Kapitel 4 - Flucht

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Stille. Einige letzte Patronenhülsen fielen zu Boden.
David nahm alles in Zeitlupe wahr. Hatten sie es geschafft? Er schaute sich um. Der Boden war ein einziges Blutbad. Wo war Matt? Die Kreatur lag einige Meter entfernt auf dem Boden, durchsäht von Einschlusslöchern. Seinen Revolver ließ er fallen. Matt saß mit dem Rücken an einer Säule gelehnt. War er Bewusstlos? David rannte zu ihm und kniete sich neben ihm nieder.
"Matt!", rief er und schüttelte ihn. Er gab ein leises Ächzen von sich und schlug die Augen auf.
David betrachtete ihn und erkannte, dass sein linkes Bein von Einschnitten überzogen war.
"Haben wir es doch geschafft?", fragte Matt leise. Sein Blut breitete sich weiter unter ihm aus.
"Wir kommen hier raus. Wir schaffen das!", sagte David und versuchte Matt hochzuhiefen.
Im unteren Stockwerk klirrte eine Scheibe. Sofort hörte David das ihm allzusehr vertraute Stöhnen der Untoten.
"Sie haben uns gehört. Wir müssen uns beeilen!", rief David und dränge Matt weiter dazu, aufzustehen.
"Nein David. Du musst ohne mich gehen. Ich kann nicht schnell genug laufen und halte dich nur auf.", sagte er Leise, während er seine Waffe nachlud.
"Ich lasse dich hier nicht zurück. Du hast mich hierher gebracht und ich bringe dich zurück zur Farm.", flüster David.
"Lass mich hier. Ich sage es nicht noch einmal."
David fühlte, wie die Panik in ihm langsam die Überhand gewann.
"Auf der Farm seid ihr sicher. Mit mir würdest du hier nur draufgehen.", sagte Matt und versuchte sich etwas aufzurichten. "Du weißt wo mein Wagen steht. Hier sind die Schlüssel. Fahr zur Farm zurück und bleibt dort. Versucht über die Route 5 nach Portland zu gelangen. Dort soll es eine Aufnahmestation von Überlebenden geben.", sagte Matt und warf ihm den Schlüssel zu.
"Aber was ist mit dir?", fragte David.
"Ich verschaffe dir ein bisschen Zeit. Und jetzt geh endlich!", rief Matt und richtete seine Waffe auf die Treppe.
Das Stöhnen der Zombies wurde lauter. David stand noch einige Sekunden da, unsicher was er jetzt tun sollte.
Mit einem letzten Blick auf Matt wandte er sich um und lief zu einer nahestehenden Tür, die ins Treppenhaus führte.
Im inneren des Treppenhauses war es Stockfinster. Er kramte eine Taschenlampe aus seinem Rucksack und knipste sie an. Er folgte den Stufen nach unten in das Erdgeschoss wo er an der Tür lauschte. Hinter ihr waren die Geräusche der Untoten deutlich zu hören.
Also muss ich wohl doch durch den Keller, dachte David und wandte sich um. Plötzlich hörte er Schüsse aus einer Waffe, die ihm mehr als bekannt vor kam. Matt.
Er lief weiter nach unten und kam vor einer Sicherheitstür zum stehen. Sie führte zu einem unterirdischen Parkdeck.
Er wurde anscheinend als Versorgungsabschnitt des Militärs genutzt, da überall Krankenzelte und Betten standen. Einige von ihnen waren voller Blut.
David lief weiter. Die Schilder wiesen ihm den Weg in Richtung Ausgang. Seine Beine trugen ihn so schnell sie konnten.
Das Rolltor war nicht vollständig geschlossen. Er warf seinen Rucksack hinter den Spalt und kroch hindurch.
Auf der anderen Seite war es weitaus weniger Ruhig als im inneren des Einkaufszentrums.
Vereinzelte Untote waren auf dem Weg zum Haupteingang. Die Schüsse, welche David vorhin noch gehört hatte, halten nicht mehr über das Gelände. Wahrscheinlich war Matt schon tot.
Seine Hand wanderte in die Jackentasche. Doch sein Griff ging ins leere. Den Revolver hatte er fallen gelassen, nachdem sie beide die Kreatur getötet hatten.
Also rannte er weiter. Der Weg zum Auto war weit, doch David hatte keine Wahl. Er musste zurück zur Farm. Zurück zu Kathy.
An den vielen Untoten lief David gekonnt vorbei. Er sah bereits die Auffahrt zum Highway, auf welchem Matt und Er den Wagen abgestellt hatten.
Ohne Waffe fühlte er sich Schutzlos. Ein Fehler und er würde als Mahlzeit für einen der vielen Untoten, welche so verstreut auf seinem Weg standen, enden.
