48.Kapitel

10.8K 526 62
                                    

David's P.O.V

In wenigen Minuten würde mein bester Freund Grayson vorbeikommen.
Er würde hoffentlich endlich mal Licht in diese ganze Sache bringen.
Er musste es einfach.
Wenn es wirklich stimmte, dann war sie nur noch heute und morgen am Leben.
Und mittlerweile war schon wieder über ein halber Tag um, was ich mit einem Blick auf die Uhr feststellte.
Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren seitdem sie verschwunden war.
Es war definitiv zu lange her.
Emily und Isabelle hatte ich auch schon sehr lange nicht mehr gesehen.
Sie sind nach Lucys Verschwinden wieder in das Haus zurückgegangen, es bestand ja nun keine Gefahr mehr und es war besser so.
Ich konnte nicht abends von meiner ergebnislosen Suche zurückkommen und dann in die verheulten Augen der beiden schauen.
Das würde meinem Herz noch mehr wehtun.
Und ich dachte erst, dass ich gar keins besaß.
Doch konnten nicht existierende Herzen so sehr wehtun?
Konnte ein nicht existierendes Herz so viel Schmerz aber auch Glück fühlen?
Auch wenn ich ein Herz besaß, das die ganzen Jahre tot gewesen war, jetzt war es lebendig.
Jetzt lebte ich wirklich.
Ich wurde langsam unruhig.
Es war schon 16:30 Uhr und Grayson wollte eigentlich um 16 Uhr da sein.
Ich rief ihn an und er erzählte mir, dass sein Flugzeug eine halbe Stunde Verspätung hatte, er aber in ein paar Minuten bei mir wäre.
Ich legte auf und ließ mich auf die Couch sinken.
Doch was war, wenn dem Vampir das Ritual plötzlich egal war und sie jetzt schon längst tot war, ich kannte mein Mädchen doch, sie wird alles Mögliche versucht haben um zu fliehen.
Doch was war, wenn er sie für das bestraft hatte und sie dabei umgekommen war?
Nein. Ich musste stark bleiben, ich durfte daran nicht denken.
Nicht jetzt.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klingelte.
Und innerhalb von einer Sekunde war ich schon an der Tür und riss sie auf.

"Komm rein."

"Da hat es ja aber jemand eilig, noch nicht einmal Zeit seinen besten Freund nach den vergangenen Wochen zu begrüßen", sagte er und griff sich theatralisch an sein Herz.

"Hey Grayson, ich hab dich vermisst und bitte komm jetzt rein, jede Minute zählt."

Wir gingen in den Flur und er zog mit Vampirgeschwindigkeit seine Schuhe aus und legte seine Taschen ab, nur die Laptoptasche nahm er mit ins Wohnzimmer.
Ich berichtete ihm alles, was ich wusste und er wusste sofort, was er tun musste um herauszufinden, wo sich der Ort befand, an dem diese Nachricht verschickt wurde.
Ich hoffte, dass die beiden nicht schon längst woanders waren.
Ich lief unruhig im Zimmer auf und ab.
"Du machst mich nervös David, so sehr ich dich auch mag, ich werde hierfür noch etwas Zeit brauchen.
Kannst du bitte nach draußen gehen und dich abregen, jagen gehen oder so, das ist ja nicht mehr auszuhalten.
Ich ruf dich, wenn ich etwa herausgefunden habe."

Ich ging durch die Balkontür in den Garten und ließ mich auf einem Liegestuhl nieder.
Doch nach ein paar Sekunden stand ich wieder auf.
Ich konnte einfach nicht still sitzen, ich hoffte dass Grayson sich beeilt und schnell etwas herausfand.
Ich musste jetzt einfach jagen gehen um auf andere Gedanken zu kommen.
Nach einer Stunde kam ich gesättigt wieder ans Haus zurück.

"David", hörte ich die Stimme meines besten Freundes.
Innerhalb weniger Sekunden stand ich schon neben ihm.

" Was hast du herausgefunden?"
"Hier", er drehte seinen Laptop zu mir.
"Sagt dir dieser Ort etwas?"

Ich schaute auf die Karte und mir fiel es wie Schuppen von den Augen.
Sie war in Frankreich, in dem Schloss, wo ich meine Kindheit verbracht hatte.
Ich war geschockt.
War dieser Vampir, der meine Freundin entführt hatte etwa mein Bruder?
Aber wieso?
Er wollte sich rächen
wegen damals, weil ich sein Mädchen versehentlich getötet hatte, auf das er sich geprägt hatte.
Doch eins verstand ich nicht, wieso hatte er Lucy dann nicht schon längst umgebracht?

"Ja ich kenne diesen Ort, das ist mein ehemaliges Zuhause."
"Gut dann weißt du ja wo es ist und wir müssen diesen Ort nicht erst noch suchen."
"Wir?"
" Du denkst doch wohl nicht, dass ich dich alleine da hingehen lasse."

"Doch, aber ich kenne deinen Sturkopf, du wirst nicht nachgeben, bis ich ja sage.
Hast du schon einen Flug gebucht? Wir können ja schlecht von Arizona nach Paris übers Wasser laufen."

"Ja hab ich, der nächste Flug geht schon um 23 Uhr."

Mittlerweile war es schon 18 Uhr.
Wir beschlossen uns ein Taxi zu nehmen, da wir noch viel Zeit hatten und uns so unsere Kräfte sparen konnten.
Während der gesamten Taxifahrt waren meine Gedanken bei ihr.
Ging es ihr einigermaßen gut?
Was hatte mein Bruder ihr angetan.
Alleine bei dem Gedanken, dass mein Bruder schuld daran war, dass ihre beiden besten Freundinnen gestorben sind und beinahe ihre Schwester und Isabelle, bekam ich so einen Hass auf ihn.
Ich konnte ihn verstehen, wieso er Rache wollte, aber trotzdem egal wie viele Menschen er auch tötete dieser Schmerz wird immer bleiben.
Es tat mir doch so verdammt leid, aber es war ein Unfall, dass sie gestorben war.
Ich hatte es doch nicht geplant.
Mittlerweile befanden wir uns am Flughafen und bekamen mitgeteilt, dass unser Flug nach Paris erst um 3 Uhr starten würde.
Bei den Gründen wieso dies so war hörte ich schon nicht mehr zu.
Wenn das Flugzeug um 3 Uhr losflog und von hier nach Paris waren es 10 Stunden 40 und wir eine Zeitverschiebung von 9 Stunden hatten würden wir um 23 Uhr circa den Flughafen in Paris verlassen können.
Zum Glück hatte Grayson einen Non-Stop Flug gebucht.
Aber trotzdem, es blieb uns voraussichtlich noch eine Stunde.
Eine Stunde um von Paris nach Rouen zukommen.
Rouen war gut eineinhalb Stunden mit dem Auto vom Pariser Flughafen weg.
Und zu Fuß einen Tag, doch Grayson und ich werden dafür wahrscheinlich nur 45 Minuten brauchen.
Dann blieben immer noch 15 Minuten um das schlimmste zu verhindern.
Manchmal kamen einem Menschen 15 Minuten wie eine halbe Stunde vor doch uns werden diese 15 Minuten wie 5 Minuten vorkommen.
Wir mussten es rechtzeitig zu ihr
schaffen.
Sie durfte nicht sterben.

Entführt von einem VampirWhere stories live. Discover now