagte sie es trotzdem, weil sie Hoffnung hatte. Weil ihr Herz noch weiter schlug und ich noch da stand, wo ich nun mal stand.

"Als ich mit Max zusammen gekommen bin... Glaube mir, das war für uns beide nicht die Beziehung, die wir uns vorgestellt hatten, aber wir haben sie dennoch geführt und wir lernten, miteinander zu reden. Wir erzählten uns die Wahrheit, die wir uns selbst nicht erzählen wollten. Wir sind Egoisten. Wir planten Pläne, wie wir euch auseinander bringen könnten. Es ist eine Last, euch glücklich zu sehen. Als würde man euer Herz in die spröde Hand nehmen und einfach zerquetschen. Ihr wart glücklich und das machte uns unglücklich. So lange habe ich diesen Moment aufgeschoben und so oft meinte ich, es wäre ungeduldet. Aber ich denke, ich bin vom anderen Ufer.... Und .... Oh Gott... Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals sagen würde, aber ich glaube - nein, ich weiß - ich liebe dich. Oh Gott, Rike, ich liebe dich."

Diese Sätze habe ich mir oft im Kopf wiederholend angehört, doch schien es jedes Mal aufs Neue surreal. Ich konnte nicht glauben, was ich da gehört hatte, so konnte ich mich auch nicht bewegen und stand stattdessen erstarrt vor Jenni, welche knallrot mit geschlossenen Augen da stand und vermutlich auf irgendein Zeichen - auf irgendeine Reaktion - meinerseits wartete. Aber diese Reaktion kam nie. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Oder wie... Ich war einfach nicht in der Lage, in der Realität zu sein.

"Okay, ich glaube, du wirst mich danach hassen, aber.... Naja..."

Und dann tat sie es. Sie küsste mich. Sie küsste mich einfach. Sie hatte Angst davor und warum sie es tat weiß ich nicht. Aber in dem Moment löste sich irgendwas in meinem Körper und plötzlich wurde mir unglaublich schlecht. Als hätte man mir in die Magengrube geschlagen. Ich wollte einfach nur weg. Weg von der, die mich liebte. Hin zu dem, den ich liebte. Ich wollte nie etwas für Jenni. Ich war immer froh, eine beste Freundin wie sie zu haben, aber diese Worte haben etwas verändert. Und ich hasse Veränderungen.

Deshalb rannte ich weg. Einfach nur weg von Jenni. Weg von allem. Weg von der Realität.

Probleme Mit Mauz :DWhere stories live. Discover now