Kapitel 12

168 7 3
                                    

"Hil...", ruft wieder die selbe weibliche Stimme wie eben, in der sehr viel Angst mitschwingt, wird aber dann durch irgendetwas unterbrochen. Jared und ich werfen uns einen kurzen Blick zu und rennen dann in die Richtung aus der die Schreie kommen. Ich spüre förmlich wie das Adrenalin durch meine Venen rauscht. Zunächst erscheint eine kleine Mauer vor uns. Doch als ich die Situation, die sich vor uns nun abspielt, erkenne bleibe ich abrupt stehen.

Ein Mädchen, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger als ich, wird von einem Typen, den ich nicht erkennen kann, da er mit dem Rücken zu uns steht, an die Wand gedrängt. Der Typ begrapscht das Mädchen an allen möglichen Stellen. Allerdings ist mir nicht entgangen, dass der Kerl ein Messer locker in der linken Hand hält. Mit drei großen Schritten stehe ich neben Jared.

"Lass das Mädchen in Ruhe", zischt Jared bedrohlich. So kenne ich ihn gar nicht. Das Wimmern des Mädchens erlischt und der Kerl dreht sich zu uns. Jedoch drückt er das Mädchen noch immer grob gegen die Mauer. Er hat schwarzes Haar und gefährlich funkelnde grüne Augen. Ich schätze ihn auf 20.

"Du hast mir gar nichts zu sagen", zischt der Kerl und macht einen Schritt auf uns zu, sodass es noch ungefähr 3 Meter zwischen uns sind. Da er nun endlich von dem Mädchen abgelassen hat, gleitet diese an der Mauer hinunter und vergräbt das Gesicht in ihren Händen. Nun fliegt der Blick dieses widerlichen Kerls zu mir. Ein dreckiges Grinsen zeichnet sich auf seinen Lippen ab.

"Babe wir könnten da weiter machen, wo ich gerade gestört wurde. Was meinst du", fragt er mich noch immer mit diesem Grinsen. Noch bevor ich zu einer Antwort ansetzen kann, werde ich hinter Jared geschoben, wofür ich ihm echt dankbar bin.

"Ahh ich verstehe. Na wie oft hattest du sie schon im Bett", provoziert der schwarzhaarige Kerl weiter.

"Verpiss dich", knurrt Jared. Er ist kurz davor auf diesen Kerl loszugehen, was allerdings nicht so schlau wäre da der Kerl noch immer ein Messer in der Hand hat und Jared ihm somit unterlegen ist.

"Dieses Mal hattest du Glück. Aber denkt ja nicht, dass das alles war Maddi", spricht er nun mit einer bedrohlichen Stimme zu dem Mädchen, dass noch immer zusammengekauert an der Mauer lehnt. Moment mal, die beiden kennen sich?! Der schwarzhaarige Typ zerrt sich seine Kapuze ins Gesicht und verschwindet mit schnellen Schritten. Ich mache ein paar Schritte auf das Mädchen zu und gehe schließlich vor ihr in die Hocke.

"Ich bin Dakota. Du brauchst keine Angst zu haben, er ist weg. Alles okay"? Kaum hat diese Frage meinen Mund verlassen, bereue ich es. Wie kann nach so einem Vorfall auch alles okay sein? Sie schüttelt lediglich den Kopf.

"Maddi. Ist das dein richtiger Name", frage ich weiter.

"Maddison", krächzt sie.

"Okay Maddison. Du solltest wirklich zur Polizei gehen. So etwas kann...", sie schneidet mir das Wort ab. "Nein", erwidert sie scharf und funkelt mich wütend an. Was ist denn nun wieder los?

"Hey komm mal runter. Wir wollen dir bloß helfen", zischt Jared hinter mir. Wie soll sie denn bitteschön runterkommen wenn sie gerade fast vergewaltigt wurde?!

"E-es tut mir l-leid. Es ist nur... i-ich kann nicht zur Polizei", stottert das Mädchen nun, dank Jared, komplett verängstigt.

"Und wieso nicht", frage ich mitfühlend.

"Das war mein Stiefbruder James. Mein Stiefvater hat eine höhere Position bei der Polizei. Keiner würde mir glauben, geschweige dem.. e-etwas tun", erklärt sie und nun laufen einzelne Tränen ihre Wangen hinunter. Augenblicklich schließe ich sie in die Arme.

"Können wir dir irgendwie helfen"?

"Nein, ich wohne bereits im Heim. Meine Mutter ist nur interessiert am Geld meines Stiefvaters und hat sich nie wirklich um mich gekümmert", erklärt Maddison als ich mich wieder von ihr löse. Und ich dachte, mein Schicksal wäre schlimm.

Unter freiem HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt