Mel hatte nur zwei Stunden geschlafen und hatte trotzdem so viel Energie, um nun ihr siebzehntes Brautkleid anzuprobieren. Und ja ich zählte mit.
Sie steckte in einem pompösen Prinzessinnen-Kleid, welches für meinen Geschmack zu viel Schnick-Schnack hatte. Sie hatte da wohl dieselbe Meinung, denn ihr nächstes Kleid war das komplette Gegenteil davon. Es war im Meerjungfrauen-Schnitt mit einem ausgeschnittenen Rücken. Es war mit Spitze detailliert und die Form passte sich perfekt ihren Kurven an.
Jup, das war es.
Lorena und Kelsey blieb die Spucke weg als sie Mel bewunderten. Sie selbst drehte sich aufgeregt vor dem großen Spiegel.
"Das ist es", kam es entschlossen von ihr als sie stehen blieb und sich selbst musterte. Ein strahlendes Lächeln war auf ihren Lippen, was fast schon ansteckend wirkte und meine Lippen anfingen ihre zu imitieren.

Während Mel die Details mit der Designerin klärte, klingelte mein Handy.
"Ja Caleb?", fragte ich überrascht in den Hörer.
"Seid ihr fertig?", kam die Gegenfrage zurück.
"Ja so gut wie. Was gibt's?", hakte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen nach.
Wir hatten seit gestern nicht mehr geredet, weil er ausgeschlafen hatte und wir schon früh losmussten, wofür ich ehrlich gesagt dankbar war. Ich war nicht bereit dazu gewesen mit ihm im nüchternen Zustand zu reden. Es war kurz leise ehe er weitersprach.
"Ich warte draußen vor dem Laden. Komm raus."
Danach legte er auf. Cool...?
"Ehm Leute? Caleb steht wohl draußen, um mich abzuholen. Ist es okay, wenn ich gehe?", fragte ich Lorena und Kelsey.
Lorena fing an wissend zu Schmunzeln.
"Geh nur Süße, viel Spaß euch beiden", sprach sie dann.
"Aber nicht zu viel Spaß", fügte Kelsey an, wobei sie anzüglich mit ihren Augenbrauen wackelte. Als Antwort darauf, rollte ich gespielt genervt meine Augen und verabschiedete mich von den drein bevor ich raus zu Caleb lief.
Überraschenderweise war er nicht im Auto, sondern stand mit seinen Händen in den Hosentaschen und kickte ein paar Kieselsteine umher.
"Hey", grüßte ich ihn leicht nervös.
Er hob seinen Kopf und für einen Moment machte er nichts anderes als mich anzusehen ehe er mir ein warmes Lächeln schenkte, was mir regelrecht die Luft aus der Brust schlug. Es war nicht irgendein Lächeln aus Höflichkeit, nein es war so ein Lächeln wie Alecs, wenn er Melodie betrachtete.
"Hey", gab er von sich nachdem er sich kurz geräuspert hatte.
"Gehen wir etwas essen?", fragte er dann, weil er merkte, dass ich nichts mehr sagen würde.
Ich nickte nur und wir beide liefen wahllos in irgendeine Richtung.
"Und hat Mel ihr Kleid gefunden?", hakte er nach.
"Ja, Gott sei Dank. Viel Zeit hätte sie eh nicht mehr ein anderes zu finden", antwortete ich erleichtert darüber über Mel und die Hochzeit zu reden. Das war ein sicheres Thema.
"Ich mein drei Monate, um eine Hochzeit zu planen ist nichts. Ich kann eh nicht nachvollziehen weshalb sie es so überstürzen", redete ich weiter.
"Wenn es passt dann passt es einfach. Warum die Hochzeit dann noch hinauszögern?", kam es schulterzuckend von ihm.
Ich war regelrecht schockiert den Satz aus Calebs Mund zu hören.
Ich dachte seine Einstellung wäre mehr in der Richtung, dass Heirat der Ursprung alles Bösen ist.
"Hätte nicht gedacht, dass du so zur Heirat stehst", gab ich zu.
"Ich auch nicht", antwortete er, was mich komplett verwirrte.
"Wie haben sich die beiden eigentlich kennengelernt?", fragte ich, einfach um bei dem Alec und Mel Thema zu bleiben. Ich wollte bloß nicht das unser Gespräch zurück zu mir und meinem betrunkenen Alter-Ego kam.
Caleb schien kurz zu überlegen bevor er antwortete.
"Über Melodies Brüder", sagte er vage.
"Komisch, ich hatte das Gefühl, dass ihr euch nicht mögen würdet aber vielleicht lag ich auch falsch", antwortete ich nachdenklich.
Diesmal schwieg er und sagte nichts dazu.
"Lass gleich hier rein", gab er stattdessen von sich, wobei er in die Richtung eines kleinen Bistros nickte.

Wir begaben uns an einen Tisch und bestellten unser Essen.
Um der Stille danach auszuweichen schwärmte ich über Mels Kleid, was Caleb aus irgendeinem Grund auf die Nerven ging.
"Warum willst du die ganze Zeit über Mel und Alec reden?", beschwerte er sich gereizt.
"Über was willst du sonst reden? Die Finanzwirtschaft?", gab ich sarkastisch von mir.
Er warf mir einen Blick zu den ich leider Gottes zu gut verstand.
Er schrie mit seinen Augen förmlich 'Über uns du Trottel!'.
"Einmal Tomaten Bruschetta und ein Tomaten-Mozzarella Baguette für das schöne Paar", unterbrach der Kellner unser 'Gespräch' mit einem freundlichen Lächeln und stellte unsere Teller vor uns ab.
Wow, das hatte die ganze Atmosphäre noch erdrückender gemacht.
Ich wollte den Keller eigentlich verbessern aber Caleb sah mich mit einem so intensiven Blick an, dass es mir unmöglich schien dies zu tun.
Deshalb bedankte ich mich kurz und wandte dann meinen Blick krampfhaft auf meine Bruschetta.
Mein Appetit war mir vergangen, doch ich zwang mich trotzdem zu essen.
Caleb seufzte frustriert auf, sagte aber erst mal nichts dazu.
Nach einer Weile jedoch sah er mich für eine längere Zeit an.
"Was ist?", hakte ich unbehaglich nach.
"Was hältst du von mir?", fragte er mich plötzlich und ich wäre in dem Moment am liebsten aufgesprungen und bis nach Timbuktu gerannt.
"Was hältst du von mir?", drehte ich den Spieß um.
"Gar nichts. Du bist scheiße", schoss es aus ihm anfangs mit todernster Miene, doch als ich anfing zu lachen, nachdem ich meinen kurzen Schock überwunden hatte, schenkte er mir ein kleines Lächeln.
Und die bedrückende Stimmung war gehoben.

Arrogance. | ✔Where stories live. Discover now