Chapter 23

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Nein. Wirklich jetzt? Oh mein Gott.

"Aber.. wie.. wieso? Ich weiß nicht was ich sagen soll."

Das ist zwar eine ziemlich dumme Antwort, aber was sollte ich machen. Ich habe nicht wirklich damit gerechnet.

"Du musst nicht viel sagen. Ich wollte es nur gesagt haben. Ich könnte damit nicht leben, wenn ich es dir nicht gesagt hätte und danach.. nun ja du weißt schon. . Vielleicht keine Chance mehr dazu gehabt hätte. "

Sollte ich es komisch finden, wenn Leute darüber reden wie ich vielleicht nicht mehr da sein kann.

Alles ist einfach ziemlich komisch zur Zeit.

"Mike. Ich bin einfach ziemlich verwirrt. Nicht mit dem hier. Einfach mit allem. Ich weiß nicht wie viel du davon nachvoll ziehen kannst geschweige denn wirklich verstehst, aber das erwarte ich von keinem. Das Einzige was ich erwarte ist Verständnis und Geduld."

Wir näherten uns meinem Haus und es wurde etwas kälter.

"Weißt du.. Kathy.. ich hab dich von Anfang an gemocht und.."

"Du musst mir das nicht erklären oder darüber reden." Ich will ihm einfach klar machen, dass ich für so etwas keinen Kopf habe, denn in meinem Kopf geht einfach viel zu viel vor.

"Nein. Es macht mir nichts aus. Ich möchte das los werden. Ich mochte dich von Anfang an sehr und du warst nicht wie jedes andere Mädchen. Ich bin froh, dass ich dich kennenlernen durfte und ich bin sehr froh, dass wir alle so gut befreundet sein konnten. Ich hoffe, dass alles gut wird. Für dich und generell in allem. Ich hoffe, dass wir noch lange befreundet bleiben und ich muss wohl damit leben, dass du mich auch nicht auf die Weise magst wie ich dich."

Zum Schluss lachte er.

Es war mehr ein verzweifeltes Lachen und ich fühlte mich mies. Diese Rede, wenn man sie Rede nennen kann, war schön. Ich weiß auch nicht. Es brachte mich zum weinen. Mal wieder.

"Danke Mike. Wirklich. Eure und Deine Freundschaft bedeutet mir so viel. Ich bin auch so froh euch zu haben."

An meinem Haus angekommen nahmen wir uns in die Arme.

Die Umarmung fühlte sich wie eine Ewigkeit an.

Wir ließen uns los und bevor ich die Tür hinter mir schloss, winkte ich ihm noch einmal, mit einem gemischten Gefühl von Trauer und Zufriedenheit .

Ich rief kurz nach meinen Eltern, um ihnen Bescheid zu geben, dass ich wieder zu Hause bin, ging danach hoch in mein Zimmer.

Ich schminkte mich ab und schrieb in mein Tagebuch.

Es ist manchmal echt anstrengend zu schreiben. Vorallem wenn man müde ist.

Im Bett dachte ich noch einmal über den ganzen Tag nach. Vom Frühstück bis zum Gespräch mit Mike. Und zu allerletzt an morgen. Der Gedanke an morgen machte mir am meisten Angst.

Ich weiß zwar, dass morgen nicht die Operation ist, aber zu wissen schon nah dran zu sein ist so ziemlich das Gleiche.

Man weiß, dass man operiert wird und es steht nichts mehr im Weg.

Wie soll man damit umgehen?

Ich habe keine Ahnung.

Wenn man überlegt. Alles hat vor ein paar Monaten angefangen. Davor war alles noch gut.

Wie sich das Leben eines Menschen in nur einem Wimpernschlag ändern kann.

Dieses Denken kann einem ziemlich auf die Nerven gehen. Aber man kann dies nicht abschalten. Leider.

Mit dem Gedanken eines OP-Raums und heulenden Menschen die mir am Herzen liegen, schlief ich mit nassen Wangen ein.


***

Der Morgen war grausam.

Meine Tasche stand gepackt im Flur.

Meine Freunde kamen vorbei. Sogar Sam, die Lola zufolge , sich entschuldigen wollte. Doch ich hatte ihr schon verziehen. Ich wollte nicht ins Krankenhaus fahren mit dem Gedanken, dass ich mit irgendjemanden Streit habe. Streit den ich nicht will.

Meine Eltern warten im Auto. Sie wollten uns Zeit lassen.

"Gut Leute. Los geht's. Alles wird gut, okay? Ihr werdet mir erzählen, wie die erste Schulwoche war. Und ihr werdet die Ersten sein, denen ich Bescheid gebe wie es mir geht, nach der Operation."

Optimismus ist das Einzige was gerade passt.

Ich will keine falschen Hoffnungen geben, aber ich habe noch Hoffnung, also sollten sie erst recht welche haben.

"Wir werden dich vermissen. Bleib stark. Für dich, für uns und für deine Familie." Lola begann zu weinen nach dem sie ihren Satz beendete.

Jim legte den Arm um sie und drückte sie fest.

"Ich bin die erste die dir den neusten Tratsch erzählen wird. Wie du mich kennst." Sam versuchte etwas zu lächeln. Vergeblich. Auch sie fing an zu weinen.

"Du schaffst das." Kam es heiser aus Amanda heraus. Sie wollte noch mehr sagen, doch da kam nichts mehr. Sie hatte wohl einen Klos im Hals.

Genau wie ich.

"Kahty du bist stark du weißt das." Jim sagte das und auch bei ihm sah ich etwas Tränen in seinen Augen. Doch ich denke er wollte wenigstens einer sein der die Gruppe etwas beruhigt. Denn sogut wie jeder weinte.

" Du machst das Kathy." Mike zwinkerte kurz und auch bei ihm lief die erste Träne.

"Wir lieben dich." Vanessa schien auch ihre Tränen sehr zurück zu halten.

Schluchzer nach Schluchzer.

"Okay Leute. Das wird schon. Ich denke meine Eltern werden ungeduldig."

Wir gingen vor die Tür. Mike hatte meine Tasche in der Hand und brachte sie schon einmal zum Auto.

Die Umarmungen waren das Schlimmste.

Amanda wollte es schnell hinter sich bringen. Sie umarmte mich fest und hinterließ einen Kuss auf meiner Wange. "Hab dich lieb." sagte sie und gab den Anderen die Chance sich auch zu verabschieden.

Sam,Mike, Vanessa und Jim kamen danach.

Am meisten tat es bei Lola weh.

Ich umarmte sie fest. Fester als je. Ich fing laut an zu weinen. Genauso wie sie. Genauso wie jeder Andere der dann auch kam und es wurde eine Gruppenumarmung.

Ich stieg ins Auto ein. Ich weiß, dass ich das schaffe. Ich packe das.

Aber wieso fühlte es sich so an, wie eine Verabschiedung für immer?

KrebsWhere stories live. Discover now