Kapitel 58 „Woah! Wer ist die Schönheit?!"

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Kapitel 58 „Woah! Wer ist die Schönheit?!"

Endlich!
Ich springe von meinem Platz auf und mein Stuhl quietscht richtig. Unser ganzer Tisch und auch ein paar der Leute an den Tischen nebendran schauen mich an – viele belustigt, aber ein paar auch, als ob ich irgendwas falsch gemacht hätte.
„Hast du so einen Hunger?", lacht mein Vater und mit hochroten Wangen falle ich wieder auf meinen Stuhl und zucke mit den Schultern.
Soeben hat Dads Chef seine Ansprache beendet und jetzt dürfen wir ans Buffet. Ich habe keinen übertriebenen Hunger, aber es nervt mich einfach nur blöd herumzusitzen und Löcher in die Luft zu starren. Da ist es schon besser, wenn ich wenigstens Essen kann. Dann komme ich mir nicht ganz so blöd vor, wenn ich mit niemandem rede. Marry ist ja bis jetzt auch echt keine Hilfe für mich. Sie sitze da und plappert fröhlich mit ihrer Mutter.
Der Reihe nach erheben sich dann alle und auch wir trotten langsam zum Buffet rüber. Marry und ich fallen hinter unsere Eltern zurück. Sie strahlt mich wieder an und reicht mir einen Teller vom Stapel am Anfang des Buffets.
„Was wirst du essen?", fragt sie mich auch ein bisschen aufgeregt und wir blicken den langen Tisch entlang.
„Keine Ahnung. Das riecht alles ziemlich lecker!", gebe ich zurück und sie nickt. Wir gehen den Tisch entlang und schauen uns erst einmal um.
„Uhhh! Schau mal, da ist der Salat!", sagt sie und zischt ab. Verwundert blinzle ich Marry einen Moment nach, dann gehe ich ihr hinterher. Sie steht mit nachdenklichem Blick über den Salaten, bis sie sich ein bisschen von zwei verschiedenen drauf macht.
„Die sind bestimmt voll lecker! Aber ich glaube, der dort hinten könnte auch gut sein!", meint sie und deutet auf einen grünen Salat. Ich nicke und nehme mir ein bisschen davon auf den Teller. Dann gehe ich wieder ein bisschen zurück und entdecke Steaks. Mit einem breiten Lächeln lege ich mir eins auf den Teller. Direkt neben den Steaks steht noch etwas kartoffeliges und auch davon nehme ich mir ein bisschen auf den Teller.
„Huch?", macht es dann neben mir und ich drehe mich zu Marry um.
„Ich weiß zwar nicht, wie das heißt, aber daran kann ich mich noch von der letzten Weihnachtsfeier erinnern, das war richtig lecker!", sage ich ihr und deute auf die seltsam geschnittenen Kartoffeln mit Soße. Marry schüttelt aber den Kopf und deutet auf ihren Salatteller: „Das reicht mir!"
Ich zucke bloß mit den Schultern und folge ihr zurück an unseren Tisch. Wir lassen uns wieder nebeneinander nieder und ich sehe, wie sie auf meinen Teller schielt. Irgendwann schaue ich sie an und sie reagiert darauf mit einem verlegenen Lächeln.
„Sorry! Ich frage mich nur, wie du so viel essen kannst!"
Ich weiß nicht, ob ich lachen soll, oder ob das komisch kommt. Also lächle ich nur schief: „Naja, ich hab guten Hunger."
„Ich wäre dann schon so dick, dass man mich überall hin rollen müsste!", lacht sie sanft und ich lache auch leise mit.
„Aber du hast doch eine gute Figur, dann kannst du doch auch mal sowas essen", gebe ich lächelnd zurück. Marry ist wirklich schlank. Sie hat kein Gramm Fett zu viel an ihrem Körper, was ich ja von mir nicht unbedingt behaupten könnte, aber ich bin auch nicht dick.
