32.Kapitel

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Emily

Mit schmerzender Kopfhaut, aufgeschrammtem Gesicht und schmerzenden Knien saß ich stumm auf dem Rand der Badewanne und ertrug die nächste Erniedrigung innerhalb er letzten Tage.

Genauso verschwiegen wie ich versorgte Jake mich, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt und schmerzhaft musste ich feststellen, dass ich das vermisst hatte, dass er sich immer noch auskannte, so wie ich mich bei ihm auskannte und mich auch ohne Worte verstand.

Mit mulmigem Gefühl sah ich zu Mike und Sam, die sich unangenehm berührt auf dem Boden niedergelassen hatten und nervös versuchten mich nicht anzustarren, obwohl sie es wahrscheinlich gerne getan hätten.

Genau das hatte ich immer vermieden, deshalb blieb meine Mum bei öffentlichen Veranstaltungen, wenn es nach mir ging stets zu Hause und deshalb wollte ich nie irgendwen näher an mich heran lassen. Ich wollte nicht, dass sie von meiner durchgeknallten Mum erfuhren, sich vielleicht sogar Gedanken darüber machten, ob ich nicht genauso durchgeknallt war und all sowas.

Jetzt war es passiert und verdammt ich fühlte mich so hilflos.

"Hör auf dir Sorgen zu machen...Sie haben selber Erfahrungen mit durchgeknallten Eltern, sie werden dich nicht stehen lassen" murmelte Jake zu meiner Überraschung und ich erwiderte den Blick mit dem er mich ansah überrascht.

Zum ersten Mal seit langem lag diese Sanftheit in seinen Augen, die ich so geliebt hatte, die mich getröstet hatte und in die ich mich mehr als in alles andere verliebt hatte. Da war er also...der Teil Jake, den ich nicht mehr zu Gesicht bekam- der wirkliche Jake.

Viel zu schnell war dieser Moment vorbeigezogen und Jake fertig damit meine verschrammten Knie zu säubern. Noch sanfter als zuvor widmete er sich meinem Gesicht und strich mir immer wieder Mal beruhigend übers Knie, wenn ich vor Schmerz die Luft einsog...Dieses Mal hatte sie mich ganz schön erwischt.

Für einen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken Dad anzurufen, doch was hätte es mir schon groß gebracht außer einem schlechten Gewissen...Außerdem war ich ja nicht allein, Jake war hier.

Jake war hier! Das war der Satz, der sich immer wieder beruhigend in meinem Kopf abspielte und mich dazu brachte mich zu entspannen.

Ich war nicht allein, ich war nicht einsam und zumindest für den Moment auch nicht ohne meinen besten Freund...

"Hört auf sie so verstohlen anzuschauen, und mich auch, das ist nicht unbedingt angenehm" knurrte er und ich glaube einen Hauch von Beschützerinstinkt in seiner Stimme zu hören, doch vielleicht erträumte ich mir das auch nur.

"Tut dein Kopf sehr weh?" Fürsorglich fuhr er durch meine strubbeligen Haare und ich zuckte zusammen.

Mein ganzer Kopf schmerzte, die Kopfhaut allem voran und jede noch so sanfte Berührung brannte höllisch musste ich feststellen und auch ohne, dass ich Jake das mitteilen musste griff er zu dem Minzöl, das auf der Ablage an der Badewanne lag und begann routiniert meine Kopfhaut zu massieren.

Auch wenn die Blicke der anderen Beiden und die Situation allgemein so sonderbar und unangenhem war, so war diese fürsorgliche Geste etwas, dass ich trotz allem genoss. Früher hatte Jake sowas oft getan, wenn ich Migräne hatte oder mal wieder einen Haargummi zu fest gezurrt hatte,  sodass meine Kopfhaut unangenehm brannte.

Nachdem er allerdings mit Maja zusammenkam wurden solche irgendwie auch intimen Gesten weniger und als dann die Trennung kam, war es sowieso endgültig aus gewesen.

Außer Jake hatte sich nie jemand so um mich gesorgt nicht einmal meine Oma, die mich für ihr Leben gern verwöhnte, konnte mit ihm mithalten und auch jetzt spürte man diese unglaubliche Vertrautheit, die ich so vermisst hatte und seine Fürsorge deutlicher als alles andere.

Für wenige Augenblicke war meine Mum vergessen und ich summte entspannt, als der Schmerz weniger wurde und erst als Jake aufhörte öffnete ich meine Augen und erwiderte unsicher die Blicke der Beiden Außenstehenden.

Auch wenn ich mich jetzt lieber gegen Jake gelehnt hätte um an seine Brust zu weinen musste ich mich der Lage stellen und außerdem ersparte ich mir so die Möglichkeit der Zurückweisung. Ich wollte nicht wieder von ihm fortgestoßen werden, also nahm ich stattdessen was ich bekam und erwartete trotzdem lieber nichts.

"Emily..." setzte Mike an, verlief sich jedoch im Leeren unsicher, ob er das Thema ansprechen sollte.

"Es tut mir Leid Emily...soo Leid" übernahm Sam und legte zu meiner Überraschung vorsichtig ihre dünnen Arme um mich.

"Nein...Hör auf! Sei-...Sie ist nicht immer so" winkte ich ab, als auch noch Mike zu etwas ähnlichem anzusetzen schien und sah zu Boden.

"Sie hat hin und wieder mal einen kleinen Aussetzer, aber das ist halb so schlimm"

Ich konnte ihnen beim Lügen einfach nicht in die Augen sehen, denn dann wäre alles aus mir herausgebrochen und so stand ich stattdessen leicht wackelig auf.

Ich stand auf um weiterzukämpfen, ich war nun Mal ein Steh-auf-Männchen und genauso schnell hatte ich wieder zu einem gekünstelten Lächeln gefunden.

"Lasst uns lieber packen gehen, anstatt hier so unnütz herum zu sitzen und zu tratschen..." versuchte ich das Ganze zu verharmlosen und niemand wagte sich mir zu widersprechen, stattdessen folgten sie mir einfach schweigend in mein Zimmer und sahen sich für einen Augenblick um, während ich tief Luft holte und versuchte nicht durchzudrehen.

"Es sieht schön aus" Bemüht lächelnd sah Sam mich an, doch ich tat ihr Kommentar einfach mit einem Schulterzucken ab.

Es war bloß ein Zimmer, nicht greade riesig, aber groß genug für den Alltag und alle wichtigen Möbel. Ein weißes Gitterbett mit verschnörkeltem Kopfteil bildete das Zentrum des Zimmers daneben waren lediglich ein Schrank, eine Kommode und ein zwei Regale vorzufinden, und natürlich die vielen Fotos, die ich nie von den Wänden genommen hatte.

Auch wenn der Anblick all dieser wunderschönen Momente jeden Tag aufs Neue schmerzten, brachte ich es einfach nicht übers Herz so zu tun als hätte es sie nicht gegeben. Ich wollte all diese Erinnerungen in Ehren halten und nicht einfach verdrängen.

Egal wie richtig es vielleicht gewesen wäre, ich wollte Jake einfach nicht vergessen.

Sehr zu meinem Glück und vermutlich auch zu Jakes wagte sich jedoch keiner der Beiden weiter nachzubohren, weder was die Szene im Badezimmer anging noch was die vielen Bilder betraf, die sich im ganzen Raum verteilten.

Stattdessen machten sie sich mehr oder weniger fröhlich daran meine Bücher in Kisten zu packen, mein Bett abzubauen und mein Zimmer in viel Kleinarbeit schließlich fast ganz zu leeren. Immer gelöster wurde die Stimmung und spätestens als wir uns am Abend auf die Ladefläche von Sams Pick Up setzten um noch etwas zu trinken, bevor ich zur Arbeit musste, war ich froh, dass sie da gewesen waren.

Wenn auch ehr unbewusst hatten sie mich aufgeheitert und sogar Jake schaffte es keinen einzigen dämlichen Spruch über die Lippen zu bringen, weil er vermutlich ähnlich wie ich versunken in seinen Gedanken an das Geschehene war.

Er hatte sich um mich gekümmert, er hatte mich nicht allein gelassen, sondern war wie in alten Tagen für mich dagewesen, hatte mich aufgefangen und glücklicher gemacht und das brachte mein Herz so stark zum pochen, dass es mir Angst machte...

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Liebt ihr Jake greade auch so?


Dieser Kerl hat mein Herz einfach im Sturm erobert ^^

ALG Nickii^^

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