Was ist hier los?

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Wir blieben eine Weile so sitzen, un uns auszuruhen. Tara hatte die Augen geschlossen und hielt sich ihren Kopf. "Geht's dir nicht gut?", fragte ich noch immer außer Atem. Sie schüttelte den Kopf. "Ich hab auf einmal so schreckliche Kopfschmerzen", klagte sie. Sie legte ihren Kopf in meinen Schoß und schaute mir in die Augen. "Danke, ohne dich hätten sie mich gefangen." Ich lächelte auf sie hinunter. Langsam hob ich meine Hand und strich Tara eine Haarsträhe aus ihrem Gesicht. Sie grinste. "Mach ruhig", flüsterte sie, dann war sie eingeschlafen. Ich bestrachtete sie noch eine Weile, dann fielen mit die Augen zu, und es war unmöglich, sie noch länger offen zu halten.

- Tara's Sicht -

Als ich die Augen aufschlug, dämmerte es bereits. Ich schaute mich um. Erst jetzt bemerkte ich, dass Justin nicht mehr hier war. Ich setzte mich auf und befreite mich von Blättern und Erde. Jemand hatte mich getarnt. "Justin?" Ich hätte mich schlagen können. Hoffentlich hatte mich keiner gehört, außer Justin. Ich hörte ein Rascheln. Ich fuhr herum. War da etwas? Ich richtete mich auf. Die Kopfschmerzen waren ein bisschen zurückgegangen. "Wer ist hier?", krächzte ich. Was war nur mit meiner Stimme los? "Ich bin es", hörte ich jemanden flüstern. Puuhh ... Nur Justin. "Du hast mich erschreckt!", beschwerte ich mich.

"Sorry. Als Entschuldigung hab ich Essen mitgebracht. Hier." Er hielt mir eine Hand voll Heidelbeeren hin. Ich nahm ein paar und schluckte sie gierig. "Hast du noch welche für dich?", fragte ich.

Er nickte. "Ja. Sonst können wir jederzeit neue holen." Er setzte sich auf den Boden.

"Hast du mich getarnt?", wollte ich wissen.

"Ja. Es könnte ja sein, dass uns jemand folgt."

Ich erschrak. "Was? Das heißt, wir sind hier nicht sicher?"

Justin lachte leise. "Hast du das ehrlich gedacht? Ich vermute mal, dass die zwei Männer nicht einfach so daherspazieren würden."

Ich senkte den Kopf, damit er meinen roten Kopf nicht sah.

Die Heidelbeeren hatten mich nicht gesättigt. Kein bisschen. Aber damit musste ich mich jetzt wohl länger begnügen, außer ...

"Justin? Wie wäre es, wenn wir zu Mia gehen und uns dort verstecken?"

"Mhh ... was hat der eine Mann da eigentlich gemeint mit 'deine süße kleine Freundin'?", fragte er stattdessen.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Keinr Ahnung ... Du meinst doch nicht, dass er sie ...?" Wir starrten uns an. "Vielleicht hat er sie gefangen? Eingesperrt, so wie uns?", schlug Justin vor, um mich von meinen absurden Gedanken abzulenken. Wir beschlossen, dass wir zu ihrer Wohnung gehen wollten.

Vorsichtig und wachsam schlichen wir aus den Wald. Wir hatten uns bald wieder orientiert. Die Hauptstraße war leicht zu überqueren - es war schon dunkel und fast kein Verkehr mehr. Außerdem konnten wir nicht so leicht entdeckt werden, wenn es Nacht war. Als wir bei Mias Wohnblock ankamen, standen zwei Polizeiautos und eine große Menschenmenge davor. "Was ist hier los?", flüsterte ich Justin zu. Er zuckte mit den Schultern. Als wir näher kamen, hörten wir einige Wortfetzen wie: "Wer hat das getan?"

"Sie war immer nett zu mir."

Und so weiter. "Was hat das zu bedeuten?" Ich war ratlos. Als ein Jugendlicher an uns vorbeikam, hielt ihn Justin auf und fragte nach.

"Ihr wisst das nicht? Das weiß inzwischen die ganze Stadt! Mia Horrison wurde ermordet. Keiner weiß jedoch, wer das getan hat." Ich erstarrte. Etwas in mir zerbrach. Justin blickte mich an. Ich war zu geschockt, um zu weinen. "Hey, das tut mir Leid", flüsterte Justin. Er nahm mich in seine Arme und streichelte sanft über meinen Kopf. "Wie konnte er nur? Sie war so ... eine gute Freundin. Wir beide waren einfach unzertrennlich, immer wenn einer von uns traurig war, hat der andere ihn getröstet." Mein Kopf schmerzte auf einmal wieder. Hinter ein paar Leuten entdeckte ich Mias Eltern. Ihre Mutter weinte, ihr Vater hatte die Lippen fest aufeinander gepresst. Als sie mich sahen, kamen sie auf uns zu. "Oh, Tara!", schluchzte Naomi. Sie schlang ihre dünnen Arme um mich. "Ist schon gut ...", redete ich leise auf sie ein. "Hast du eine Ahnung wer es sein könnte?", fragte Mias Vater Bernhard. Ich nickte. "Ein Mann, der bis jetzt immer einen grünen Kapuzen-Pulli anhatte. Mein Vater ... steckt mit ihm unter einer Decke. Ich weiß aber nicht, von wem das ganze ausgeht", erklärte ich. Bernhard schien nachzudenken. "Das müssen wir der Polizei sagen." Er nahm Naomi bei der Hand und führte sie weg.

Ich schaute zu Justin auf. "Ich will hier weg", sagte ich. Er nickte.

Langsam gingen wir Richtung Wald. Keiner würdigte uns eines Blickes. Wir waren inzwischen so unbeliebt, dass wir wie Luft für die anderen Leute waren.

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Tut mir Leid, das Kapitel ist nicht ganz so lang geworden :)

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