Liebe ist Freundschaft

23. Kapitel

Ich hielt angestrengt seine Hand unter dem Tisch und sah mir mein Gegenüber genauer an. Eigentlich ganz nett.
Sie hatte dunkelgrüne Augen und weinrote, lange, wellige Haare, die ihr bis unter die Brust reichten. Ihr Lächeln verriet mir, dass sie das bravste Mädchen auf Erden sei und ihre Sommersprossen bestätigten dies auch noch.
Ihr türkises Kleid schmiegte sich an ihre leicht weiblichen Kurven und saß wie angegossen. Sie sah wirklich gut aus. Und freundlich. Ach stimmt ja, sie IST freundlich. Hatte ich für einen kurzen Moment vergessen.
"Noch etwas Tee?"
Ich sah sie fragend an. Dann auf meine Tasse. Hatte sie mir nicht eben schon Tee eingeschenkt? Oh, meine Schuld. Ich habe immer das Bedürfnis schneller zu trinken, wenn ich nervös bin.
Ich nickte ihr zu. "Danke."
Sie lächelte und verschränkte danach ihre Hand mit seiner.

"Was habt ihr den Sommer so unternommen?" fragte er uns.
Lieber ließ ich ihn reden. Dieser Urlaub verlief nämlich nicht wirklich entspannt, wie er eigentlich sollte.
"Ganz entspannt eigentlich."
Ich versuchte nicht die Augen zu verdrehen und drückte seine Hand etwas. Schon grinste er. "Wir waren für zwei Wochen in Paris. Es war wirklich nett. Wir haben Felicity's Familie besucht."
Ich lächelte. "Ja es war wirklich schön." Eigentlich war das nicht gelogen. Zum Teil. Aber ich hatte nicht unbedingt den Drang jetzt weiter darüber zu reden.

"Paris also." fing er an. "Die Stadt der Liebe.."
Seine Mundwinkel zuckten nach oben. "Da müssen wir auch mal hin" sagte er zu der Rothaarigen und lehnte sich zu ihr hinüber. Sie lachte. Ihr Lachen war auch schön. Ich musste etwas mitlachen.

Sie sprang auf einmal auf. "Ich habe total den Kuchen vergessen!"
"Warte ich helfe dir." sagte er und wollte ihr folgen.
"Natsu, du kannst das nicht. Kümmer dich um unsere Gäste."
Beleidigt saß er sich wieder hin, während sie in die Küche eilte.

Nun saßen wir hier alleine und keiner sagte für eine Weile ein Wort. Ich nippte abwechselnd von meiner Teetasse und begutachtete die Wohnung während Natsu und Gray irgendwann anfingen vom letzten Hokeyspiel zu reden. Ich hasse Small Talk. Man versucht entweder wirklich nett zu sein oder versucht es indem man das wichtige oder unangenehme vertuscht. Wie jetzt zum Beispiel.
"Felicity?"
Ich sah ihn fragend an.
"Hast du mir zugehört?"
Ich lächelte. "Tut mir leid. Mir gefällt der Stil eurer Wohnung sehr gut."
Ha, Small talk.

Natsu ließ den Blick durch den Raum schweifen. "Die Wohnung gehört ursprünglich den Eltern von Lily. Sie leben jetzt in Amerika und haben uns die Wohnung gegeben."
Er lächelte leicht bei den Erinnerungen.

Das Telefon klingelte. "Bin gleich wieder da."
Als er verschwand, sah ich mich kurz um und drehte mich zu Gray.
"Wann können wir gehen?" platzte es aus mir heraus.
Gray zog die Augenbrauen nach oben. "Du willst jetzt schon gehen? Ohne Kuchen gegessen zu haben?"
Ich verdrehte die Augen. "Können wir danach gehen? Bitte."
Er sah mich nachdenklich an. "Ist dir wirklich so unwohl?" Ich nickte langsam.
"Hey."
Er nahm mein Kinn in seine Hand und zwang mich mit ihm Augenkontakt zu halten. "Du schaffst das." sagte er langsam. Ich nickte wieder. Gray sah mich eisern an und gab mir einen sanften Kuss. "Alles wird gut."
Ich seufzte, nickte erneut und löste mich von ihm.
Sofort kam Lily hineinspaziert mit einem nicht ganz so verbranntem Kuchen. Sie grinste entschuldigend und setzte sich. Kurz darauf kam Natsu dazu.
Wir aßen ein Stück von dem etwas angebrannten Kuchen und unterhielten uns noch ein wenig.

Irgendwann standen Gray und Lily an einem Ende der Wohnung und Natsu und ich am anderen, so komisch das auch klingen mag.
Ich hörte Gray und Lily aufgeregt reden, da Natsu und ich nur wenige Worte wechseln.

Endlich sah er mich an.
"Können wir reden?" sagte er leise.
Ich nickte. Aber diesmal war ich mir dessen nicht so sicher, ob ich ein Gespräch mit ihm führen wollte.