Erklärungen

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Für den nächsten Tag nahm Harry sich vor, mit Draco zu reden. Doch er begegnete dem Slytherin Schüler nirgendwo.
„Kommt es mir nur so vor, oder geht Draco mir aus dem Weg?", grummelte Harry, als er mit Ron und Hermine durch die Flure lief.
Ron zuckte mit den Schultern. „Warum die Eile?"
Harry seufzte. „Ich hab Draco versprochen bei ihren Spiel gegen Ravenclaw zuzuschauen. Und ich will diese Sache noch davor mit ihm klären."
„Da sieht es aber im Moment schlecht für dich aus. Das Spiel beginnt in einer halben Stunde", sagte Hermine.
„Vielleicht sind die Spieler schon da?", überlegte Ron.
„Ja, vielleicht. Ich werde schonmal hingehen", sagte Harry.
„Ok, wir kommen nach. Wir wollen das Spiel nämlich auch nicht verpassen", erklärte Hermine.
Harry lief zum Quidditch Stadium und Rons Vermutung wurde bestätigt. Die Slytherinspieler liefen gerade in den Umkleideraum. Harry rannte hinterher.
„Was machst du hier?", fragte Nick verwirrt, als Harry in die Umkleide stürmte. „Ich muss... Mit Draco reden."
Nick betrachtete ihn misstrauisch. „Hat das nicht Zeit bis nach dem Spiel?"
Harry schüttelte entschlossen den Kopf. Da stand Draco auf. Er hatte ganz hinten auf einer Bank gesessen und kam jetzt auf Harry zu.
„Nick, ich regel das kurz mit ihm."
Nick schien immer noch misstrauisch, nickte aber. Harry und Draco gingen zusammen auf die Wiese vor dem Quidditchstadium, so weit entfernt, dass die anderen Slytherins sie nicht hören konnten. Ein paar Sekunden lang rang Harry noch um Worte, aber dann sagte er:„Draco, es tut mir so leid."
Draco wusste nicht was er sagen sollte und zuckte mit den Schultern.
„Lorena hat uns erzählt, dass du es nicht warst und ich glaube ihr", versuchte Harry es zu erklären.
„Mir hast du nicht geglaubt", murmelte Draco.
„Ja, aber... Was hätte ich denn machen sollen? Ich meine, du wusstest als einziger davon- außer natürlich Ron und Hermine. Aber wie gesagt, die waren den ganzen Morgen bei mir. Und du warst ja auch noch, also, wegen dem, was am Tag davor passiert ist..."
„Wenn das hier ein Versuch ist, mich für das anstehende Quidditchmatch zu motivieren, hast du dein Ziel zu 100% nicht erreicht. Und wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss zu meiner Mannschaft."
Draco wollte schon gehen, aber Harry hielt ihn zurück.
„Nein, du bleibst hier! Hör auf, abzuhauen, sobald es schwierig wird!"
Draco runzelte die Stirn.
„Es geht nicht darum abzuhauen. Dieses Gespräch hat doch keinen Sinn. Du weißt genau so wie ich, dass wir keine Freunde mehr sein können."
„Sagt wer?"
Einen Moment funkelten sie sich nur wütend an.
Dann versuchte Harry, die Stimmung zu beruhigen indem er sagte: „Du musst echt fertig gewesen sein nach... Na ja, du weißt schon. Aber glaub mir, als ich dachte, du hättest das an die Tafel geschrieben... Da ging es mir ähnlich."
„Warum hast du mir nicht geglaubt, aber Lorena?"
„Ich weiß nicht. Es hat alles zusammen gepasst. Glaub mir, ich konnte mir nie erklären, wieso du das auf einmal getan haben solltest. Deswegen war ich so enttäuscht. Aber als ich erfahren hab, dass Lorena in dich verliebt ist und das aus Rache gemacht hat -"
„Das war Lorena?!"
„Äh... Wusstest du das nicht?"
„Nein!"
„Oh verdammt, diese falsche Schlange!"
„Sei nicht sauer auf sie, das hat sie nicht verdient."
Harry schluckte und erinnerte sich daran, wie Lorena ihn gebeten hatte, mit Draco zu reden. Dann nickte er.
