46.Kapitel

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"W-wann ist die nächste Vollmonds Nacht?"
"In drei Tagen."

Was? In drei Tagen.
David würde mich niemals in drei Tagen finden.
Das war unmöglich.
Ich hatte keine Kraft mehr und ließ mich erschöpft nach hinten fallen.

"Ich lass dich dann mal alleine, aber komm nicht auf die dumme Idee abzuhauen."

Ich hauchte ein leises "Ja."
Zu mehr war ich nicht im Stande.
Ich lag leblos auf diesem Bett, was anscheinend für die letzten drei Tage meines Lebens mir gehörte. Drei Tage.
Drei Tage waren eine kurze Zeit im Vergleich dazu, dass ich 80 oder älter hätte sein können.
Doch wie sollte ich wissen, dass ich noch nicht einmal mein 19. Lebensjahr erreichen werde.
Ich starrte an die Decke.
Ich bin ein Engel.
Hatte das irgendwelche Vorteile für mich?
Ich glaubte schon, da Dylan ja meine Kraft wollte.
Waren Engel eigentlich unsterblich wie Vampire?
Und noch viele weitere unzählige Fragen schwirrten in meinem Kopf herum.
Wüsste ich doch nur die Antwort.
Ich wusste nichts über Engel.
Würde Dylan mir vielleicht etwas erzählen, wenn ich ihn lieb darum bitte?
Ich meinte, diesen letzten Wunsch konnte er mir doch wenigstens erfüllen.
Ich hätte David gerne noch einmal vor meinem Tod gesehen und hätte ihm gesagt, wie sehr ich ihn doch liebte.
Ich hätte ihm gesagt, dass ich ihm dankbar bin, dass er mich damals entführt hatte, da ich ihn dann kennenlernen durfte.
Meine große Liebe.
Ich hatte niemals daran geglaubt, dass es so etwas gab, geschweige den einen Freund zu haben, der mich liebt und den ich liebte nach der Sache mit Liam.
Es hat Monate gedauert, bis ich mein Leben wieder in den Griff bekommen hatte.
Ich litt unter starken Depressionen und wollte mich schon wie oft umbringen.
Ich hatte Liam so sehr geliebt und er hatte mir mein Herz gebrochen.
Doch ich wollte nicht länger über meine Vergangenheit nachdenken, denn sie war vergangen, die Vergangenheit war nur dafür da um uns zu dem zu machen was wir jetzt waren.
Die Gegenwart war das, was im Moment wichtig für mich war, den die Zukunft..
Meine Zukunft würde genau noch drei Tage existieren.
Drei Tage.
Ich kam mir so vor, als hätte mir mein Arzt gesagt, dass ich noch drei Tage zu leben hätte.
Wäre dies wirklich der Fall und ich wäre nicht eingesperrt, würde ich in meinen letzten drei Tagen so viele Sachen machen, die ich schon immer mal tun wollte.
Ich würde wahrscheinlich mal Bungee Jumping ausprobieren und viele verschiedene andere Sachen, doch dass ich eingesperrt war hinderte mich natürlich daran.
Ich setzte mich langsam wieder auf.
Es brachte ja nichts, die ganze Zeit auf dem Bett zu liegen und nachzudenken.
Ich musste zumindest versuchen einen Ausweg zu finden.
Vielleicht würde mir wirklich meine Kraft helfen, da ich ein Engel war.
Es war immer noch unglaublich.
Mein ganzes Leben hatte ich gedacht, ich wäre ein Mensch, wie jeder andere, doch dies war ich nicht.
Ich stand langsam auf um mein Zimmer zu erkundigen.
In "meinem Zimmer" befanden sich nur ein Bett, ein Schreibtisch mit Stuhl davor und ein großer Schrank.
Da der Schreibtisch leer war ging ich auf den Schrank zu.
Er ließ sich erst nicht öffnen, doch ich rüttelte weiter an dem Griff, bis er sich mit einem lauten Quietschen öffnete.
Ich hoffte sehr, dass Dylan ein bisschen schwerhörig war, aber das war er nicht, er ist schließlich ein Vampir. Naja zumindest wäre es gut,  wenn er weit weg von diesem Raum gewesen war, als ich dieses Ungetüm von Schrank geöffnet hatte.
In dem Schrank befanden sich unzählige Frauenkleidungsstücke.
Von festlich bis hinzu alltäglichen Sachen, war fast alles da, was man benötigt.
Ich durchwühlte die Sachen.
Ich hoffte, dass ich irgendetwas Nützliches fand.
Tatsächlich, ich fand eine Tasche im unteren Teil des Schrankes.
Sie war unter ein paar Pullovern versteckt.
Ich zog sie behutsam heraus und stellte sie auf den Schreibtisch.
Ich öffnete langsam die Tasche und hervor kam ein Laptop.
Ich hatte doch einmal Glück in meinem Leben.
Obwohl mit David hatte ich ja auch Glück gehabt.
Oder das Schicksal wollte es so, oder was auch immer.
Ich klappte den Laptop auf und schaltete ihn an.
Ich setze mich auf den Stuhl und hoffte, dass er schnell genug hochfuhr, bevor Dylan auf die Idee kam mir einen Besuch abzustatten.
Was machte ich, wenn der Laptop passwortgeschützt war?
Nach ein paar Sekunden war er dann endlich hochgefahren und ohne dass ich ein Passwort eingeben musste.
Okay, was sollte mir eigentlich ein Laptop ohne Internet bringen?
Ich meine Bilder oder Musikdateien werden mir schlecht weiterhelfen.
Doch dann sah ich noch einmal genau auf die untere Bildschirmseite und sah, das mir vertraute Zeichen, dass der Laptop mit einem WLAN Gerät verbunden war.
Meine Augen wurden groß und ich strahlte, vielleicht gab es ja doch noch einen Weg hieraus.
Und jetzt soll niemand mehr sagen, dass das Internet unnötig und nicht lebenswichtig ist.
Denn vielleicht rettete das Internet gerade mein Leben.
Ich klickte auf den Internet Browser und gab Facebook in die Suchleiste ein.
Nach ein paar Minuten war ich schon auf der Seite und hatte mich in meinen Account angemeldet.
Zum Glück war David ein neumodischer Vampir und hatte Facebook und hatte erst vor wenigen Wochen meine Freundschaftsanfrage angenommen.
Ich klickte auf das Nachrichtensymbol um ihm eine Nachricht zu schreiben.
Mein Herz schlug schneller, Dylan konnte jeden Moment hereinkommen und meinen Plan durchkreuzen.
Ich tippte schnell ein: David. Bitte hilf mir. Ich lebe noch, aber nur noch drei Tage.

Ich sendete die Nachricht  schnell ab und schrieb eine weitere Nachricht an ihn.
Du musst schnell kommen bitte. Dylan, dein Bruder will mich umbringen.

Doch bevor ich diese Nachricht auch noch abschicken konnte,  stand urplötzlich Dylan hinter mir und umklammerte mit starkem Griff mein Handgelenk.

"WAS ZUR HÖLLE TUST DU DA?"
"Ich-ich..."

Er nahm den Laptop und warf ihn mit voller Kraft an die gegenüberliegende Wand.

"Böses Mädchen. Böse Mädchen müssen bestraft werden."

Ein sadistisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Er nahm meine Hand und zog mich grob von meinem Stuhl.

Entführt von einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt