DAS ENDE

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Zwei Wochen später

Liebes Tagebuch,

ich hätte niemals gedacht, dass die Dinge sich so wenden würden. Ich dachte, dass wir ein paar Jahre bei Mom's neuen Freund wohnen würden, bis die beiden sich zerstreiten würden und danach wieder nach Hause nach Everett ziehen würden. Ich dachte, dass ich mich nicht mit meinen ''Stiefgeschwistern'' verstehen würde, vorallem nicht mit Matty. Ich habe mit Zickenkrieg mit Sophie gerechnet und gedacht, dass ich vielleicht in der Schule ein paar nette Leute kennen lernen würde und nicht so jemanden wie Gracie, welche mich bis zum abgehen verarscht. 

Schon gar nicht habe ich damit gerechnet, dass meine Mom heiratet, oder das ich meinem Charakter alles andere als treu bleibe. Nicht, dass ich mich selber zur Schlampe zwischen drei Typen mache, oder das meine Schwester wie aus dem nichts auftaucht um mich ein weiteres mal zerstört und ich mich sofort in eine neue, falsche Beziehung stürze?

Und wenn jemand stirbt, selbst wenn es eine meiner unbeliebten Personen war, war hält einen dann noch in dieser verdammten Stadt?


Vier Wochen später

Liebes Tagebuch,

ich bin wieder Zuhause. In meinem Richtigen Zuhause. Wenigstens mehr oder weniger, denn das Gästezimmer bei Carry im Keller, ist nicht gerade das, was man wohnlich gemütlich nennen kann, aber aufjedenfall ist es besser zurück in der Realität- dort, wo mein Leben noch okay war und ich keine Probleme hatte, wo ich meine Freunde habe, welche nie mit mir ein Spiel gespielt haben oder mich betrogen haben. Einfach nur meine normalen Freunde, die normale Schule, die blöden, unhöflichen Lehrer  und die gewohnte Umgebung. Verdammt, ich hab die letzte Zeit alles vermasselt. Wie soll ich mir nur selbst verzeihen?


Acht Wochen Später

Liebes Tagebuch,

Grace hatte heute wieder angerufen und das erste mal war ich ans Telefon gegangen. Sie klang mehr als überrascht, als ich meinen Namen gezwungen hervorgepresste hatte und den Drang, sofort mein Telefon gegen die Wand zu knallen widerstand. Sie schniefte- und murmelte meinen Namen, doch ich erwiderte nichts. Wenn sie etwas wollte, dann sollte sie es gefälligst schnell ausspucken- denn ich hatte mit ihnen abgeschlossen. Mit Matty, Jasper, Josh und auch mit Grace. Ich wollte einfach nur  mein altes Leben wieder- und ich war auf dem besten Weg dahin. ,, Die Wette, es tut mir leid Amy.'', nuschelte sie und räusperte sich. ,,Ich hätte dir sagen sollen, das ich Freya kannte. Es war nicht okay mit ihr zu Wetten. Es tut mir leid.''

Ich schnaubte laut. ,, Okay.'', presste ich hervor und legte dann einfach auf. 

Grace rief nie wieder an.

Neunzehn Wochen später

Liebes Tagebuch,

ich habe mir eine eigene Wohnung gesucht. Zu meiner eigenen Verwunderung, bezahlt sie mir mein Vater, denn nach Jahren glaubt er mir endlich das Freya die schlechte Tochter ist und nicht ich. Irgendwann konnte ich nichtmehr bei Carry wohnen, auch wenn sie meine beste Freundin ist. Diesen Rahmen konnte ich nicht mehr überspannen. Jetzt stehe ich hier, in meiner Wohnung, alleine mit meinen Gedanken und frage mich, ob ich es jemals gutmachen kann, dass ich ohne ein Wort verschwunden bin und nichtmehr zurückgekehrt bin.

Josh geht es wieder gut. Zu mindestens laut Lottie, mit welcher ich als einziges noch Kontakt habe. Selbst von Mom habe ich nichts mehr gehört. Josh hatte sich ein neues Tattoo stechen lassen und sich in den Sport gestürzt, nachdem er die ersten Wochen kein Wort mit niemanden gesprochen hatte.  Die einzige die er angerufen hatte war ich- und ich erinnere mich so gut daran, als er vor mir stand als ich erst wenige Stunden aus dem Flieger gestiegen war, mit roten Augen, blasser Haut, als er mir die schreckliche Nachricht überbracht hatte, als ich die einzige war, die er sich anvertraut hatte, doch was hatte ich getan? Ich war davon gelaufen, ich hatte seine Nachrichten und Anrufe ignoriert, ich hatte nie eine seiner Voicemails abgehört, denn ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte.  Während mich das schlechte Gewissen plagte, konnte ich trotzdem nur erahnen, wie scheußlich es ihm gehen würde. Denn ich hatte keine Ahnung, wie ich mich gefühlt hätte, auch wenn ich Madison nie mochte, wenn Freundin und das ungeborene Kind gestorben wäre und man sich selbst die Schuld gab, weil man nicht dort war. 

