28. Revelation

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Jess

Mein Gesicht überzog sich mit flammender Röte, als ich sein Hemd erwähnte, weil mir im Moment nichts Besseres einfiel. Ich konnte diesem Niall doch nicht sagen, dass ich total auf seine Brustbehaarung abfuhr! Oh Gott, dieser Tag kostete mich wirklich meine letzten Nerven!

Zuerst die stressige Fahrt nach London, während der wir ununterbrochen die Musik von One Direction anhörten, weil Anne darauf bestand, dass ich die Texte können müsse. Dann der Stau bis zu diesem protzigen Fünf-Sterne-Hotel, wo ein Bediensteter Annes Wagen in der Tiefgarage parkte, und wir mitsamt unserem Gepäck wie zwei Stars in die oberste Etage geleitet wurden. NJ musste echt nicht mehr alle Tassen im Schrank haben! Er hätte sich doch nicht in solche Unkosten stürzen müssen, nur um mich zu sehen. Das hätten wir viel einfacher haben können, indem er mich zuhause besuchte. Aber nein, es musste ja London sein.

Persönlich hatte ich natürlich nichts gegen diese Stadt, im Gegenteil. Ich fand sie sogar wunderschön. Nur rief sie gewisse Erinnerungen in mir wach, die ich am liebsten für immer verdrängen wollte. Das Letzte, was ich in London aktiv getan hatte, war, Ballett zu tanzen. Hier fand mein allerletzter Auftritt vor diesem verhängnisvollen Unfall statt, der mich zum Krüppel machte. Obwohl ich versuchte diese Gedanken mit aller Gewalt aus meinem Kopf zu verdrängen, gelang es mir nur zum Teil.

Glücklicherweise lenkte mich nun das Meet & Greet Programm von One Direction ein wenig ab. Ich fand es ja schon beachtlich, welche Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden, um diese Typen zu schützen. Sie mussten wirklich ziemlich begehrt sein. Eines fiel mir allerdings sofort positiv auf: Es waren keine Teenager mehr, sondern junge Männer, NJ hatte wirklich nicht gelogen.

„Möchtet ihr erst Fotos mit uns machen und dann die Autogramme, oder umgekehrt?", erkundigte sich der Typ mit den braunen kurzen Haaren und braunen Augen.

Wenn ich mich recht erinnerte, hatte er sich gerade als Liam vorgestellt. Ich überließ es Anne, darauf zu antworten, die das auch sogleich erledigte, indem sie ihre One Direction CD Sammlung auf den Tisch legte. Grinsend machten sich die Sänger daran, alles zu unterschreiben. Sie signierten auch ein Poster, welches Anne extra für mich aufgetrieben hatte, denn keiner sollte wissen, dass ich eigentlich nicht zu ihren Fans zählte.

Artig bedankte ich mich für das unterschriebene Poster, welches nun ordentlich zusammengerollt auf dem Tisch lag. Nun wurde es Zeit für die Bilder. Zu diesem Zweck platzierten sich die Jungs gemeinsam mit Anne um, bzw. hinter meinem Rollstuhl. Mehrere Fotos wurden geschossen und zum Schluss wurden sogar welche mit unseren Handys gemacht. Na toll! Dafür konnte ich mir jetzt auch nichts kaufen.

Meine Ungeduld wuchs von Minute zu Minute. Wann würde ich NJ endlich begegnen? Er hatte auf meine letzte Nachricht noch immer nicht geantwortet, wie ich gerade feststellte, als ich heimlich mein Handy checkte.

Anne schien natürlich keine Eile zu haben, sie unterhielt sich mit Harry, ihrem ehemaligen Schwarm. Wenn man mich fragte, hatte diese Schwärmerei nie aufgehört, sie war echt total von ihm angetan. Langsam wurde ich nervös und zu meiner Überraschung gab es jemanden in diesem Raum, der das zu bemerken schien. Niall, der Ire beugte sich zu mir herab und wisperte leise: „Du hast es gleich überstanden, keine Sorge."

Konnte er etwa meine Gedanken lesen? Das fand ich ziemlich erschreckend, um ehrlich zu sein.

„Wie lange dauert denn so ein Meet & Greet?", richtete ich meine Frage an ihn.

Bevor er jedoch darauf antworten konnte, meldete sich einer seiner Bandkollegen, ich glaube, es war Louis, zu Wort.

„Ich geh nochmal aufs stille Örtchen, komme gleich wieder."

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