Der Spieß wird umgedreht
Rabea
Ich ging gerade ins Treppenhaus, als ich sah, wie Marcel und Daniel mit Emilia im Schlepptau das Treppenhaus ebenfalls betraten. Schnell versteckte ich mich unter der staubigen Treppe und lauschte. Ich nahm das auf. Wer weiß, für was das gut ist.
„Wenn du auch nur vorhast, das Gericht mit deinem Scheiß zu überzeugen, dann schwören wir dir, dass du schneller tot bist, als du nur schauen kannst! Verstanden?", drohte Marcel.
„Es wird dir eh keiner glauben. Ich meine, wir sind zu zweit, du alleine. Wem werden sie eher glauben?", höhnte Daniel.
„Euch wird man glauben.", antwortete Emilia flüsternd.
Man hörte, was für eine Angst sie hatte. Verständlich. Die beiden würden sie echt umbringen und das meine ich nicht im Übertragenen Sinn. Die zwei ziehen das glatt durch, und wenn nicht sie, dann die anderen zwei. Die, die sich mit Emilia geprügelt haben.
„Dann ist es ja klar. Auf Wiedersehn.", grölten beide und verließen das Treppenhaus.
Ich beendete die Aufnahme, kam aus meinem Versteck und lief zu Emilia, die kreidebleich an der Wand runterrutschte und ihr Gesicht in den Händen vergraben hatte.
„Hey. Ganz ruhig. Die werden dir nichts tun.", versuchte ich sie zu beruhigen.
„Nein, nein, nein.", murmelte sie, „Die werden mich ohne Gnade abschlachten. Wie ein Tier auf dem Weg zur Schlachtbank."
„Nein, hör auf, so was zu sagen! Wenn du das der Polizei erzählst, dann tun die dich ins Zeugenschutzprogramm."
„Und wieso sollten sie mir glauben?", fragte sie mit erstickter Stimme.
„Weil ich es aufgenommen habe."
„Wirklich?", sie schaute mich mit ihren glasigen, türkisblauen Augen an.
„Ja, hab ich.", ich lächelte sie an.
„Danke.", sie nahm mich in den Arm und ich strich ihr beruhigend über den Rücken.
„Nach der Schule gehen wir zur Polizei. Ok?"
Sie nickte: „Aber wie soll ich nach Hause kommen? Dann sind sicher alle Busse weg."
„Wir können dich sicher mitnehmen. Ich werde jeden Morgen gebracht und abgeholt. Das wird sicher kein Problem. Mein Bruder hat heute früher frei, also keine Angst."
„Was würde ich nur ohne dich tun?", fragte mich Emilia.
„Keine Ahnung. Womöglich noch immer hier sitzen und komische Gedanken spinnen."
„Wahrscheinlich.", stimmte sie mir zu.
„Komm. Der Unterricht fängt an. Wo musst du hin?"
„Ich muss jetzt zu Physik."
„Alles klar. Wie kommt es, dass du deinen Stundenplan auswendig kennst? Selbst ich kann meinen noch immer nicht."
„Ich habe ein Fotographisches Gedächtnis."
„Cool. Aber ist das nicht ein wenig blöd? Ich meine, du vergisst ja nichts, auch wenn du es willst."
„Meistens ignoriere ich es, also ich denke nicht mehr dran."
„Ich würde das wahrscheinlich auch so machen."
„Hmm.", antwortete mir Emilia geistesabwesend.
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Changed - I'm not the same anymore
Teen FictionAlles hat auf der Hochzeit meiner Schwester angefangen. Immer mehr Leute kamen und es wurde enger. Ich war noch nie ein Mensch, der viel mit Anderen etwas tat, oder volle, enge Räume mochte. Ich war für andere unsichtbar, nicht existent, so fühlte e...
