Kapitel 3

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„Guten Tag, Kleiner." Perplex stand Louis da, war wie erstarrt. Ihm saß der Schock noch immer in den Gliedern, aber nach und nach schaffte er es, ein leises „Hallo" zu sagen. Schluckend ging er ein paar Schritte zurück und musterte den Mann vor ihm. Er hatte lange, gelockte Haare, moosgrüne Augen und ein Grinsen im Gesicht, das Louis einen Schauer über den Rücken jagte. An seinem Körper trug er eine eng anliegende, schwarze Hose, dessen Stoff sich an seine schlanken Beine schmiegte, und ein Oberteil, auf dem man kleine Blümchen erkennen konnte. Er sah so anders aus als die Menschen, die Louis kannte und in seinem Alltag sah. „Setz dich." Der Kleinere der beiden zuckte zusammen, als die Stimme des Unbekannten ertönte, und sofort setzte er sich wieder auf das Bett. Langsam stolzierte der Lockenkopf zu ihm, seine langen Beine arbeiteten perfekt miteinander, sodass er nicht über die eigenen Beine stolperte. Wie er das alles auf einmal steuern konnte, war Louis ein Rätsel. Seine Mutter hatte ihm erklärt, dass man es erlernen musste, und wenn man es dann konnte, musste man nicht mehr extra daran denken. (*) „Hast du Durst?", fragte der Unbekannte wieder, und Louis nickte; seine Kehle brannte wie Feuer. Schweigend füllte der Mann ihm Wasser ein und reichte es ihm, bevor er sich auf einen Stuhl setzte, den er herbeigezogen hatte. „Wie heißt du?" Forschend musterte er den Kleineren und hob eine Augenbraue, als dieser in dem Grün seiner Augen versank. Denn Louis fühlte sich so, als könnte er sich nicht losreißen, als wäre er in dem Muster versunken. Doch als der Lockenkopf das Schweigen zerriss, zuckte er zusammen und sein Blick fiel sofort auf den Boden. „Wie heißt du?" Louis konnte in seiner Stimme einen Hauch von Wut erkennen, doch nachdem er in dessen Augen sah und Neugier erkannte, entspannte er sich. Der Mann war nicht wütend auf ihn. Erleichtert trank er ein paar Schlucke von dem Wasser und stellte das Glas dann auf den Boden. Als er immer noch nicht antwortete, wurde der Mann ungeduldig, stand genervt auf, ging direkt auf Louis zu und drückte ihn in die Matratze. Seine Augen funkelten gefährlich und sein Mund war zu einer Linie geformt. Ängstlich wimmerte der Junge, fing an zu zittern und presste die Augen zusammen. „Wie heißt du?" Wimmernd flüsterte er seinen Namen und zuckte stark zusammen, als der Lockenkopf sein Kinn grob zu sich drehte. „Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!" Ein leises Winseln entkam Louis' Mund, doch er öffnete seine blauen Augen langsam und blickte ihn unter Tränen an. „Hör auf zu flennen!", zischte er, ließ aber von ihm ab. Erleichtert über seine scheinbare Abwesenheit entspannte er sich ein wenig und rutschte an die Wand, die das Bett berührte. „U – Und wie heißt d – du?" Seine Stimme zitterte, denn eigentlich hatte er sich nicht getraut, den Mann nach seinem Namen zu fragen. Wer weiß, was er dann tun würde. „Harry.", gab dieser knapp von sich, öffnete die Tür, verließ das Zimmer, schloss sie und murmelte noch irgendetwas, was Louis aber nicht verstand. Kurz darauf ließ ein Rasseln seinen Kopf nach oben schießen. Hatte Harry ihn eingesperrt? Panisch sprang er auf, hechtete zur Tür und drückte die Klinke herunter, aber die Tür war verschlossen.

Den restlichen Tag lag Louis immer in seinem Bett, starrte an die Decke und beobachte die Enten, die vor dem Haus in einem kleinen Teich schwommen. Seufzend stand er auf, ging ein wenig in dem kleinen Raum herum und wartete darauf, dass etwas passierte. Tatsächlich wurde wenig später die Tür aufgeschlossen und ein Tablett hinein geschoben, doch als Louis aus der Tür huschen wollte, war sie schon wieder abgesperrt. Frustriert fuhr er sich durch die Haare und schlug an die dicke Holztür, um diesem Harry zu zeigen, dass er ganz und gar nicht zufrieden damit war, hier bleiben zu müssen. Doch als niemand antwortete, ließ er sich seufzend an der Tür hinab sinken und sah zu dem hölzernen Tablett. Darauf befanden sich zwei Teller, der eine war gefüllt mit einer Suppe, und auf dem anderen lagen viele verschiedene Obstsorten; zwei Kiwis, eine Banane und drei Äpfel. Gierig schlang Louis alles in sich hinein, und als er den letzten Rest der Suppe auskratzte, schloss er zufrieden die Augen. So viel hatte er schon lange nicht mehr gegessen. Wie lange es wohl gedauert hatte, all die Früchte zu verschicken...bedächtig erinnerte er sich daran, wie sich der etwas saure Geschmack der Kiwi in seinem Mund ausgebreitet hatte, um dann mehr süßlich zu werden. Seufzend stand er auf und setzte sich zurück auf sein Bett, kuschelte sich in die Decke und schloss die Augen. Mit den Gedanken bei diesem Harry fiel er schließlich in einen tiefen Schlaf.

*Er fragt sich, warum Harry das alles auf einmal hinbekommt, weil die Menschen damals noch nicht wirklich wussten, dass das Gehirn alles steuert. (Das ist in Wirklichkeit nicht so, aber hier schon.)



Living for Love (Larry AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt