Teil16

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Eine Stunde später war der Kuchen im Ofen und Florians Küche total vollgesaut. Allerdings nicht nur Florians Küche. Nachdem Florian mir ausversehen ein bisschen Mehl auf die Hose geschmiert hatte, musste ich mich natürlich revanchieren. Das Mehl, was er gekauft hatte, war mittlerweile auf, dafür waren wir vollkommen weiß. Wir waren über und über mit Mehl bedeckt, sogar unsere Haare waren weiß. „Oma.", sagte Florian grinsend und ich kicherte. „Opa! Zum Glück sind wir hier bei dir und das ist deine Küche. Du lässt ja wohl kaum deinen Besuch sauber machen, sonst kommt dein Besuch nämlich nicht wieder.", sagte ich und lehnte mich an den Tisch, der ebenfalls mit Mehl übersäht war. Florian zog eine Schnute, machte sich aber trotzdem daran zu schaffen, den Tisch abzuräumen. Ich verdrehte die Augen und half ihm. „Lass das! Ich will nicht riskieren, dass du nicht mehr wiederkommst!", sagte er und gab mir einen Klaps auf die Finger. „Florian! Das war doch nur ein Scherz. Natürlich helfe ich dir." Er lächelte mich schüchtern an und ich verdrehte abermals die Augen. Er räumte den Zucker in einen der oberen Küchenschränke und musste sich dabei strecken, sodass ein Stück von seinem nackten Rücken zum Vorschein kam. Augenblicklich kribbelte es in meinem Bauch und ich bekam das dringende Bedürfnis, ihn zu küssen. Ich beobachtete ihn weiter, wie er die kleinen Päckchen von dem Vanillezucker in den Müll schmiss und ihm dabei Mehl aus seinen Haaren ins Gesicht rieselte. Er strich sich gedankenverloren durch die Haare und beobachtete, wie das Mehl auf den Boden fiel. Ich grinste. Er war so süß, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Wie gerne ich jetzt einmal an seinen von Mehl ganz weißen Bartstoppeln entlangstreichen würde. Seine Lippen waren bestimmt wieder ganz weich. Ich starrte ihn weiter an und sah zu, wie er vorsichtig die letzten Eier aus dem Paket nahm und sie in den Kühlschrank stellte. Ich schüttelte den Kopf und wandte mich dem Tisch zu. Ich sollte wirklich aufhören, ihn immer so anzustarren. Ich warf ihm vorsichtig noch einen Blick zu. Er hatte den leeren Eierkarton in der Hand und überlegte anscheinend gerade, wo er damit hinsollte. Wieder rieselte ihm Mehl ins Gesicht und er runzelte die Stirn, während er sich abermals durch die Haare strich, um das Mehl rauszubekommen. Woran er wohl gerade dachte? Es schien mir, als wäre er vollkommen in Gedanken versunken, während er sich das Mehl nun auch versuchte vom Pullover zu streichen. Er sah auf den Boden, der ganz weiß vom Mehl war und schüttelte leicht den Kopf, ehe er leicht lächelte. Plötzlich hob er den Blick und sah mich an. Ich wurde rot und sah schnell wieder auf den Tisch, um die Schüsseln wegzuräumen. Mitten in der Bewegung hielt ich inne. Warum schämte ich mich, dass er mich erwischt hatte, ihn anzustarren? Er war mein Freund! Ich durfte ihn anstarren! Und ich durfte ihn auch küssen. Ich stellte die Schüssel wieder auf den Tisch und ging zu ihm herüber. Er hob den Blick, als ich bei ihm ankam. „Singst du mir gleich was vor?" Er hob belustigt eine Augenbraue. „Was?" „Bitte. Hallelujah.", bettelte ich und legte meine Arme um seinen Hals. „Wie kommst du da denn drauf?" „Och komm, bitte." Er grinste und legte mir die Arme um meine Taille. „Hast du meinen Namen bei Google gesucht?" „Nein!", rief ich empört und kicherte im nächsten Moment. „Natürlich nicht.", sagte er mit einem Lächeln und streichelte meine Wange. Ich beugte mich zu ihm vor und küsste ihn. Seine Lippen waren tatsächlich total weich, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und etwas mehlig. „Aber erst räumen wir hier auf." Ich nickte und küsste ihn noch einmal, bevor ich mich schnell daran zu schaffen machte, die Küche sauber zu machen. „Singst du mir jetzt was vor?", fragte ich, als das Mehl größtenteils verschwunden war. Er seufzte und nahm meine Hand, um mich in das Zimmer zu ziehen, welches schräg gegenüber der Wohnungstür lag. Das Zimmer war komplett in weiß gehalten und in der Mitte des Raumes stand ein großer Flügel. Wow. An der linken Wand stand ein kleines Sofa mit einem runden Tisch, an der gegenüberliegenden Wand stand ein großer weißer Schreibtisch mit einem Laptop und daneben ein Regal mit vielen Ordnern. Neben dem Sofa lagen außerdem eine Gitarre und ein Saxophon. Nochmal Wow. „Äh, du spielst Klavier, Gitarre und Saxophon?", fragte ich perplex und er zuckte schon beinahe entschuldigend mit den Schultern. Er ging auf den Flügel zu und setzte sich auf den Klavierhocker davor. „Komm her.", sagte er und klopfte auf den Platz neben sich. Ich setzte mich neben ihn und beobachtete, wie seine Finger anfingen, über die Tasten zu schweben. Als er mit tiefer Stimme anfing zu singen, fing es in meinem Bauch an zu kribbeln. Er konnte wunderschön singen. Besonders der Refrain hatte es mir angetan. Es lag so viel Gefühl in seiner Stimme, wie ich es sonst gar nicht von ihm kannte. Als er langsam immer lauter wurde stiegen mir unweigerlich Tränen in die Augen. Wieso hatte er mir noch nie etwas vorgesungen? Seine langen Finger glitten weiter über die Tasten, als er weitersang und in der Tonlage immer höher wurde. Er konnte so schön singen. Und er war mein Freund! Dieser Mann, der mir hier mit so einer wundervollen Stimme etwas vorsang, hatte sich in mich verliebt. Weiß der Geier warum. Ich hatte ihm eigentlich überhaupt nichts zu bieten, während er so viele Talente hatte. Ich sah Florian von der Seite an, ließ meinen Blick über seine geschlossenen Augen und seine Lippen gleiten, die sich zu dem Lied bewegten. Gott, er war so schön. Seine Haare, die immer noch weiß waren und in alle Richtungen abstanden, die Narbe auf seiner Nase, die leichten Bartstoppeln. Und in diesem Moment wurde mir eins bewusst: Ich liebte ihn. Ich war nicht mehr bloß in ihn verliebt, meine Gefühle reichten mittlerweile weit darüber hinaus. Und dieses Lied gab mir den Rest. Erneut liefen mir Tränen die Wangen herunter, während ich Florian weiter zusah. Dem Mann, den ich so sehr liebte. Seitdem wir zusammen waren, liebte ich ihn jeden Tag ein bisschen mehr. Florian hörte auf zu spielen und lächelte mich an. Als er jedoch meine Tränen sah, verwandelte sich sein Lächeln in Besorgnis. „Was ist?" Ich zuckte mit den Schultern. „Warum hast du mir vorher nie was vorgespielt? Du singst so wunderschön." Er grinste schief und gab mir einen Kuss auf die Schläfe. „Wirklich, ich habe noch nie jemanden so schön singen gehört!", schniefte ich und er zog mich lächelnd auf seinen Schoß. „Danke, ich fühle mich sehr geehrt." Ich legte meine Arme um seinen Hals und küsste ihn vorsichtig. „Du bedeutest mir so viel.", flüsterte ich. Er lächelte und strich mir sanft über den Rücken. „Du mir doch auch." Ich schüttelte den Kopf. „Es ist mehr.", flüsterte ich und er sah mich fragend an, während er mir weiter über den Rücken strich. „Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr!", flüsterte ich kaum hörbar. Augenblicklich erstarrte er in seiner Bewegung und starrte mich an. Oh je. Er löste seinen Blick von mir und legte seinen Kopf auf meine Schultern. Wir saßen eine ganze Zeit so da, bis er irgendwann wieder seinen Kopf hob und mich anlächelte. „Ich denke, der Kuchen ist fertig." Ich kletterte von seinem Schoß und ging in die Küche. Florian folgte mir und stellte den Backofen aus, um den Kuchen zu begutachten. „Sieht gut aus!", sagte er und lächelte mich an. Ich nickte wieder und versuchte mich auch an einem Lächeln. Er hatte nicht gesagt, dass er mich auch liebte. Ich weiß, es war nicht selbstverständlich und ich hätte das auch nicht gleich erwarten sollen, aber irgendwie war ich davon ausgegangen. Ich seufzte innerlich und betrachtete Florian, wie er den Kuchen aus dem Ofen holte. Was dachte er wohl darüber? Hatte ich ihn überrumpelt? Ja, hatte ich, das war wohl offensichtlich.

Mein Freund der SchauspielerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt