Prolog

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"'Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden', so sagte es Mark Twain, doch gibt es Tage im Leben, an denen wir einfach nur hoffen, dass er ganz schnell vorbei geht, damit der nächste kommen kann.
Wir denken, dass das Leben unfair ist und das es, wenn wir etwas anderes getan hätten, auch anders gekommen wäre. Doch leider schlägt das Leben immer neue, unerwartete Wege ein, die wir oftmals nicht verstehen.
Wir gelangen an einen Punkt, der uns oft zum Verzweifeln bringt oder wir freuen uns über dieses Spiel mit dem Leben. Das Leben bringt uns manchmal schöne Dinge, die wir ohne es nie vollbracht hätten. Es schenkt uns Glück und Zufriedenheit, sowie auch die Freude an neuen Dingen.
Wir fordern das Leben immer wieder heraus mit jedem nächsten Schritt, den wir vor den Letzten setzten, und wundern uns über das Glück, was es uns beschert. Wir teilen unser Leben mit Anderen, die dazu beitragen, wie unser Leben sich entwickelt. Wir gestalten unser Leben mit Freude, Hass, Angst und Sorgen dafür, dass es irgendwie weiter geht. Wir bleiben im Leben nicht stehen, sondern rennen immer weiter geradeaus.
Wir sehen das Glück, die Freude an uns vorbei ziehen und schmecken die lieblichen Farben der Luft auf unseren Lippen. Wir fühlen, wie sich alle Härchen auf unserer Haut aufstellen und das Kribbeln im Bauch, bei jeder neuen Erinnerung. Wir fühlen uns dort heimisch, wo Glück und Liebe herrscht, wo die Luft liebliche helle bunte Farben annimmt, die man bei jedem Atemzug schmeckt. Farben, die schmecken, wie tausend und abertausend fruchtige Aromen und alle zusammen bilden ein Zusammenspiel aus Farben und Geschmäckern, die das Leben für diesen einen Moment zum Stoppen bringen.
Es sorgt für Atemlosigkeit und das warme Gefühl im Bauch, für das Kribbeln in den Fingerspitzen und Versuchung Neues zu entdecken. Das Leben bringt uns zum Lachen. Es bewegt uns dazu Neues zu tun und das Alte in Erinnerungen festzuhalten. Doch sogleich das Leben dem Menschen, das schenkt, was er am nötigsten hat und am Meisten braucht, so gibt es ihm auch das, was er am Meisten fürchtet.
Schmerz, Trauer, Verlust und die Furcht vor der Angst selbst.
Das Leben hält uns oftmals zum Narren, doch wenn es uns Dinge nimmt. Dinge, die unser Herz bei aufblühenden Gedanken zum schlagen bringt. Dinge, die unser Leben wertvoll machen. Dinge, für die wir alles lassen würden, um einfach bei ihnen sein zu dürfen.
Wenn uns das Leben diese Dinge nimmt, bricht eine Welt zusammen. Das Leben rast an uns vorbei und lässt uns fühlen, was uns unfassbar scheint. Es sind Gefühle, die unsere Welt mit einem dunklen Schleier belegen.
Einen trüben, undurchsichtigen Schleier, der alle bunten Farben und alles Glück verstummen lässt und nur die Trauer und Angst in uns weckt. Ein Schleier, der alles mit sich nimmt und nur Wut, Verzweiflung, Hass, Angst und Schmerz zurück lässt. Dieser Schleier belagert unser Leben, all unsere Gefühle und das, was unser Leben besonders macht. Wir fallen in eine Grube, ein tiefes Loch, was uns dunkler als das tiefste Schwarz vorkommt. Was tiefer als alle Klippen dieser Welt scheint. Ein Loch, was uns der Realität unmittelbar näher bringt und uns das kalte Auge des Lebens spüren lässt. Wir fallen und fallen immer weiter, bis wir uns aufrichten und wieder auf den Beinen stehen. Gefühle wie Trauer und Verlust bewältigen alle Menschen auf ihre eigene Art, doch gleichen wir uns alle. Wir bestimmen wie es weiter geht.
Das erste Mal Trauer zu erleben, erleben zu müssen, ist ein Akt der Grausamkeit. Die Trauer zu spüren, wünscht man niemandem. Es handelt sich um Trauer, die tiefe Kluften reißt und blutende Wunden hinterlässt.
Die, die für Löcher im Herzen sorgt, weil etwas fehlt, ohne das man sich das Leben nicht vorstellen kann oder möchte. Die, die uns zum Schweigen bringt und zugleich all unser Wut hinaus schreien lässt.
Es ist diese Trauer, die wir verspüren, wenn das Wichtigste auf der Welt geht. Es geht und sagt nicht wohin. Still schweigend, ohne sich ein letztes Mal umzudrehen, ohne zu winken.
Es ist einfach weg.
Es ist genau diese Trauer, die Sie alle gerade verspüren. Sie erinnert uns daran, dass wir Menschen sind, die wichtige Menschen verloren haben. Menschen, die uns mehr bedeuten, als sich in Worte fassen lässt.
Sie erzählt von der Vergangenheit, wo noch alles anders war.
Es geht schneller als wir es erwarten. Und plötzlich ist alles anders.
Sie war gerade mal 18 Jahre alt und hatte ihr Leben noch vor sich. Träume bestimmten es noch.
Sie konnte nie einen Schulabschluss erreichen, auf kein College gehen, nie in einem Studentenheim eine verrückte Party feiern. Sie durfte nie mit ihrem ganzen Herzen lieben, nie das Verlangen der Sehnsucht ertragen. Nie konnte sie wahre Schmerzen empfinden und niemals auf eigenen Beinen stehen. Sie ist von uns gegangen und kommt nicht zurück. Sie war eine wundervolle Freundin und ein Mensch, der keine Schwächen zu zeigen wagt. 'Sie war die Art von Mensch, der immer eine Lösung auf unsere Probleme wusste' Sie ist immer noch da und wacht über uns. Wir haben Erinnerungen an sie, die auch die Zeit uns nicht nehmen kann. Es ist unsere Vergangenheit und diese bestimmt unsere Gegenwart und somit auch die Zukunft. Wir sehen sie nicht mehr, dass bedeutet aber nicht, dass sie nicht mehr da ist. Sie wird immer da sein und nicht, dass wir all unsere Erinnerungen verlieren und aus unserem Kopf und Herzen verbannen müssen. Es ist eher eine Aufforderung, diese Erinnerungen mit allem festzuhalten. Niemals mehr herzugeben. Denn einzig und allein sind es die Erinnerungen, die uns zum Lieben, Trauern, Fürchten bringen.
Es ist der Grund, der uns menschlich macht. Nur durch Erinnerungen lernen wir das Leben kennen, was es uns so schwer macht. Doch all diese Erinnerungen bewahren uns nicht vor dem Tod. Sie tragen dazu bei, dass wir ihn nicht allzu sehr fürchten. Es sind Erinnerungen, die uns auf dem Boden halten und es sind Erinnerungen, die wir alle miteinander teilen wollen."
Es ist still. Totenstill.

Und ich stehe da, sehe sie alle, sie mich aber nicht.



Sakura rain - Das VersprechenWhere stories live. Discover now