EPILOG 

Die Musik spielte laut, als die ersten meiner Mitschüler aufgerufen wurden. Nervös stand ich auf nen Stufen zu den Treppen, tief in mir drinnen zerriss es mir mein Herz, denn ich hätte auch meinen Abiball in Los Angeles haben können und mich würde kein Liebeskummer plagen, nachdem mein Herz sich endlich eingestanden hatte, für wen es Gefühle hatte- doch zu spät.

In meinen trägerlosen royalblauen Kleid wartete ich also, bis auch endlich AMY WOODLY PARKER aufgerufen wurde und stöckelte dann vorsichtig nach oben, wo meine Klassenlehrerin und der Rektor mich freudig anlächelten. ,, Herzlichen Glückwunsch Amy.'', beglückwünschten sie mich und ich lächelte, während sie mir eine Rose und mein Zeugnis gaben, nachdem sie mir die Hand geschüttelt hatten. 

Meine Augen schweiften durch die Menge, auf der Suche nach meiner Mutter. Tatsächlich saß sie dort, mit Tränen in den Augen, neben ihr auf einer Seite mein Vater- auf der anderen mein Stiefvater und alle klatschten, während Sophie mir den Daumen nach oben zeigte. Es war das erste mal, dass ich sie alle wieder sah- mit Ausnahme von meinem Vater natürlich- und ich war ein klein wenig davon enttäuscht, dass Matty nicht bei ihnen war,er war doch schließlich irgendwie mein Bruder, doch ich hatte es nicht anders verdient. Ich hatte nie auf einen seiner Anrufe geantwortet.

Ich winkte ihnen zu und musste lächeln, denn ich hatte es endlich geschafft. Ich würde studieren gehen, nachdem ich einen durchschnitt von 2,00 erzieht hatte. Damit war ich zufrieden. Langsam füllte sich der Raum, da immer mehr Schüler ihr Zeugnis erhalten hatten und meine Freunde begannen Bilder zu machen, vorallem von sich und ihren Dates. Nur ich nicht, nicht das mich niemand gefragt hatte,  doch der eine, mit dem ich hier sein wollte saß in Los Angeles und verschwendete wahrscheinlich keinen einzigen Gedanken an mich. Letztendlich zwang auch ich mich zu einem lächeln auf den Fotos mit meinen Freunden, denn es sollte ein schöner Abend werden und Carry hatte sich dafür bereit erklärt, dass sie, ihr Date und ich als Freunde zu dem anschließenden Ball gehen würden, doch ich wollte ihr ihren Traumhaften Abend nicht zerstören. 

Irgendwann drängten sich alle zu ihren Familien hindurch, mich eingeschlossen, während mein Herz laut hämmerte, da ich einwenig Angst vor meiner Mutter hatte- doch sie schloss mich weinend in ihre Arme. ,, Ich bin stolz auf dich.'', nuschelte sie und gab mich wieder frei, sodass auch die anderen mich beglückwünschen konnten. Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter und ich drehte mich um riss meine Augen auf. ,, Hey Amy.'', murmelte er und lächelte mich zögernd an. ,, Hallo.'', keuchte ich und sah zu ihm. ,, Ich weiß nicht ob es okay ist, dass ich hier bin.'', fragte er und ich nickte. ,, Doch, es ist okay. Es tut mir so leid-'', begann ich, doch er hob die Hand um mich zum schweigen zu bringen. ,, Nicht jetzt, okay?'', verwirrt nickte ich und schniefte. Mir liefen ein paar heiße Tränen die Wange hinunter. ,, Ich wusste nicht ob du ein Date hast, aber..'', er holte eine Ansteckblume hervor und griff nach meinem Arm. ,, Aber da es nicht so aussieht, darf ich?'', vollendete er seinen Satz und als ich nickte, steckte er mir die Blume an. ,, Du siehst wunderschön aus.'',sagte er und wischte mir die Tränen von der Wange.

Es war so, als würden nur wir beide in dem Raum sein, ich vergaß meine Familie, meine Freunde und starrte in diese wunderschönen, vertrauten Augen. Ich musste es ihm einfach sagen und umarmte ihn. ,,Ich liebe dich. Es warst immer du, von Anfang an.'',flüsterte ich ihm zu und sah ihm danach fest in die Augen. Er begann zu strahlen, richtete sein Jackett und gab mir danach einen Kuss auf die Stirn. ,, Alles wird gut.'', versicherte er mir und ich glaubte ihm.

,, Hey ihr beide! Lasst euch mal fotografieren.'', rief meine Mutter, welche mit der Kamera vor uns her fuchtelte und er zog mich in seine Arme. ,, Lächeln,bitte!'', forderte sie uns noch auf, bevor sie abdrückte.

Es war das erste Foto, auf welchem Matty und ich glücklich strahlten. Das erste von vielen.


ENDE.

bad touch (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt