Zweiundzwanzig

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"Also ich möchte es in weiß und anthrazit halten. Eher elegant und schlicht. Auf den Tischen soll nicht zu viel liegen. Ich stell mir einfache silberne Kerzenhalter mit weißen Kerzen darauf vor und weiße Rosen in ebenfalls silbernen Vasen, welche auf einem dunkelgrauen Läufer platziert sind", erklärte Mel der Frau, die für die Dekoration zuständig war.
Kelsey, Lorena und ich saßen daneben am Küchentisch und gaben Mel ein paar Ideen. Die Frau hieß Charlotte, so wie ich es mitbekommen hatte und sie sah unglaublich schön aus, was mich ehrlich gesagt froh darüber machte, dass Caleb nicht hier war. Bei dem Gedanken an Caleb musste ich in mich reinlächeln. Nachdem wir gestern Schlittschuhlaufen waren, hatte er meine Hand die komplette Autofahrt (außer beim Schalten der Gänge) lang in seiner gehalten. Als wir zurück im Anwesen waren und mit den anderen gegessen hatten, hatte er sich die ganze Zeit bemüht mir alles Mögliche auf den Teller zu tun und mir jedes Mal mein Trinken nachzuschenken.
Am Abend als ich in dem Gästezimmer, in welchem vorher Scott war, im Bett lag kam er mit einer zweiten Decke vorbei, weil er 'Angst' hatte die eine Decke würde nicht reichen und mir wäre kalt. (Ich hatte mich dazu entschieden in eines der Gästezimmer zu ziehen, da es mir vor den Mädchen irgendwie unangenehm wäre noch bei Caleb zu bleiben, obwohl ja die Zimmer nun frei waren.)
Dann war er einfach bei mir geblieben und wir hatten uns über alles und nichts unterhalten bevor wir gemeinsam eingeschlafen waren.
Wir hatten uns jedoch nicht geküsst, obwohl ich in manchen Momenten dachte es würde passieren. Aber nope, unsere Lippen hatten sich nicht berührt.

So als hätte ich es heraufbeschworen, kamen die Jungs in die Küche. Die Blicke von Jay, Logan und Scott wanderten sofort zu Charlotte während Alecs nur auf Melodie fixiert waren und Xavier einfach zum Kühlschrank lief. Ich wollte nicht zu Caleb sehen. Wenn er sie genauso beäugen würde, dann würde es mich mehr als nur verletzen. Also starrte ich krampfhaft auf meine Hände, die auf meinem Schoß lagen. Charlotte stand neben mir auf und grüßte die Jungs mit einem Händedruck. Ich konnte nicht widerstehen und beobachtete sie dabei. Bei Caleb blieb sie dann länger als bei den anderen stehen und hielt seine Hand unnötig lange in ihrer. Mein Inneres zog sich schmerzhaft zusammen und ich musste auf meine Zunge beißen damit ich keinen unangebrachten Kommentar abgab. Mel blickte mich mit einem besorgten Blick an.
"Charlotte könnten wir bitte weitermachen?", sprach sie plötzlich zickig und ich hatte das Gefühl, dass sie es für mich getan hatte.
"Eh ja, natürlich", antwortete Charlotte fast so als wäre sie aus einer Trance erwacht und schenkte Caleb ein eher zweideutiges Lächeln bevor sie sich hinsetzte.
Calebs Ausdruck war unbeeindruckt. Sein Blick wanderte dann zu mir und er fing an zu lächeln. Der Knoten in meinem Bauch löste sich und Erleichterung nahm ihren Platz ein. Ich lächelte zurück und konzentrierte mich danach wieder auf die Unterhaltung zwischen Mel und Charlotte.

Es hatte länger gedauert als gedacht die ganzen Details zu klären, aber wir waren endlich fertig und ich ging schnell ins Badezimmer, um meine Blase zu erleichtern.
Kaum war ich wieder unten im Flur stand Caleb mit Charlotte vor der Garderobe. Sie strich ihm immer mal wieder über seinen Oberarm. Man konnte deutlich sehen wie sie mit ihm flirtete. Caleb drehte seinen Kopf etwas seitlich und ertappte mich dabei wie ich die beiden beobachtete. Ein Grinsen brach auf seinem Gesicht aus.
"Fresa, kommst du bitte mal kurz?"
Er winkte mich mit seiner Hand zu ihnen. Ohne zu wissen was er von mir wollte, lief ich zu ihm. Aus dem nichts legte er seine Arme von hinten um meine Taille und zog mich zu sich an die Brust.
"Tut mir leid Charlotte, aber ich bin bereits vergeben", gab er höflich von sich mit was ich am wenigsten gerechnet hatte.
Danach gab er mir einen leichten Kuss auf mein Schulterblatt, was einen Schauer über meinen Rücken laufen ließ und eine Gänsehaut auf meinen Armen erzeugte. Holy...
Caleb, der es bemerkte, strich mit seinen Fingern darüber.
Charlottes' Gesicht verzog sich indigniert und ihre Wangen wurden rot.
"Oh uhm...das tut mir wirklich leicht. Hätte ich das gewusst...ach ehm, ich sollte jetzt lieber gehen. Habe noch eine andere Klientin...Tschüss, ehm sagt Melodie, dass ich sie anrufen werde", stammelte sie ehe sie nach draußen eilte.
Irgendwie tat sie mir nun leid...
Obwohl Charlotte bereits weg war, schien Caleb mich noch nicht los lassen zu wollen, denn sein Griff um mich verstärkte sich etwas und er legte sein Kinn an meiner Schulter ab.
Das Gefühl was ich spürte, konnte ich beim besten Willen nicht beschreiben aber eins wusste ich, nämlich, dass ich mich mehr als nur wohl in Calebs Armen fühlte und sie am liebsten immer um mich hätte.
"Du riechst so gut", nuschelte er an meinen Hals.
Sein Atem kitzelte auf meiner Haut und ich zuckte zusammen. Langsam löste ich mich von ihm, obwohl es eigentlich das Letzte war was ich wollte.
Ich drehte mich zu ihm. Das Sonnenlicht schien ihm in sein Gesicht und ließ seine Augen in einem zarten Karamellton erstrahlen.
"Vergeben? Du?", fragte ich herausfordernd, um die Atmosphäre zu lockern.
Er zuckte mit den Schultern und spielte dann Gedankenverloren mit einer Haarsträhne von mir.
"Ich arbeite daran aber das Mädchen stellt sich etwas blöd an", antwortete er grinsend.
"Wirklich?", spielte ich amüsiert mit.
"Ja sie stellt immer nur nervige fragen anstatt leise zu sein und mich zu küssen", gab er mit einem gespielt enttäuschten Kopfschütteln von sich und seufzte auf.
"Tragisch", sprach ich und musste mich zusammenreißen ihm nicht das größte Lächeln zu schenken.
"Aber dir noch viel Glück dabei", fügte ich an ehe ich mich daranmachte wegzulaufen.
"Das Mädchen bist du", rief er mir grinsend hinter her als ich schon bei den Treppen war.
"Schockierend", tat ich einen auf unbeeindruckt, wobei ich innerlich Saltos und Backflips machte.
Er lachte kopfschüttelnd auf bevor er auf mich zu rannte. Ich konnte nicht schnell genug reagieren und schon hatte er mich an der Taille gepackt und trug mich ins Wohnzimmer während ich mich lachend versuchte zu befreien.
Er warf mich auf die Couch und fing an mich durchzukitzeln.
"Hö-ör auf!", quiekte ich zwischen meinem schmerzhaften Gelächter, was ihn noch mehr animierte weiterzumachen.
Er lachte während ich mich versuchte vergeblich zu wehren, was aber mit einem Mal erlosch. Als er aufgehört hatte mich zu kitzeln, konnte ich dann auch sehen woran es lag.
Xavier saß auf der gegenüberliegenden Couch und starrte uns verstört mit vollem Mund an.
...
Cool
...
Gar nicht peinlich...

Arrogance. | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt