44. Clouded

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Jess

Man konnte eine Stecknadel im Raum fallen hören, so still war es in jenem Moment. Mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, gleichzeitig drückte ich Nialls Hand so fest, dass ich selbst das Gefühl bekam, ich würde seine Finger brechen.

„Nun, Miss Meyers, die schlechte Nachricht ist, dass ich nochmals eine kurze Untersuchung in Form eines MRTs bei Ihnen durchführen werde. Die gute Nachricht ist, dass dies sofort geschieht und wir nachher gemeinsam über das Ergebnis sprechen werden."

Erleichterung machte sich in mir breit. Eigentlich hatte ich etwas Schlimmes befürchtet, doch mit einem MRT konnte ich durchaus leben. Es tat nicht weh und ich brauchte auch keine Narkose für diese Art der Untersuchung. Auch Niall atmete erleichtert auf, vor allem als er mein mittlerweile entspanntes Gesicht sah. Ich lächelte ihm kurz zu, bevor ich mich erneut auf die Worte des Arztes konzentrierte.

„Sie werden gleich in den zweiten Stock gebracht. Dort wird das MRT gemacht und anschließend kommen Sie wieder zu mir. Mr Horan darf Sie natürlich begleiten."

Dr. Steadmans aufmunterndes Lächeln bewirkte, dass ich kurz aufatmete.

„Wir sehen uns also in Kürze", verabschiedete er sich dann von uns.

Der Begriff in Kürze erstreckte sich über fast vierzig Minuten, da das MRT eine gewisse Zeit in Anspruch nahm. Meine innere Anspannung nahm wieder zu, sobald wir uns Dr. Steadmans Büro nach der Untersuchung näherten. Jetzt kam die Stunde der Wahrheit.

„Oh Gott, mir ist so schlecht", flüsterte ich Niall zu, der beruhigend meine Hand streichelte, als wir da saßen und der Doktor sich das Ergebnis anschaute.

„Also, es ist so, wie ich es mir gedacht habe", begann er und schaute mich jetzt an.

Meine Kehle wurde trocken und mein Herz hämmerte unkontrolliert in der Brust.

„Muss ich..., muss ich operiert werden?", brachte ich mühsam hervor.

Er seufzte kurz. „Es gibt auch hier wieder eine gute und eine schlechte Nachricht. Ich nehme an, Sie möchten die schlechte zuerst hören."

Alles was ich tun konnte, war nicken.

„Sie werden nicht um eine OP herumkommen, Miss Meyers, das ist Fakt."

Ich hatte es schon lange geahnt, aber immer erfolgreich verdrängt. Der Gedanke, wieder ins Krankenhaus einrücken zu müssen, lag mir schwer im Magen. Und vielleicht würde danach alles noch viel schlimmer werden. Ich konnte beispielsweise bleibende Schäden zurückbehalten, die es mir vielleicht nicht einmal mehr erlauben würden, normal zu gehen.

„Und was ist die gute Nachricht?", hörte ich Niall plötzlich fragen, der noch immer meine Hand hielt und meinen negativen Gedankenstrom damit durchbrach.

Dr. Steadman blinzelte kurz, bevor er die nächsten Worte aussprach, die mich völlig außer Fassung brachten.

„Ihr Knie wird danach wieder vollkommen in Ordnung sein."

Es brauchte einige Sekunden, bevor ich den Sinn dieser Mitteilung erfasste.

„Vollkommen?", fragte ich sicherheitshalber nach.

„Ja."

Er wühlte kurz in den Papierunterlagen, um dann mit seiner Erklärung fortzufahren.

„Ich habe gelesen, Sie waren Balletttänzerin."

„Ja, das stimmt." Der Kloß in meiner Kehle wuchs zu einem Felsbrocken heran. „Die Ärzte in London haben mir gesagt, dass ich nie wieder tanzen kann", sagte ich leise.

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