Drarry

Noch mehr Quidditch

Draco stand auf dem Quidditchfeld und wartete nervös auf Harry. Es war schon 16:30 und Harry war noch nicht da... Was, wenn Harry nicht kam...?? Er hatte nicht auf den Brief geantwortet, vielleicht hatte er ihn einfach weggeworfen. Was, wenn Harry Dracos Brief peinlich fand? Und eigentlich gar nichts mit ihm zu tun haben wollte?
„Warum machst du dich so verrückt?", schimpfte Draco mit sich selber. Ja, warum war ihm das hier eigentlich so wichtig? Er wusste es nicht. Nur, dass es so war. Erneut warf Draco einen nervösen Blick auf die Uhr. Harry war schon eine Minute zu spät...
„Hey!" Draco wäre fast auf den Boden gefallen vor Schreck, als direkt hinter ihm eine Stimme ertönte. Er drehte sich blitzschnell um, die Hand am Zauberstab, aber hinter ihm war natürlich nur Harry. Wie peinlich, dachte Draco und wurde rot. Harry schwebte 20 Zentimeter über dem Boden und saß auf seinem Feuerblitz.
„Tschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken!", rief er und lachte. Draco lächelte vorsichtig. „Ich hab gar nicht bemerkt, dass du gekommen bist", murmelte er.
„Ich war schon die ganze Zeit hier und hab dich von oben beobachtet."
„Warum?", fragte Draco erstaunt und ärgerte sich gleichzeitig über sich selbst. Hätte er einmal nach oben geguckt, hätte er sich die Aufregung gespart!
„Ähm... Ich hab mich warmgeflogen. Und außerdem... War ich ein bisschen misstrauisch, ob du wirklich nur trainieren willst, weißt du?"
Draco guckte auf den Boden. Das konnte er Potter nicht verübeln und doch hätte er sich auf einmal gewünscht, dass Harry die alten Streitereien einfach vergessen würde.
Draco sagte nichts und die Stimmung wurde unangenehm. Schließlich unterbrach Harry die Stille.
„Aber na ja, wir wollten ja einen Neuanfang. Also... Von mir aus können wir mit dem Training anfangen."
Draco nickte, schnappte seinen Besen und drückte sich in die Luft.
„Okay, pass auf, zuerst ziehst du deinen Arm nach hinten..."
Harry machte die Bewegung vor und Draco versuchte es so gut es ging nachzumachen und drehte seinen Arm nach hinten.
„Du musst deinen Arm durchstrecken. Und den Oberkörper mehr nach vorne legen. Nein, jetzt ist es zu weit. Ja, gut. Jetzt nur noch die Hand... Nein, warte mal."
Frustriert ließ Draco seinen Arm sinken. Es gefiel ihm gar nicht, wie Harry sich als Lehrer aufspielte. Er kam sich dabei dumm vor. Doch auf einmal war Harry an seiner Seite und griff nach Dracos Arm. Sanft zog er ihn nach hinten und drückte Dracos Rücken mit der anderen Hand vorsichtig nach unten.
„So ist es perfekt. Öffne deine Hand ein wenig..."
Harrys Hände umschlossen Dracos Hand und korrigierten seine Haltung. Draco wurde schwach und wehrte sich nicht gegen die Berührungen. Es war angenehm.
„Perfekt. Der nächste Schritt ist, die Hand in einer schnellen Bewegung nach vorne zu werfen. Dabei lehnst du dich nach rechts und wendest den Trick mit der Schulter an, also zieh sie so hoch wie möglich."
Draco brauchte viele Versuche und Harry musste Dracos Haltung ein paar mal verbessern, bis Harry zufrieden war.
„Willst du es mal mit dem Schnatz versuchen?", fragte Harry.
„Gerne", antwortete Draco, der zwar schweißgebadet aber inzwischen umso motivierter war. Es machte tatsächlich Spaß, mit Harry zu trainieren.
Harry warf einen Blick in Richtung Schule.
„Oh nein, ich hab komplett die Zeit vergessen! Wir sind schon seit einer Stunde hier! Wir müssen zurück!"
Schnell landeten sie wieder, machten sich nicht die Mühe, sich umzuziehen (obwohl sich Draco insgeheim gern mit Harry umgezogen hätte) und rannten zurück zum Schloss.
„Wir können uns ja morgen nochmal treffen!", bot Harry an.
„Okay. Bis dann!"
Und Draco sah Harry noch hinterher, als sich ihre Wege trennten.
Zum Ersten mal fiel ihm auf, dass Potter einen geilen Arsch hatte. Und noch mehr war ihm heute zum ersten mal aufgefallen: Potters attraktive Stimme, vorallem wenn er leise sprach und seine wahnsinnig schönen Grünen Augen, die immer leuchteten, wenn er lachte und seine verstrubbelten, dunklen Haare, die ihm ins Gesicht hingen und nach frischer Bettwäsche rochen. Draco war gut gelaunt, bis Harry um die Ecke verschwand. In diesem Moment war er wieder allein und wusste, dass Harry nie so über ihn denken würde wie er über ihn. Auch nicht, wenn er die ganze Zeit von diesem "Neuanfang" redete, könnte er ja wohl kaum vergessen, was Draco ihm alles angetan hatte, oder?

Am nächsten Morgen hatte Harry als erstes Geschichte der Zauberei. Es war wie immer todlangweilig und Harrys Gedanken schweiften ab. Seit gestern hatte er nicht mehr viel geredet, auch nicht mit Hermine und Ron. Stattdessen war er nachdenklich und ruhig. All seine Gedanken waren nur bei einem Slytherin: Draco. Harry verstand sich selber nicht. Noch vor einer Woche war Draco sein größter Erzfeind gewesen, aber jetzt fing Harry an, zu bezweifeln, dass Draco nur ein Bösewicht war. Eigentlich war Draco sogar ganz nett.

Am Nachmittag traf er sich wieder mit Draco. Harry hatte einen Schnatz mitgebracht und Draco versuchte ihn mit der neugelernten Technik zu fangen. Harry musste zugeben, dass Draco sich ziemlich gut machte.
„Wie wärs, wenn wir mal eine Runde gegeneinander spielen?", fragte Harry, nachdem er an Dracos Techniken nichts mehr auszusetzen hatte. Er ließ den Schnatz los und er und Draco nahmen die Verfolgung auf. Sie rempelten einander spielerisch an und mussten lachen. Dann fiel Draco durch einige wilde Zickzack Bewegung zurück, Harry lächelte und streckte den Arm aus um nach dem Schnatz zu greifen, als Draco auf einmal an ihm vorbei schoss und den Schnatz mithilfe des Schultertricks als erstes fing.
Triumphierend lächelnd drehte Draco sich zu Harry um. Der warf ihm nur einen bewundernden Blick zu. „Das war echt gut", sagte er.
„Danke"
Die beiden flogen zurück in Richtung Boden, als jemand Harrys Namen rief; es war Hermine, die auf der Zuschauertribüne saß und ihm zuwinkte.
„Ich geh mal zu ihr...", murmelte Harry und Draco nickte und ging schon mal in den Umkleideraum.
Harry flog zu Hermine und landete gekonnt auf dem Sitz neben ihr.
„Angeber!", meinte Hermine lachend.
„Sagt die, die jeden Tag drei ganze Bücher auswendig lernt", neckte Harry zurück.
Hermine gab ihm einen Knuff.
„Warum machst du das?", fragte sie.
„Was? Nein, Hermine, das war nicht ernst gemeint..."
„Nein, ich meinte nicht das eben. Warum trainierst du mit Malfoy? Das ist ein Nachteil für dich, wenn du ihm deine Taktiken beibringst, weißt du? In deinem Match kann dich das den Sieg kosten!"
„Hermine... Slytherin hat wegen mir verloren... Weil Draco mir helfen wollte. Ich bin ihm das schuldig."
„Du bist ihm überhaupt nichts schuldig! Er hat nur wieder gutgemacht, was er all die Jahre-"
„Das ist vergessen!"
„Ich hab's nicht vergessen. Und ich würde Draco nicht so schnell trauen, wenn ich du wäre."
„Ich vertraue ihm ja auch nicht so ganz, aber... Ich will ihm eine Chance geben. Du hast selber gesagt, ich soll ihm ein bisschen näher kommen."
Hermine nickte langsam. „Du hast recht. Aber bitte sei trotz allem- vorsichtig."
„Ich bin immer vorsichtig", antwortete Harry und zwinkerte ihr zu.