KAPITEL 1

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Südkorea; Seoul; Itaewon; Nightclub Helios; 23:52 Ortszeit

[Mizuki]

Mir ist schwindlig und dafür habe ich noch gar nicht viel getrunken. Mir ist sofort klar, dass jemand K.O.-Tropfen in mein Glas geschüttet haben muss. Was mache ich jetzt? Werde ich verschleppt? Ich muss meine Freundin finden. Sofort.

Ich werde grob herumgedreht. Eine starke Hand zieht mich in eine Ecke des Clubs. Ich stolpere. Als ich hochschaue, erblicke ich die finsteren Gesichter von vier Männern in Anzügen. Einer von ihnen packt mein Kinn und betrachtet mich sorgfältig. Der Kerl vergleicht mein Gesicht mit einem Foto, das er in der Hand hält. Als er mit einem schmierigen Grinsen im Gesicht seinen Begleitern zunickt, lässt er mein Kinn los.

Die Schlägertypen packen mich am Arm und ich werde in Richtung Ausgang geschoben. Plötzlich wird mein Arm losgelassen, dass ich fast das Gleichtgewicht verlier und umfalle. Glücklicherweise kann ich mich an einem Geländer festhalten. Ich verschnaufe, weil ich fast keine Luft mehr bekomme. Esist schwer zu denken, die Droge fängt an zu wirken. Wiederum werde ich gepackt und irgendwo hin gezogen. Ich laufe so gut es geht mit. Bloß weg hier, denke ich mir. Ich muss fliehen. Draußen auf der Straße kann ich wieder besser atmen, kann besser rennen, besser denken. Die starke Hand zieht mich durch Gassen bis wir auf der Rückseite einer Kirche angelangt sind. Bevor wir richtig stehen bleiben, drückt der Fremde mich gegen eine Wand und starrt mich an. Ich kann ihn nicht gut erkennen, da das Licht der Straßenlampe knapp über seinem Kopf hinwegleuchtet. Mit bedrohlicher Stimme fragt er mich, wer ich sei. Ich antwortete ihm stotternd mit "Mizuki". Er starrt mich immer noch an, als ob seine Augen löcher in meinen Schädel bohren wollen. Ich reiße mich zusammen und frage ihn dasselbe. Langsam weicht er von mir und geht ein paar Schritte zurück, sodass ich ihn im Licht der Straßenlampen betrachten kann. Augen, die töten könnten. Volle Lippen und weißblonde Haare. Er sieht unglaublich gut aus. Mit seiner, jetzt, gedämpften Stimme sagt er: "Kim Nam Joon".

Mitternacht, die Kirchenglocken schlagen und er steht immer noch lässig im Licht der Straßenlampe. Meine Knie werden weich, ich bekomme Gänsehaut und merke wie die Wirkung der K.O.-Tropfen einsetzt.

"Ttalawa! [Folge mir!]", sagt er zu mir. Aber ich bleibe regungslos stehen. Kann ich ihm vertrauen? Ich will hier nicht bleiben?aber auch nicht mit ihm mit. "Ah... Jigeum! [Ah... Jetzt!]", regt er sich auf, während er zu mir kommt und meine Hand nimmt. In diesem Moment hört man Gerumpel in unserer Nähe. Die Männer suchen nach uns! Sofort rennen wir los. Sie holen sie schnell auf, da ich mich recht ungeschickt beim Rennen anstelle. Er lässt meine Hand wiederum los und befiehlt mir wegzurennen. "Bbali! Ka! (Schnell! Geh!)", schreit er mich mit gehetztem Blick an. Ich renne so schnell wie ich kann; die Hauptstraße immer näher kommen. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Diese Typen sind zu viert und er ist ganz allein.Soll icb zurück? Mit Steinen werfen? Als ich bei der Straße angekommen werden meine Knie weich und tief durchatmend falle ich zu Boden. Ich schaue mich um, aber es gibt irgends ein Taxi, geschweige denn irgendeine Menschenseele. Enttäuscht und verzweifelt senke ich den Kopf und verschnaufe weiter. Als ich ein Motorgeräusch höre, blicke ich sofort auf. Ein Bus! Gerettet... Fast. Denn ich bin zu schwach um wieder aufzustehen. Kräftige Hände umfassen michvon hinten, richten mich auf und bringen mich stützend in den Bus. Wir setzen uns. "Nam Joonssi!", stelle ich überrascht fest. Er lächelt, schaut aber kurz darauf wieder besorgt drein: "Gwaenchanh-a? [Bist du in Ordnung?]" Ich nicke. Er legt seinen Arm um mich, um mich aufzuwärmen. Es ist Herbst und ich habe nur einen Rock und ein dünnes Hemd an. Als ich zu ihm aufschaue und ihn mustere, fällt mir auf, dass er keinerlei Verletzungen hat, nicht einmal eine Schramme. Wie hat er das gemacht? Ich habe ganz klar den Kampf "gehört" als ich weggelaufen bin. Aber dieser Gedanke verschwindet, desto mehr ich ihn anstarre. Eins steht fest: Er sieht zu gut aus, um ein Mensch zu sein. Ich lehne meinen Kopf an ihn. Mein Lebensretter.

RM - Who Came From The StarsWhere stories live. Discover now