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Da stand ich nun vor meinem neuen Zuhause. Der Wind wehte mir die Haare leicht ins Gesicht, während ich die Fassade des Hauses musterte. Ich hatte es vorher noch nicht gesehen, nur mein Vater, als er den Mietvertrag unterschrieben hatte. Prinzipiell sah es aus, wie jedes andere Haus auch. Für mich hatte es aber eine besondere Bedeutung, da es einen Neuanfang symbolisierte. Alles zurücklassen, was ich hatte, das ist alles, was für mich zählte.

"Hilf mir mal.", bat mich mein Vater, als er gerade die Umzugskartons gestapelt ins Haus trug.

Ich ging zum Auto, um die restlichen Kartons mühsam durch die Eingangstür zu schleppen. Die Räume waren ziemlich modern gestaltet, mit einer offenen Küche, die im Schwarz/Weiss Stil gehalten war. Mein eigenes Zimmer befand sich im ersten Stock und fiel direkt durch die großen Fenster auf. Die Decke war hölzern, was dem Raum einen angenehm leichten Hüttencharme verlieh. Den restlichen Tag über half ich meinem Vater dabei die Sachen auszupacken.
Am Abend weihten wir auch schon gemeinsam die Küche ein.

"Freust du dich auf morgen?", fragte er zuversichtlich, während wir abends am Tisch saßen, um zu essen.

"Ich denke schon. Ich bin auf die Menschen dort gespannt.", erklärte ich.

Sein Gesichtsausdruck sollte mir vermitteln, dass es schon nicht so schlimm werden würde und ich hatte das Gefühl er freue sich mehr auf die neue Schule als ich selbst. Mein Vater hatte hier ein Stellenangebot als Mechaniker bekommen, weswegen wir hierhin gezogen sind. Wobei die ursprünglichen Wurzeln des Umzugs in der Beziehung zu meiner Mutter lagen. Sowohl auf ihn als auch auf mich bezogen. Meine Eltern hatten sich vor wenigen Monaten getrennt, weil meine Mutter ihn betrogen hatte und da nie ein gutes Verhältnis zwischen uns bestand, fiel mir die Entscheidung bei ihm zu bleiben nicht sonderlich schwer.

Eine Woche später am Montagmorgen wachte ich bereits vor dem Klingeln meines Weckers auf. Ich blickte zur Uhr, die 5 Uhr anzeigte. Zweiundhalb Stunden später hätte ich erst zur Schule gehen müssen, allerdings war ich schon jetzt zu angespannt, als dass ich hätte weiterschlafen können. Draußen war es noch stockdunkel, deshalb knipste ich die Tischlampe an und vertrieb mir die Zeit mit einem Buch, um die Anspannung zu beseitigen. Pünktlich um 7 Uhr klingelte mein Wecker, weswegen ich sofort losstürmte, damit ich mir meine dunkelblaue Lieblingsjeans und ein hellgraues Shirt anziehen konnte. Stylisch betrachtet, mussten mich meine Mitschüler jetzt schon verurteilen.
Über mein Handy lies ich mir den Weg zum Schulgebäude zeigen. Es war dank dem großen Schild mit der Aufschrift Beacon Hills Highschool kaum zu übersehen. Ich atmete tief durch, dann begann der Versuch mich durch die Menschemenge durchzuschlängeln. Das Innere der Schule entsprach dem Standard von amerikanischen Schulen. Dutzende Spinte, breite Gänge und viele Türen. Einige der Schüler, die an mir vorbei gingen, schienen mich ganz genau zu mustern, anderen fiel ich gar nicht auf. Letzteres war mir am liebsten. Um mir ewiges Suchen nach dem Sekretariat zu ersparen, pickte ich mir jemanden heraus, den ich am ehesten fragen würde. Meine Wahl fiel auf ein Mädchen, die gerade ihren Spint einräumte.

"Entschuldige, könntest du mir sagen, wo ich das Sekretariat finde?", fragte ich als ich an ihre Schulter tippte.

Als sie sich umdrehte, entgegnete sie mir mit einem Lächeln: "Einfach die Treppe dahinten hochgehen, dann direkt die erste Tür links."

Die Sekretärin übergab mir meinen Stundenplan und den Schlüssel für meinen Spint. Zuerst warf ich einen Blick auf meinen Stundenplan. Erste Stunde, Mathe. Toll. Als ich den richtigen Raum gefunden hatte, atmete ich tief ein und öffnete die Tür. Die Tische waren einzeln auf gesamter Fläche verteilt und vor mir der stand der Pult des Lehrers. Dieser lehnte sich gerade an der Tafel an.

"Mrs. Collister...", begann der Lehrer, "schön Sie bei uns zu haben, setzen Sie sich. Ich heiße Mr. Withmore."

Mein Blick wanderte über die Klasse, dann entdeckte ich einen freien Stuhl. Nachdem ich meinen Platz eingenommen hatte, legte er auch schon mit den üblichen langweiligen Matheformeln und Gleichungen los. Da dieses Fach sowieso nicht mein Interesse weckte, checkte ich solange die anderen aus der Klasse ab. Dabei fiel mir ein Junge auf, der besonders zurückgezogen wirkte. Und er saß genau neben mir.

"Mr. Lahey.", begann Mr. Whitmore.

"Ja?", der Junge neben mir riss seinen Kopf schlagartig nach oben und sah zum Lehrer.

"Lösen Sie die Gleichung. Kommen Sie nach vorne."

Er tat dies und hatte sichtliche Schwierigkeiten bei der ihm gestellten Aufgabe. Als Mr. Whitmore langsam aber sicher ungeduldig wurde, hob ich ohne zu zögern meine Hand.

"Mrs. Collister", rief er mich auf und grinste.

Während ich dem Typen bei der Lösung half, bildete ich mir ein, er würde mich aus dem Augenwinkel heraus genau beobachten. Da ich selbst Schwierigkeiten in Mathe hatte, konnte ich mich entspannen, als Mr. Whitmore mir bestätigte, dass die Lösung richtig war. Wir ließen uns wieder auf unseren Plätzen nieder und der Unterricht fuhr fort.
In der Pause suchte ich meinen Spint auf und räumte meine erhaltenen Bücher hinein. Aufeinmal erhaschte ich aus dem Blickwinkel jemanden neben mir und drehte mich raschartig zur Seite.

"Hey", begrüßte mich das Mädchen, das mir zuvor am Vormittag den Weg erklärt hatte, "ich schätze wir werden uns unter diesen Umständen öfters sehen, ich bin Allison." Sie deutete auf ihren Spint, der direkt neben meinem zu sein schien.

"Freut mich, ich heiße Mira."

"Du bist neu hier, hm?", fragte sie während sie ihren Spint aufsperrte.

"Kann man so sagen, ich bin vor einer Woche erst hierher gezogen."

"Ohh so ist das. Gefällt dir die Schule?"

"Es ist ein großer Unterschied im Vergleich zu meiner alten, aber nicht unbedingt schlecht."

Sie fängt an zu grinsen. "Glaub mir, hier wird es nicht langweilig."

"Allison!", rief ein Junge, der auf uns zu rannte. Er sah etwas gehetzt aus und ich fragte mich ob das schulische oder private Gründe hatte.

"Scott, ist alles ok?", entgegnete sie ihm, während sie ihn eindringlich musterte.

"Ich muss mit dir reden. Es ist dringend!"

"Okay ich komme. Tut mir leid, wir sehen uns.", versicherte sie mir noch, bevor sie kurz darauf mit Scott verschwand.

Ich machte mir ernsthaft Sorgen, ob ich hier eines Tages auch so gestresst durch die Gänge laufen würde, als ob es um Leben oder Tod ginge. Ich brachte den restlichen Unterricht des ersten Tages hinter mich und es machte den Anschein, als würde ich nicht allzu schnell neue Freundschaften schließen. Meine einzige Hoffnung in dieser Hinsicht blieb vorerst nur Allison. Nach der letzten Schulstunde, packte ich meine ganzen Sachen zusammen und war froh endlich nach Hause gehen zu können. Als ich bei unserem Haus ankam, war mein Vater noch auf der Arbeit. Meine Wissensdrang, wie sein erster Tag wohl verlief, wuchs stetig und um mir die Zeit bis dahin zu vertreiben, widmete ich mich dem letzten Dekorationsschliff in meinem Zimmer. Ich verteilte eine Lichterkette an der Wand bei meinem Bett, um den Wohlfühlfaktor abends zu erhöhen. Das Befestigen fiel an einigen Stellen etwas schwieriger, da ich es auch trotz meiner fehlenden künstlerischen Ader so schön wie möglich gestalten wollte. Als der Abend anbrach, entschloss ich mich bis zur Ankunft meines Vaters ein wenig die Nachbarschaft zu erkunden. Nach wenigen Schritten hörte ich auffällige Geräusche aus dem Nachbarhaus. Meine Neugier befahl mir nachzusehen anstatt mich zu verkriechen, weswegen ich mich dem Haus langsam näherte. Je näher ich kam, umso deutlicher konnte ich die Geräusche zuordnen. Es klang, als würde jemand Glas zerschmettern. Mein Herz klopfte immer schneller und ich zögerte, ob ich weitergehen sollte. Allerdings wollte ich herausfinden, was da drin gerade passierte und vor allem wer dort überhaupt wohnte. Mittlerweile hörte man sogar, wie auch andere Gegenstände umgeworfen wurden. In mir stieg Panik auf und wenige Schritte vor der Tür, konnte ich dank dem Innerhaus brennenden Lichts das am Haus befestigte Schild mit der Aufschrift Lahey lesen.

Full Moon Secrets (Teen Wolf FF/Isaac Lahey)Where stories live. Discover now