„Nein...", meint sie und schüttelt mit dem Kopf: „Sonst passe ich doch wirklich nicht mehr in meine Klamotten!"
Ich lächle nochmal kurz und wende mich dann wieder meinem Essen zu.
„Aber du siehst heute wirklich gut aus! So einen Rock wollte ich mir auch mal kaufen!", plappert sie weiter und deutet auf mein Outfit. Ich unterdrücke ein Lachen – schließlich ist der Rock ja nicht von mir. Aber das sage ich nicht, sondern bedanke mich brav bei ihr für das Kompliment und gebe dann eins zurück für ihr Kleid. Sie grinst breit und erzählt mir, dass sie es sich vor einem Jahr zu irgendeiner Sommerparty von Freunden gekauft hat und es eines ihrer Lieblingskleider sei. Es ist wohl sogar von irgendeiner nicht ganz billigen Marke, aber ich kann mit dem Namen absolut nichts anfangen. Trotzdem gebe ich ein interessiertes „Oh echt?! Wie cool!" von mir und sie strahlt noch breiter. Ich frage sie, ob sie noch mehr Klamotten davon hat und das ist definitiv ein richtig großer Fehler. Jetzt darf ich mir das ganze Essen über anhören, was sie alles für teure und tolle Sachen zuhause hat, was sie für Schnäppchen gemacht hat oder – so ganz im geheimen vertraut sie mir sogar an, dass sie manchmal auch billige Sachen kauft, aber wenn man sie richtig kombiniert, merkt es niemand und sie sehen auch richtig gut aus.
Ich hab schon fast mein ganzes Steak aufgegessen – Marry stopft sich immer mal wieder ein Salatblatt, ein bisschen Karotte oder eine Cocktailtomate in den Mund – da lächelt sie mich breit an: „Und was trägst du immer so?"
Überrascht von der Frage mache ich den Mund gerade wieder zu und lasse meine Gabel mit einem Stückchen Fleisch dran zurück auf den Teller sinken.
„Uhhh", mache ich und lache dann etwas unbeholfen auf: „Uhm... Ich... ich hab einige Shirts und Jeans von Drop Dead und uhhh... hab viele so Bandshirts..."
„Oh die kenne ich gar nicht!"
„Ja, Drop Dead hat auch nur in England Läden", erwidere ich. Dass es die Marke von Oli Sykes ist lasse ich mal einfach weg... Damit kann sie im Zweifel nämlich genauso wenig anfangen, wie ich mit den Namen von ihren Marken.
„Ich beneide dich ja so sehr dafür, dass du in London wohnst! Da gibt es so viele coole Läden!", seufzt sie.
„Ach was... hier in Sydney gibt es doch auch echt viel!", antworte ich und esse jetzt wieder weiter. Jetzt nickt sie wieder glücklich und ploppt sich die nächste Tomate in den Mund.
„Du magst also Musik? Mein Daddy meinte, dass für später eine Band engagiert ist!", sagt Marry fröhlich.
„Mhm", nicke ich und schlucke hinunter: „Ich kenne die Band."
„Wirklich? Wie cool!", lacht sie fröhlich: „Was spielen sie denn so?"
„Uhm... alles Mögliche, aber eher Pop-Rock oder Pop-Punk. Was magst du denn so?", frage ich interessiert zurück. Sie kaut ihr Salatblatt und schaut etwas traurig.
„Spielen sie auch so Radio-Songs? Ich höre nicht viel Rock oder Punk...", meint sie und zuckt etwas mit den Schultern.
„Jaja... Sie haben für heute auch Katy Perry und Bruno Mars und solche Sachen vorbereitet. Es könnte halt aber etwas rockiger klingen, als man es aus dem Radio kennt!", lache ich zurück und sie schaut zufrieden: „Dann ist ja cool!"
Vielleicht ist Marry doch nicht ganz so blöd, wie anfangs gedacht.
Wir essen zu Ende und Marry fragt mich noch, woher ich die Band kenne und als ich ihr erkläre, dass der Gitarrist mein bester Freund und Nachbar ist und ich mit dem Rest auch richtig gut befreundet bin, fragt sie mich verwundert, wie es dazu kommt, dass sie hier spielen. Ich erkläre es ihr und dann machen wir uns auf den Weg, um unsere Teller wegzubringen und uns einen Nachtisch zu holen. Ich gehe ganz automatisch auf die wirklich gut aussehenden Eisbecher zu und wieder belächelt Marry das nur etwas unglücklich und nimmt sich dann ein bisschen Obstsalat.
Wieder am Tisch angekommen, versuche ich irgendein wirklich gemeinsames Thema mit ihr zu finden, aber das klappt nicht so Recht. Trotzdem verläuft das Gespräch nicht schleppend oder so. Nein, wir unterhalten uns die ganze Zeit. Mal erzählt sie mir halt davon, dass sie gerne Modell oder Schauspielerin werden würde und was für ein Kleid sie gerne haben würde. Mal erzähle ich von irgendeiner Band oder einem Film, den ich gut finde. Ich merke, dass es sie ein bisschen langweilt und sie merkt unter Garantie auch, dass mich ihre Geschichten ein bisschen langweilen, aber wir sind beide höflich genug, dem anderen dennoch zuzuhören und auch zu antworten und Fragen zu stellen, selbst wenn wir kaum eine Ahnung haben, wovon der andere redet.

Nach dem Essen dauert es nicht mehr allzu lange und ich bekomme von Mikey eine SMS, dass sie auch endlich angekommen sind und gleich alles aufbauen werden.
„Dad?", frage ich und schaue an Georgia vorbei zu ihm rüber.
„Was denn?", fragt er zurück und schaut von seinem Kaffee auf.
„Michael meinte, sie sind gerade angekommen... Kann ich nicht...", sage ich wage und er lacht leise los. Er winkt ab und schüttelt ein bisschen den Kopf.
„Zisch ab", sagt er und ich strahle ihn verwundert an: „Wirklich?
„Ja, mach schon. Wenn sie spielen, kommst du ja hoffentlich zurück", lacht er und ich nicke brav. Dann schiebe ich eilig meinen Stuhl zurück und stehe auf. Eine kleine Hand an meinem Arm hält mich aber zurück.
„Wohin gehst du?", fragt Marry und schaut mich mit großen Augen an.
„Die Band ist da und sie bauen gleich auf und ich helfe ihnen ein bisschen", sage ich.
„Kann ich vielleicht mitkommen?"
„Äh... Klar", sage ich und bin ehrlich überrascht, dass sie mitkommen und anscheinend auch helfen will. Sie steht auch lächelnd auf und wir machen uns auf den Weg nach draußen. Ich frage Mikey, wo sie mit ihrem Van parken, damit wir uns dort treffen können.
Marry wird ein bisschen hibbelig und ich schaue sie fragen an: „Was ist mit dir los?"
„Naja, es ist schon ein bisschen aufregend so eine richtige Band zu treffen!"
Ich lache lauthals los: „Also berühmt sind sie noch nicht wirklich."
„Trotzdem!", lacht sie ebenfalls zurück und wir laufen ein Stück um das Gebäude, bis wir einen zweiten Parkplatz und darauf den Van entdecken. Wir eilen zu ihnen rüber.
„Cal? Nimm mir mal deinen beschissenen Verstärker ab! Der ist scheiße schwer!", ertönt es aus dem Van, als wir davor stehen bleiben.
„Ich bin zwar nicht Calum, aber okay!", lache ich auf und nehme Ashton wirklich den Verstärker ab, und stelle ihn vor dem Van auf dem Asphalt ab.
„Lilly?", fragt er und schaut mich mit großen Augen an.
„Hey Ash", grinse ich zurück. Mit einem Sprung ist er aus dem Van draußen und zieht mich in eine stürmische Umarmung. Ich schlinge meine Arme ebenfalls um ihn und mein Herz pumpt wie verrückt in meiner Brust. Ashton verstärkt seinen Griff um mich noch mehr und vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren. Ich spüre seinen warmen Atem an meinem Hals und muss aufpassen, weil meine Knie ein bisschen wacklig werden.
Ein dezentes Räuspern lässt uns eilig die Umarmung lösen und ich drehe mich mit roten Wangen um.
„Uh... Marry, das ist Ashton, der Drummer. Ash, das ist Marry... Die Tochter von einem Arbeitskollegen von meinem Dad", stelle ich sie einander vor. Ash lächelt sie breit an und ich beiße mir auf die Lippen, als ich seine tiefen Grübchen sehe.
„Hi!", begrüßt er sie.
„Woah! Wer ist die Schönheit?!", höre ich Calum lachen und dann steht er auch schon neben mir und mustert Marry. Dann dreht er sich zu mir und ich hebe schon die Arme an, um ihn kurz zu umarmen, aber Calum stoppt ab.
„Ich korrigiere mich: Wer sind diese SchönheitEN?!", lacht er und mustert mich. Ich schlage ihm gegen die Brust und dann umarmt er mich kurz.
„Wo sind Mikey und Luke?", frage ich ihn und er deutet über die Schulter aufs Gebäude.
„Komm mit", sagt er und schnappt sich den Verstärker, den ich eben auf den Boden gestellt habe. Ich schaue in den Van und sehe dort noch einige Kabel herumliegen. Ich greife mir welche und laufe ihm dann hinterher. Marry folgt uns brav und holt zu Calum auf. Der lässt es sich natürlich nicht nehmen und flirtet schamlos mit ihr herum. Ich verdrehe die Augen und bin heilfroh, als wir in einem Raum ankommen, wo Luke und Michael sind.
„Hey!", rufe ich hinein und die beiden schauen auf. Luke winkt mir mit einem kleinen Lächeln zu und Michael winkt mich heran. Ich gehe zu ihm und lege die Kabel ab.
„Müsst ihr das nicht alles direkt auf die kleine Bühne bringen?", frage ich ihn.
„Wir wollen erstmal alles hier rein schaffen, damit wir nicht so ewig aufbauen müssen, weil wir vom Van hierher laufen müssen... Alles okay? Wer ist das Mädel da neben Calum?"
Ich erzähle ihm wer Marry ist und er nickt nur.
„Kannst du noch meine E-Gitarre reinbringen? Bitte... ich muss die hier nochmal nachstimmen...", sagt er und deutet auf eine Akustik Gitarre, die neben Luke an der Wand lehnt. Natürlich habe ich nichts dagegen und laufe wieder raus, um die Gitarre zu holen. Ashton kommt mir im Flur entgegen mit der Bassdrum in den Armen. Als er mich sieht, lächelt er breit und bleibt kurz stehen.
„Wartest du draußen kurz auf mich?"
Ich nicke und er drückt mir, so gut es mit der Trommel in den Armen geht, einen Kuss auf die Wange. Also gehe ich raus und setze mich auf die Ladefläche vom Van. Es dauert zum Glück nicht lang, da kommt Ash wieder heraus und zieht mich wieder auf die Beine.
„Du siehst wunderschön aus", lächelt er und schlingt dann seine Arme um mich.
„Danke", lächle ich und stelle mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben. Er erwidert den Kuss sofort und macht noch einen Schritt näher an mich heran, sodass unsere Körper sich komplett berühren. Ich lächle in den Kuss hinein und schlinge meine Arme glücklich um seinen Nacken.
Irgendwann löst er langsam den Kuss und gibt mir nochmal einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, lässt mich aber nicht los, sondern lehnt seine Stirn an meine.
„Wir sollten vielleicht wieder rein gehen..."
„Ja, das sollten wir", gebe ich leise zurück, aber wir bleiben einfach so stehen und verschließen immer wieder die Lippen des anderen mit einem sanften Kuss.

Do You Want me, Or Do You Want Me Dead?   - Ashton Irwin FFWhere stories live. Discover now