Chapter 38

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'cause i saw the end before we'd begun

***

Wie man sich fühlt, wenn man noch vor paar Monaten über die Zukunft sprach, doch jetzt weiß, dass man nicht mehr viel Zukunft hat?

Wie es einem wohl geht, wenn man alle seine Pläne vergessen kann?

Wie es einem geht, wenn man gekämpft hat, mit Tränen, mit der ganzen Kraft, doch es für nichts und wieder nichts war?

Versichern kann ich, dass es einem nicht gut geht.

Die Lebensfreude ist weg.

Und es tut weh, dass man nicht seine eigenen Kinder eines Tage kriegen kann. Nicht seinen ersten Freund. Nicht meinen ersten wirklichen Liebeskummer erfahren werde.

Doch ich habe gelebt.

Nicht lang, doch ich habe gelebt.

Doch wie soll man den Rest verbringen?

Soll man sich verabschieden?

Soll man jeden Tag normal weiter leben, bis  der Tag dann nun mal eines Tages kommt, wie es eigentlich ist?

Mein Kopf ist zu voll, um noch weitere Frage zu stellen, ohne Antworten darauf zu bekommen.

Was tun, wenn man nicht mehr weiter weiß.

An Freunde will man sich nicht wenden, da man einfach nicht mehr kann.

Der Gedanke, bald wahrscheinlich nicht mehr unter ihnen zu sein macht einen kaputt.

Wieso muss das alles sein?

Doch irgendwo denke ich auch, ich bin etwas besonderes.

Mich kann man nicht als erfolgreiche Kämpferin sehen.

Da ich zu höchstwahrscheinlich es nicht schaffen werde.

Doch vielleicht in naher Zukunft gescheiterte Kämpferin.

Denn auch Kriegesopfer werden geehrt.

Sie haben gekämpft  und verloren.

Trotzdem werden sie angesehen.

Ich habe ebenfalls gekämpft und werde auch bis zur letzten Sekunde kämpfen.


***

Es ist wieder eine Woche vergangen in diesem langweiligen Krankenhaus.

Meine Freunde haben mich ab und zu besucht.

Meine Eltern waren täglich da.

Und ich vegetiere hier halbwegs vor mich hin und tu alles außer sterben.

Nicht, dass ich sterben will.

Ich weiß einfach nicht, was ich mit mir anfangen soll.

Mein Körper tut was er will.

Es gibt gute Tage und schlechte und heute ist einer der guten.

Ich fühle mich gut und ich bin bereit den Tag voll auszukosten.

Ich hab mich eben noch im Bad mehr oder weniger fertig gemacht und nun steht Lola schon in meinem Zimmer und lächelt mich an.

In beiden Händen hält sie jeweils einen Eisbecher und ich strahle über beide Ohren.

''Ich liebe dich Lola.'' sage ich zu ihr, während ich ihr den Eisbecher aus der Hand schlage.

''Jaja ich dich auch.''

Wir setzen uns beide auf das Bett und essen in Ruhe, genießen unsere gemeinsame Zeit.

Minuten vergehen und es klopft an meiner Tür.

Eine Krankenschwester bittet mich mitzukommen.

Lola gibt mir mit einem Kopfnicken das Zeichen, dass ich ruhig gehen soll.

Ich folge der Krankenschwester in das Doktorzimmer, wo sich ebenfalls meine Eltern befinden.

Ich setze mich zwischen Ihnen, ohne irgendetwas zu sagen.

Werde ich jetzt etwas gutes erfahren oder kommt wieder eine schlechte Nachricht?

''Guten Morgen Frau Montgomery.''

''Morgen.'', antworte ich dem Arzt, während ich ihm die Hand schüttele.

''Wir haben uns heute getroffen um unser weiteres Vorgehen zu besprechen.''

Weiteres Vorgehen?

Ich dachte die Chemo schlägt nicht an.

''Was gibt's da denn noch zu besprechen?''

''Nun es gibt eine weitere Therapie, die auf ihren Fall sehr gut passen würde.''

''Das heißt, es gibt noch Hoffnung?''

''Hoffnung gibt es immer.''

Ich atmete tief ein und fühlte mich gleich anders.

Vielleicht habe ich doch eine größere Zukunft.

Vielleicht ist das alles noch nicht vorbei.

Vielleicht werde ich ja doch keine gescheiterte Kämpferin.

Wer weiß.


KrebsWhere stories live. Discover now