35. Temptation

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Niall

Noch einmal schlafen und ich würde Jess endlich wieder sehen!

Aufgeregt machte ich mich ans Kofferpacken, nachdem wir unsere Skype-Session beendet hatten. Obwohl Jess noch nicht richtig laufen konnte, was zugegeben einen Wermutstropfen auf meine Seele fallen ließ, freute ich mich doch über alle Maßen, dass sie trotzdem Fortschritte gemacht hatte. Jedenfalls ließen ihre spärlichen Aussagen dahingehend dies vermuten.
Während ich ein paar dicke Pullover aus meinem Schrank holte, wanderten meine Gedanken zum bevorstehenden Wochenende.

Drei Tage Dublin bedeutete für mich nicht nur drei Konzerte auf irischem Boden, meiner Heimat, zu geben, sondern auch, dass ich meine Familie und den Großteil meiner Freunde aus meinem Leben vor der X-Factor-Zeit sehen würde. Es fiel mir schwer, es in Worte zu fassen, wie sehr ich mich darauf freute. Für gewöhnlich tauchte ich nicht mehr öfter als ein- bis zweimal im Jahr in Irland auf. Dies begründete sich darin, dass unverschämte Fans das Haus meines Vaters belagerten, sobald jemand herausfand, dass ich mich in Mullingar aufhielt. Ich hatte schon lange keinen Bock mehr darauf, zuhause gemobbt zu werden.

Deshalb zog ich es vor, meine Familie und auch meine Freunde von Zeit zu Zeit nach London einzuladen. Dort waren wir wesentlich ungestörter, da niemand wusste, wo genau mein Bungalow stand. Mit Ausnahme meiner Familie und meinen engsten Freunden hatte niemand Zutritt zu den geheiligten Horanschen Hallen.

Nur meine Fuckbuddies aus London, die seit Jess in mein Leben getreten war, jedoch ein völlig irrelevantes Level erreicht hatten, kannten die Adresse ebenfalls. Allerdings rechnete ich an diesem Abend nicht mit dem Besuch einer gewissen Dame, bei der ich mich eigentlich schon vor vier Wochen hätte melden sollen.

Gerade als ich meine Boxershorts im Koffer verstaute, hörte ich das Läuten der Klingel, was mich ziemlich verwundert dreinschauen ließ. Wer besuchte mich denn zu solch später Stunde? Willie konnte das ganz gewiss nicht sein, denn er war heute Nachmittag bereits hier gewesen, um sich einen Rüffel einzufangen, weil er meine Pflanzen nicht ordnungsgemäß versorgt hatte. Glücklicherweise waren sie aber nicht eingegangen, was bedeutete, dass Willie ebenfalls weiterleben durfte.

Unmotiviert und neugierig zugleich warf ich einen Blick auf die Überwachungskamera, um überrascht festzustellen, dass Lucy Wilmington, wohnhaft im Londoner Stadtteil Camden und Fuckbuddie Nummer eins, wenn es um einen Blowjob ging, vor dem Tor stand. Die heiße Rothaarige wartete vergeblich seit meiner Rückkehr aus Amerika auf ein Lebenszeichen von mir.

Was sollte ich denn jetzt machen? So zu tun, als sei ich nicht zuhause, kam gar nicht gut, da der Zaun, welcher sich rings um das Grundstück platzierte, einen Blick auf meinen schwarzen Range Rover freigab. Außerdem konnte sie das Licht in der Küche brennen sehen, wenn sie es drauf anlegte und sich auf ihre Zehenspitzen stellte. Stöhnend raufte ich mir die Haare, während ich fieberhaft überlegte, wie ich ihr am besten beibringen sollte, dass unsere Friends-with-Benefits-Freundschaft nun beendet sein würde.

Als ich eine Minute später die Haustür öffnete, fiel sie mir sofort um den Hals und begann mich abzuknutschen. Nur mit allergrößter Anstrengung gelang es mir, mich aus ihrem Klammergriff zu befreien.

„Hey, Baby, du drückst mir ja die Luft ab", schnaufte ich nach einer gekonnten Linksdrehung, die es mir ermöglichte, mich wieder frei bewegen zu können, ohne dass Lucys Lippen wie Saugnäpfe an meinem Hals klebten.

„Niall James Horan! Ich warte seit vier Wochen auf ein Lebenszeichen von dir und du beschwerst dich, weil ich dich leidenschaftlich küssen will?", säuselte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag.

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