„Aber an der Tafel stand es ja trotzdem", bemerkte Draco, „Und das ist meine Schuld. Ich hätte eigentlich wissen sollen, dass es Lorena war. Es ist mir mal... Rausgerutscht. Nur bei ihr, sonst habe ich wirklich keinem..."
„Ist schon ok. Ich bin nicht sauer deswegen."
„Nicht?"
Harry schüttelte den Kopf. „Es ist gar nicht so schlimm, dass es jetzt alle wissen. Nur, dass ich dachte, dass du es warst... Das war schlimm."
Draco lächelte. „Tut mir trotzdem leid"
„Ist schon in Ordnung."
Harry und Draco lächelten sich an und Harry fühlte sich 5 Kilo leichter, jetzt wo er und Draco sich wieder zu verstehen schienen. Doch ein wichtiger Teil lag noch vor ihm.
„Draco, wir haben eine Woche nicht miteinander geredet. Und das fand ich schrecklich."
„Ich fand es auch schrecklich. Aber es war ja klar, dass es so kommt. Wir können doch nicht befreundet bleiben, wenn du weißt, dass ich Gefühle für dich habe."
Harry schabte mit dem Schuh in der Wiese.
„Vielleicht ja doch", sagte er leise.
Draco wollte widersprechen, aber Harry war schneller.
„Weißt du, als wir zusammen Quidditch gespielt haben und uns zusammen um Drarry gekümmert haben. Das war anders, als wenn ich es mit Ron oder Hermine gemacht hätte. Ich kann nicht sagen, ob besser oder schlechter, aber ich bin froh, dass wir uns näher gekommen sind. Und als es so plötzlich beendet schien- ich weiß nicht, aber es war, als ob auf einmal ein Teil meines Lebens fehlte."
Harry spürte, wie er rot wurde, seine Rede klang so unglaublich kitschig- aber sie war wahr.
„Danke Harry. Wenn wir zusammen waren, musste ich nicht daran denken... Also... Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll."
Draco druckste rum und sagte schließlich: „Ich konnte ich selbst sein."
Harry schloss kurz die Augen und als er sie wieder aufmachte, hatte Draco einen Schritt auf ihn zugemacht. Sie standen nur zwanzig Zentimeter voneinander entfernt und Harry konnte genau in Dracos Gesicht sehen. Er betrachtete es und sein Blick wanderte über die platinblonden Haare, die glatte Stirn, die dunklen, markanten Augenbrauen, die grauen Augen, die leicht geröteten Wangen, die vollen Lippen und das kantige Kinn. „Ich würde gerne die letzte Woche vergessen", flüsterte Draco.
„Ich will sie nicht vergessen", antwortete Harry, „sie hat mir gezeigt, wie viel du mir bedeutest."
Er musste nur flüstern, weil sie so nahe beieinander standen, dass sie sogar die Atemzüge des anderen hören konnten.
„Das einzige, was wir bitte vergessen müssen, ist meine Reaktion auf dein... Wie sagt man, Geständnis?"
Beide lachten leise, dann wurde Draco ernst. „Ich liebe dich, Harry", sagte er. „Letztes mal konnte ich dir das nicht so schön sagen und du hast es verdient, es auf ernsthafte Weise gesagt zu bekommen."
„Ich liebe dich auch, Draco. Du machst mich glücklich. Ich sage das nicht, um dich aufzumuntern, sondern weil es stimmt. Ich habe es nur nicht rechtzeitig gemerkt."
Harrys Herz klopfte schneller, als sich der Abstand zwischen ihren Gesichtern verringerte. Langsam hob Harry seine Hand und schloss die Augen-
„Draco, kommst du mal, die ganze Mannschaft wartet auf dich!", rief jemand. Draco und Harry zuckten zusammen und starrten in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. Es war Nick. Er stand 50 Meter von ihnen entfernt vor der Umkleidekabine und musterte Draco ungeduldig. „Äh, ja, ich komme", rief Draco und drehte sich noch kurz zu Harry.
„Bis nachher!"
„Viel Glück", wünschte Harry ihm und sah Draco hinterher, als dieser zur Umkleidekabine lief.

DrarryWhere stories live. Discover now