Er erreichte die Auffahrt und rannte hoch. Noch wenige Meter bis zum Wagen, dann wäre er zumindest vorerst in Sicherheit.
David kam an der Fahrertür an, kramte den Autoschlüssel hervor und sprang hinein. Dort blieb er kurz sitzen, während die Untoten von außen gegen die Fenster schlugen. Er sah sich um. Vor ihm wuchs die Anzahl der Untoten ins Unermessliche. Anscheinend hatten Matts Schüsse die halbe Stadt angelockt.
Er rammte den Schlüssel ins Zündschloss, ließ den kraftvollen Motor des Trucks aufheulen und knallte den Rückwärtsgang ein.
David trat aufs Gas und schaute nach hinten. Die vielen Zombies, welche sich hinter dem Wagen befanden, zerplatzten nur so durch die Wucht des Fahrzeuges.
Wie kam er jetzt am schnellsten nach Hause? Er musste zu Kathy. Nur auf der Farm waren sie zumindest Ansatzweise sicher. Doch er wusste auch, dass sie dort nicht ewig bleiben konnten. Matt hatte eine Aufnahmestation in Portland erwähnt. Die Strecke dorthin betrug mehr als 500 Meilen.
Die Fahrt zurück nach Fallon kam ihm vor wie eine halbe Ewigkeit. Die Tanknadel sank derweil beträchtlich nach unten. David überlegte, eine der vielen Tankstellen am Straßenrand aufzusuchen, doch die Gefahr, dabei auf Untote oder vielleicht andere, nicht wohlgesonnene Überlebende zu stoßen, war zu hoch.
Das Tor zur Farm war geschlossen. Bevor David ausstieg, um es zu öffnen, griff er nach der Waffe, die auf dem Beifahrersitz lag und sah sich um. Einige wenige Untote liefen in der Ferne über die Straße.
Nachdem er den großen Truck durch das Tor manövriert hatte, schloss er das Tor ordnungsgemäß ab und machte sich auf dem Weg zum Farmhaus. Dort wartete Kathy bereits an der Tür, welche den ankommenden Wagen bereits gehört hatte.
Noch bevor David aussteigen konnte, rannte Kathy zum Wagen, riss die Tür auf und schlang ihre Arme um David.
Nach kurzer Zeit bemerkte sie, dass Matt fehlte.
"Wo ist er?", fragte sie verdutzt. Er überlegte kurz, wie er es ihr am besten beibringen konnte.
"Ich musste ihn zurück lassen. Wir sind in dem Einkaufszentrum auf eine Kreatur gestoßen, die nichts mehr mit den vielen Untoten hier zu tun hat. Matt wurde dabei schwerer verletzt.", sagte er leise.
"Außerdem meinte er, dass in Portland eine Aufnahmestation des Militärs sei. Das sollte unser nächstes Ziel sein."
Am Abend des selben Tages studierte David eine Landkarte, die den Westen Amerikas abbildete. Der direkte Weg nach Portland würde sie durch zwei Staaten führen. Außerdem war er sich nicht sicher, ob sie mit den aktuellen Vorräten durchkommen würden.
Er und Kathy hatten bereits einige Vorräte in den Wagen geschafft. Morgen würden sie sich auf den Weg machen. David packte die Karte ein, verstaute sie in seinem Rucksack und ging ins Bett. Der nächste Tag würde aufregend werden. Ohne Matt fühlte er sich deutlich unsicherer. Er hoffte insgeheim, dass Kathy ihm das nicht anmerken würde.
In der Nacht träumte er von den Geschehenissen des Tages. Er sah die Kreatur, welche er und Matt erledigt hatten. Sie kam auf ihn zu und griff nach ihm. Ihre Klauen legten sich um seinen Hals.

Am nächsten Morgen erwachte er Schweißgebadet. Sein erster Weg führte ihn ins Badezimmer, wo er sich Wasser ins Gesicht schüttete. David betrachtete sein Spiegelbild. Er sah wirklich fertig aus.
Kathy packte noch einige letzte Sachen in den Wagen bevor sie losfuhren. Mit einem letzten Blick aufs Haus stieg David ein. Hinter dem Fahrersitz ruhte ein automatisches Gewehr. Er war sich sicher, dass er es auf ihrem Weg nach Portland gebrauchen würde.
David lenkte den Wagen auf die Route 50. Während Kathy auf dem Beifahrersitz in einem Buch stöberte, ließ er seine Gedanken kreisen.
Was wird sie in Portland erwarten? Waren sie dort wirklich Sicher?
Diese Fragen würden sich in einigen Stunden von alleine beantworten.

[ENDE KAPITEL 4]

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