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Sunil

Als ich sah, dass Cyril eintrat, machte ich mich auf den Weg zur Tribüne. Cyril hatte mich darum gebeten. Vorteile für mich hatte es auch: Ich konnte ihre Übungen genaustens beobachten, ohne gleich mit ins Gefecht gezogen zu werden. Ich setzte mich hin und beobachtete die Beiden.

Es sah so aus, als würde Cyril versuchen Amira zu etwas überreden, denn ich sah die zögernde Haltung von Amira.

Ich lachte innerlich und dachte daran, wie sie sich geweigert hatte andere Kleidung anzuziehen: Ich hoffe dieser Morgen ist ihr eine Lehre, denn ich stelle mir ihre Vehüllung nicht gerade bequem vor. Und kühlend schon gar nicht.

Plötzlich trat ein Ruck durch beide Körper und ich sah, wie sich Cyril aufstellte. Amira tat es ihm gleich.

Woher zum Teufel weiss sie, wie die Aufstellung funktionierte?

Doch dann sah ich wie sie leicht schwankte.

Ha, doch nicht so perfekt...

Cyril nutzte sofort seine Gelegenheit und wollte ihr mit einem Tritt dem Boden nach das Bein wegziehen. Dies tat er auch in meiner ersten Trainingsstunde. Ich spürte die Schmerzen immer noch, so stark war der Aufprall. Doch das zeigte mir, wie wichtig ein guter Stand ist.

Doch Amira war unglaublich: Sie sah es kommen und sprang zurück. Sofort kam Cyrils Faust auf sie zu geflogen, aber sie duckte sich einfach weg.

Was zum Henker?

Auch Cyril sah etwas ertstaunt aus, doch setzte gleich zu einer weiteren Attacke an. Der Seitwärtstritt sollte sie ziemlich hart treffen.

Als ich sah wie sie geschickt sein Bein abwehrte und verdrehte, kniff ich die Augen zusammen. Das konnte doch nicht sein?!

Cyril war genauso überrumpelt wie ich, doch ich sah, wie er jetzt genauer auf Amira achtete. Er hatte bemerkt, dass sie nicht ganz ungefährlich war.

Sie umkreisten sich eine halbe Ewigkeit. Plötzlich griff Cyril an. Er zielte vorallem auf ihren Bauch und die Beine. Gespannt beobachtete ich wie sie etwas überfordert schien und leicht zurück ging.

Doch dann war es, als ob jemand Amira ausgewechselt hätte. Sie regte sich wie eine Schlange, die gleich zubiss. Sie begann zu schlagen und ich sah eine unverkennbare Präzision in ihren Schlägen. Cyril musste überrascht einige Schritte zurückweichen. Doch er fing sich schnell und begann sich verbissen zu wehren. Ich war wie erstarrt. Es sah so aus wie ein tödlicher Tanz. Schnell kamen auch Tritte dazu. Ich beobachtete sie fasziniert.

Wie kann ein Kampf nur so elegant aussehen?

Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich sah wer hinter dieser Fasade sass: Sie war gefährlicher als gedacht. Sie hatte eine enorme Beherrschung und Geduld und war tödlicher als meine Männer. In diesem Augenblick sah ich, wie sie mit einem tückischen Seitwärtstritt Cyril in die recht Seite traf. Ich sah wie er mehrmals nach Luft schnappen musste.

Dies war zu viel. Ich stürtzte die Treppe hinunter und versuchte mich möglichst nah an Amira zu schleichen. Gleichzeitig zog ich mein Schwert aus der Scheide. Sofort drehte sie sich nach mir um und zog in der Drehung mit einem Ruck zwei Dolche. Ich erstarrte für einen kurzen Augenblick. Unsere Waffen glitzerten in der Morgensonne. Hinter Amira sah ich, wie sich Cyril wieder etwas erholt hatte. Auch er zog leise sein Schwert. Amira begann sich zu drehen, wie eine lauernde Wildkatze.

Wie auf ein Zeichen griffen Cyril und ich an. Amira schleuderte mit ihrem Fuss Sand in Cyrils Augen, der darauf erstaunt aufschrie, doch nun nichts mehr sah. Amira beachtete ihn gar nicht mehr, sondern griff mich schon an. Ich konnte ihre tödlichen Dolche gerade noch abwehren und drehte mich geschmeidig weg. Wir umkreisten uns kurz und ich sah in ihre Augen. Es war, als hätte sich irgendetwas über ihre Augen gelegt. Ein Schatten. Es sah aus, als wäre ihr Geist nicht mehr vorhanden. Mir lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter.

Ihre AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt